Die Erfolgsformel der Schweizer Liga

Höherer Zuschauerschnitt, moderne Stadien, mehr Budget: Die Schweizer Raiffeisen-Super League gilt in vielen Bereichen als Benchmark für die österreichische Liga. 90minuten.at hat sich mit Claudius Schäfer, CEO der Schweizer Liga, über die Erfolgsfaktoren

 

Stolz verkündete die Schweizer Super League im Dezember die neuesten Zuschauerstatistiken: Bereits zum sechsten Mal in Folge konnten die Eidgenossen einen Zuschauerschnitt von über 11.000 Fans verzeichnen. Durchschnittlich 11.091 Fans besuchten in der ersten Saisonhälfte die Spiele der obersten Schweizer Liga. Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres liegt der Durchschnitt um 65 Besucherinnen und Besucher pro Partie höher.

 

Die Trends in Österreich und der Schweiz könnten gegensätzlicher nicht sein. Während die Schweiz sich über Zuwächse freuen konnte, sank der Zuschauerschnitt in Österreich seit 2008 von 9.284 auf 6.165 (2013/14). Im ersten Halbjahr verkündete die österreichische Liga nach 18 Bundesliga-Runden einen Schnitt von 6.643 Zuschauern pro Match (siehe Grafik). Immerhin gab es zuletzt auch in Österreich in der ersten Saisonhälfte 2014/15 einen Anstieg von knapp sechs Prozent in Österreich. Ob dieser jedoch nach dem bislang eher schwachen Frühjahr zu halten ist, ist fraglich. Nicht zuletzt auch deswegen startete die österreichische Liga letztes Jahr eine Infrastrukturoffensive und zuletzt auch eine Imagekampagne.

 



 

„Geschlossene Liga"
Maßnahmen, die in der Schweiz schon vor Jahren umgesetzt worden sind. „Die Schweizer Liga wird immer mehr zu einer geschlossenen Liga. Es geht dabei auch um Investitionsschutz. Wenn jemand so viel Geld in die Hand genommen hat, dann will er auch oben mitspielen. Wir hatten beim FC St. Gallen das Beispiel: die sind mit dem neuen Stadion runter in die zweite Liga. Das ist eine ganz schwierige Situation", erzählt Claudius Schäfer, CEO der Schweizer Liga, im Gespräch mit 90minuten.at. Schäfer ergänzt: „Nur mit einem modernen Stadion verdient man Geld im Fußball. Es gibt Parameter, die enorm wichtig sind. Ein Zuschauer muss ein Dach über dem Kopf haben. Er muss modern sitzen können und es muss auch eine gewisse Kapazität vorhanden sein."

 


Keine Dorfilga-Bilder in der Schweiz

Derzeit setzen die 10 Vereine der höchsten Liga laut Schäfer pro Saison 260 Mio. Euro um – und damit um 100 Mio. Euro mehr als die österreichischen Vereine. Wenn man die beiden finanzkräftigen Klubs FC Basel (Geschäftsbericht 2013) und Red Bull Salzburg wegrechnet, sieht es aus österreichischer Sicht nicht viel besser aus (siehe Grafik). So wie in Österreich gibt es in der Schweiz aber auch die kleinen Vereine mit 5-6 Mio. Euro Budget. „Darunter geht es aber nicht mehr", so Schäfer. Im Vergleich dazu: Wiener Neustadt und Grödig hatten in der vergangenen Saison ein Budget von vier Mio. Euro.

 



 

Bilder von Dorfplätzen, wie man sie aus Österreich noch allzu gut kennt, wären in der Schweiz nicht möglich. Die Infrastrukturkriterien in der Schweiz sind deutlich höher als in Österreich. Nur wer ein gültiges Baugesuch für ein neues Stadion hat, darf mit einem „alten" Stadion in der obersten Schweizer Liga mitspielen. Schäfer: „Ein altes Stadion mit einer Stadion-Kneipe, das ist nicht Profifußball, das ist nicht höchstes Niveau. Mit einem alten Stadion verdient man kein Geld." Unprofessionelle Wortmeldungen wie zum Beispiel über Sinn und Unsinn von Rasenheizungen hat die Schweiz im Gegensatz zu Österreich längst hinter sich gebracht, auch wenn die Schweizer Liga so wie die tipico-Bundesliga noch nicht komplett mit Rasenheizungen ausgestattet ist

 

Geringer Austausch
Der Austausch zwischen erster und zweiter Liga in der Schweiz wird geringer. Bis vor wenigen Wochen führte der FC Wohlen die Tabelle an. Eine Lizenz wäre unter den aktuellen Infrastrukturkriterien für diesen Verein undenkbar. Derzeit sieht Schäfer zu den aktuell zehn Vereinen in der obersten Liga nicht viele Vereine, die noch nach oben dazustoßen könnten: „Wir haben 10 Vereine in der obersten Liga, die logischerweise die Kriterien erfüllen und dann noch Servette Genf, Lausanne und auch Lugano." Wenn der Meister der zweiten Liga die Kriterien nicht erfüllt, dann sieht die Schweizer Liga vor, dass bis zum neunten Platz nachgerückt werden kann. Kurz gesagt: Bis sich eben ein Verein findet, der die Infrastruktur-Kriterien erfüllt. Damit steht jedoch nicht immer der sportliche Aspekt an erster Stelle. Es führt aber dazu, dass in der obersten Liga nur Klubs tätig sind, die den Namen Profifußball auch verdienen.

 


Zentralvermarktung: Einen Schritt voraus
Einen Schritt weiter ist die Schweizer Liga auch beim Thema Zentralvermarktung. 28 Mio. Euro pro Jahr jährlich lukriert die Schweizer Liga aus dem TV-Vertrag und der Zentralvermarktung. Das Paket beinhaltet das unter anderem das Titelsponsoring von Raiffeisen und 40 Minuten Werbepräsenz pro Spiel auf den LED-Banden. Zum Vergleich: Die österreichische Liga generiert 20 Mio. Euro aus dem TV-Vertrag und rund 1,5 Mio. Euro aus dem Ligensponsoring.

 

Keine Diskussion zum Ligenformat
Keine Diskussion gibt es für Schäfer übrigens beim Thema Ligenformat: „Das Ligaformat mit zwei Ligen mit je 10 Klubs kommt aus Österreich. Wir haben die zweite Liga von 16 auf 10 Klubs reduziert und dafür war Österreich ein Beispiel. Darüber wird auch nicht mehr diskutiert. Es gibt keinen idealen Modus aber dieser ist der Beste und ich glaube, der Erfolg gibt uns Recht."

 

„Bin überzeugt, dass der Abstand verringert wird"
Schäfer sieht die österreichische Liga aufgrund der zuletzt beschlossenen Aktivitäten jedoch wieder auf einem guten Weg und meint diplomatisch: „Vor einigen Jahren war es genau umgekehrt, da sind die österreichischen Fußballer den Schweizern um die Ohren geflitzt. Jetzt sind wir einen Tick weiter vorne. Aber mit diesen Visionen und Zielen, die unseren sehr ähnlich sind, bin ich überzeugt, dass der Abstand verringert wird. Bei den Juniorenmannschaften sieht man das schon, dort haben die Österreicher einen riesen Sprung nach vorne gemacht."