Die ‚geilste Liga' ohne Perspektive

Die „geilste Liga aller Zeiten" ist zu alt, zu harakiri, hat zu wenig frisches Blut. 90minuten.at hat sich in der Liga auf Spurensuche gegeben, warum es nicht funktioniert und wieder einmal festgestellt, dass eine Lösung der Problematik nicht in Sicht ist

 

In unserer Analyse haben wir bereits festgestellt, dass die vermeintliche Ausbildungsliga erstens im Durchschnitt ältere Spieler beschäftigt als die tipico-Bundesliga und zweitens, dass es nur sehr wenige von der „Talenteliga" in die Bundesliga schlussendlich schaffen.

 

Wo sind die jungen Kicker geblieben?

„Eigentlich wären sie eh da", meint etwa Austria-Lustenau-Präsident Hubert Nagel im Gespräch mit 90minuten.at. „Aber die wirklichen Talente gehen schon bevor sie 20 Jahre alt sind ins Ausland. Die Starken kann sich Red Bull leisten, dann kommt Rapid und der Rest bleibt übrig", so der langjährige Vereinsfunktionär. Von der Quote hält er aber nichts. Man nehme „so viele gute Junge, wie eben am Markt sind", aber auf Zwang ginge das nicht. Wo es nichts gibt, könne man nichts herzaubern.

 

Gar nicht gezaubert wird in Kapfenberg. Dort wird seit mehr als einem Jahrzehnt auf den Nachwuchs gesetzt. Gemeinsam mit der Gemeinde wird das Kapfenberger Nachwuchsmodell betrieben. In einer Sportoberstufe werden Fußball, Basketball und Eishockey mit der Matura verbunden. Auch an der örtlichen FH kann studiert und trainiert werden. Am Ende steht ein Altersschnitt von unter 23 Jahren und mit ein bisschen mehr Spielglück sogar der Anschluss an die Tabellenspitze. Präsident Erwin Fuchs meint aber auch: „Wir müssen nicht unbedingt aufsteigen, da tun wir uns leichter als andere." Es ist teuer, es ist „Knochenarbeit", aber Fuchs empfiehlt den anderen Klubs, die aufsteigen wollen, sich auch so zu verhalten.

 

Schuld ist das Ligenformat!?
Beide Verantwortlichen sind sich aber bewusst, dass der Hund im Modus begraben ist. Zwei Fixabsteiger verleiten nun einmal viele Teams dazu, vielleicht dann doch den Routinier statt des Youngsters auf den Rasen zu schicken. „Die Gefahr ist groß, dass man aus dem Profigeschäft fliegt, wenn man zu viel auf die Jugend setzt", sagt Fuchs dazu. Nagel meint dazu emotionslos, dass man halt „flexibel" sein müsste. Gebe es einen guten Jungen, dann solle der spielen, gebe es einen besseren Älteren, dann käme der dran.

 


Es ist aber nicht nur das Format
„Im Vergleich zu vor fünf Jahren ist es besser", sagt dazu Sky-Experte Martin Scherb, selber viele Jahre Trainer beim SKN St. Pölten in eben dieser Spielklasse. „Von der Attraktivität her ist man dort, wo man hin will, aber sonst noch nicht." Den Druck mit zwei Absteigern beschreibt er als ein Spiel „ums nackte Überleben". Auch wenn der FAC dieses Jahr schon deutlich abgerissen ist, bleibt noch immer ein weiterer Abstiegsplatz stehen. Wie das gelöst werden kann, steht allerdings in den Sternen. Die Liga sei zwar spannend gewesen, gut wäre das aber nicht. Denn ein Mittelfeld gebe es in der Zehnerliga nicht. Vier Klubs würden mehr oder weniger dringend gerne aufsteigen, der Rest nicht absteigen. „Das ist fürs Fernsehen gut", so Scherb.

 

„Mir fehlen schon auch die Jungen", meint Scherb weiter. Doch er spielt den Ball auch wieder an die Klubs zurück, möchte nicht das Format für alles verantwortlich machen. Hätte man beispielsweise einen erfahrenen Rechtsverteidiger, müsse man eben im Nachwuchs schauen, ob es einen Back-up gibt, der in ein, zwei Jahren die Rolle des Oldies übernehmen kann. Gegebenenfalls müsse halt ein neuer geholt werden.

 

Mögliche Lösung?
Die Präsidenten Fuchs und Nagel sind sich bei zwei Themen einig: Zwei Absteiger sind zu viel. Und die Zehnerliga muss bleiben. Das gebietet irgendwo der gesunde Menschenverstand. Eine Sechzehnerliga wäre fast unfinanzierbar, so Nagel, da der TV-Kuchen auf mehrere Vereine aufgeteilt wird.

 

Nur wenn man nicht in der totalen Angst vor dem Abstieg in die Regionalliga leben muss, dann könne man mehr auf die Jugend setzen. Ein Ansatz, der – gepaart mit bekannten wirtschaftlichen Beschränkungen – in der Bundesliga durchaus funktioniert. Wie eine Lösung irgendwann aussehen sollte, da sind sich die beiden nicht einig. Hubert Nagel plädiert für eine dritte Liga mit Zweitvertretungen der Bundesligisten und starken Landesligen darunter. Fuchs könnte sich ein Aufstiegsplayoff mit den drei Regionalligameistern und dem letzten der zweiten Liga vorstellen.

 

Der Fan kann dieses Jahr zufrieden sein. Sechs Landeshautstädte und große Namen sind da. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass mit der Vienna und vielleicht sogar Blau-Weiß Linz noch mehr Attraktivität folgt. Doch es muss alles stimmen – siehe Austria Salzburg.

 

Es ist wie bei den Ärzten: Fragt man drei bekommt man vier Antworten. So ähnlich verhält es sich auch bei der Sky-Go-Ersten-Liga. Direktaufstieg, ein oder zwei Absteiger, Play-Off, dritte österreichweite Liga, etc. – gute wie schlechte Ideen gibt es viele, eine Lösung jedoch nicht.

>>> Analyse - Die Heute-für-die-von-Gestern-Liga

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