Der Mann, der für 25 Fußballvereine gespielt hat
Fussballern, die während ihrer Karriere in vielen verschiedenen Clubs spielen, wird manchmal mangelnde Loyaliät nachgesagt. Aber einige suchen einfach nur aktiv die Möglichkeit, die Welt zu bereisen, während sie spielen. Der deutsche Torwart Lutz Pfannens
Lutz Pfannenstiel wuchs in einer kleiner bayrischen Stadt im Süden Deutschlands auf und spielte als Torwart in der U17 Nationalmannschaft. Das Angebot für den FC Bayern München zu spielen, lehnte er ab mit der Begründung „Mir ging es nie ums Geld. Es ging nie darum, ein berühmter Fussballer zu werden. Ich hätte für die Mongolei oder Madagascar oder auf dem Mond gespielt. Ich wollte einfach nur Fussball spielen." Pfannenstiel entschied sich immer für die Teams, bei denen er wusste, dass er regelmäßig spielen würde. Die zweite Wahl bei einem großen Club zu sein, war keine Option für ihn. Für Pfannenstiel wäre es ein Alptraum gewesen, auf der Bank sitzen zu müssen. Seine außergewöhnliche Transferkarriere begründet er damit, dass er jedes Mal begonnen hätte nach anderen Clubs Ausschau zu halten, wenn die Chancen auf einen Stammplatz in der ersten Mannschaft unsicher waren.
Erste Auslandsstation Penang
1993 verließ er München, um nach Penang/Malaysien zu wechseln – sein erstes Engagement außerhalb der deutschen Grenze. Bei seiner Tour durch die Clubs in Europa, Ozeanien, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika spielte er in über 500 Stadien. Aber es ging ihm nie nur um das Spiel an sich. Als Weltreisender liebte Pfannenstiel es, neue Kulturen und Lebensräume zu entdecken. „Das Herumreisen wurde für mich zur Sucht. Die Kulturen, die Tiere, die Sprachen, das Essen waren Dinge, die ich immer erleben wollte. Es war mir nicht gut genug, nur ein Fussballspieler zu sein."
Die Stationen von Lutz Pfannenstiel (Foto: CNN)
Anklage wegen Spielbetrugs
Die traumatischste Phase seiner Karriere erlebte er in Singapur, wo er wegen Spielbetrugs angeklagt wurde. Er verbrachte 101 Tage in einem der gefährlichsten Gefängnisse weltweit. „Es gab kein Bett, keine Toilette, nur ein Loch. Außerdem verbrachte man seine Zeit mit Schwerkriminiellen, in meiner Zelle waren Vergewaltiger und Mörderer untergebracht. Und ich war nur aus dem Grund da, weil der Richter meinte, ich würde zu gut spielen."
Pfannenstiel schaffte es, sich zu rehabilitieren und wurde entlassen. Doch schon kurze Zeit später befand er sich in einer neuen, kritischen Situation, bei der er um sein Leben kämpfte. Während eines Spiels für Bradford Park Avenue in England stieß er mit einem Mitspieler zusammen und wurde noch auf dem Platz für tot erklärt. „Es war kein Puls und kein Herzschlag spürbar. Im Prinzip war ich tot." Er konnte jedoch erfolgreich wiederbelebt werden und überwand diese Nahtoderfahrung durch das, was er am meisten liebte: Clubs zu wechseln und die Welt zu bereisen.
Freunde auf der ganzen Welt
2011 beendete Pfannenstiel seine aktive Spielerkarriere, nimmt aber weiterhin unterschiedliche Rollen im Fußballsport ein. Als Scout für den deutschen Bundesliga Club TSG Hoffenheim sucht er den Planeten nach talentieren Spielern ab. Außerdem arbeitet er als Fernsehkommentator und hat ein Buch über seine Reise geschrieben. „Ich habe durch all meine Erfahrungen dieses Wissen erlangt, das mir nun eine besondere Position in der Welt des Fussballs beschert. Denn ich kenne den Vorsitzenden eines Clubs in Argentinien, ich kenne den Präsidenten der Fussballvereinigung in Mali, ich habe Freunde auf der ganzen Welt. Wenn du eine Information über einen Spieler brauchst, gib mir einfach nur seinen Namen und ich kann dir sagen, was er gerne jeden Samstag zu Abend isst."
Hollywood?
Inzwischen ist auch Hollywood auf Pfannenstiel aufmerksam geworden und versucht, sich die Rechte an der Geschichte des Weltreisenden zu sichern. Und obwohl er keine Titel oder Trophäen gewonnen hat, wird es genug Episoden geben, um über das Leben dieses einzigartigen Fussballspielers zu berichten.