Das ‚Erlebnis Borussia Dortmund': Neue Konkurrenz für Rapid & Co
Borussia Dortmund kommt mit seiner Fußballschule im Sommer nach Österreich. Doch es geht primär nicht darum, neue Talente zu suchen. Vielmehr will der Kultklub sein Image auch außerhalb von Deutschland auf hohem Niveau halten. Und tritt damit in direkte K
Das Schmidastadion in Großweikersdorf (NÖ), das Birkenstadion in Oberwölz (Stm.) und das Waldstadion in Kematen (NÖ) – das sind die Spielorte, an denen sich Borussia Dortmund im Juli und August die Ehre gibt. Allerdings tritt mitnichten die Kampfmannschaft des deutschen Bundesligisten gegen die örtlichen Fußballvereine an. Vielmehr schickt der Club für jeweils eine Woche ein Team aus zertifizierten Nachwuchstrainern zur BVB Evonik Fußballschule – nach Österreich. Dabei kommen maximal 80 Kinder im Alter zwischen sieben und 13 Jahren in den Genuss der schwarz-gelben Fußballkunst. Wer aber glaubt, dass sich die Dortmunder mit ihrem Kinder-Trainingslager auf die Suche nach den nächsten Österreich-Legionären machen, der irrt.
Großer Zuspruch
„Eigentlich habe ich es dem BVB eingebrockt, dass er seine Fußballschule auch nach Österreich gebracht hat", erzählt Helmuth Fara. Seine frisch gegründete Agentur Fara Fußball veranstaltet die Ferienkurse seit diesem Jahr. Als jahrzehntelanger Fan von Borussia Dortmund wusste Fara, dass der Club seit 2011 interessierten Kindern in Dortmund die Möglichkeit bietet, das ganze Jahr über Dribblings, Pässe und Torschüsse sowie taktische Grundverhaltensweisen zu lernen. „Das kann man doch auch bei uns in Österreich machen", dachte sich Fara – und schickte den Verantwortlichen der Borussia eine Anfrage mitsamt Konzept. Mit einer Antwort hatte der Nachwuchsleiter des ASK Kematen nicht gerechnet. Als aber doch eine kam, ging es an die Planung, und im vergangenen Sommer hatte die Fußballschule des BVB auf dem Gelände des ASK seine Premiere außerhalb Deutschlands.
Heuer macht die Veranstaltung drei Mal Station in Österreich, Fara hat neben der Sportstätte seines Heimatvereins auch die von Blau-Weiß Großweikersdorf und der Sportunion Oberwölz als Trainingsorte organisieren können. Um die Anmeldungen kümmert sich Fara auch – und hat damit alle Hände voll zu tun. „Das Interesse ist riesig", sagt er. „Von der Nachfrage her könnte ich an jedem Kurs weit mehr Kinder teilnehmen lassen als die 80, die wir maximal annehmen." Das wollen aber weder Borussia Dortmund noch Fara, denn: „Qualität ist das Wichtigste für uns, und wenn es die Trainerkapazität nicht hergibt, dann machen mehr Kinder auch keinen Sinn."
„Erlebnis Borussia Dortmund" transportieren
Die jungen Teilnehmer werden von vier bis fünf Coaches betreut, die extra aus Dortmund anreisen und seit Jahren im Nachwuchs des BVB tätig sind. Auf Legenden als Zugpferde wird verzichtet. „Prominente Alt-Kicker wird man nicht antreffen, dem Verein geht es ausschließlich um den pädagogischen Hintergrund der Trainer", so Fara. Zehn Einheiten in fünf Tagen stehen für die Kinder auf dem Plan, dazu bekommen sie je ein Shirt, eine Hose, Stutzen und Trinkflasche im BVB-Look. Am Ende der Woche erhalten sie außerdem eine Medaille und eine Teilnehmerurkunde.
Neben dem Fußball steht allerdings auch das Vermitteln von sozialen Werten im Mittelpunkt. An die Spielregeln, die Dortmunds Trainer Jürgen Klopp im Jahr 2011 für die Profis aufgestellt hat und die bis zu den Borussia-Nachwuchsmannschaften gelten, hält man sich auch in der Fußballschule. Fairplay, Respekt und Vertrauen sind einige der (selbstverständlichen) Eckpfeiler der Klopp'schen Philosophie, vor allem sollen die Teilnehmer aber eines haben: Freude am Sport.
Konkurrenz für Rapid & Co
Und auch wenn es nicht das Ziel des BVB ist, neue Talente zu entdecken, so passiert es zuweilen doch. „Letztes Jahr wurden drei oder vier Kinder zum Probetraining eingeladen, nachdem sie an der Fußballschule in Dortmund teilgenommen haben", berichtet Fara. Ganz ausgeschlossen ist eine Karriere in Schwarz-Gelb für heimische Jung-Kicker also nicht.
Aber was genau hat der deutsche Club davon, fernab seines eigenen Einzugsgebietes Fußballkurse abzuhalten? „Dem Verein geht es darum, das ‚Erlebnis Borussia Dortmund' zu transportieren", erklärt Helmuth Fara. Die Fußballschule ist also vor allem eine Imagekampagne mit Mehrwert: Die Kinder haben Spaß am Fußball, erleben den Club hautnah – und sofern sie am Anfang der Woche noch keine BVB-Fans waren, stehen die Chancen gut, dass sie es danach sind.
Die Konkurrenz für Klubs wie Rapid, Austria & Co wird also noch größer: Nicht nur, dass es im immer größer werdenden Freizeitangebot immer schwieriger wird, mit dem Thema Fußball durchzudringen, müssen sich die heimischen Klubs in Punkto Fangewinnung jetzt auch der internationalen Konkurrenz im eigenen Land stellen. Denn eines ist seit einigen Jahren klar zu erkennen: Im Medienzeitalter des 21. Jahrhunderts suchen sich die Kicker von Morgen ihre Lieblingsklubs und Idole nicht mehr nur ausschließlich innerhalb der rot-weiß-roten Grenzen aus. Im Gegenteil.
Im Rahmen von Sport & Marke am 20./21. April diskutiert 90minuten.at-Chefredakteur Michael Fiala mit Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer, Philip Newald, Geschäftsführer von tipp3, Andy Marek, Klubservice-Leiter des SK Rapid Wien und Jochen Sauer, Geschäftsführer von FC Red Bull Salzburg über das Thema „Wie groß ist das Fanpotenzial im österreichischen Fußball"? (Infos & Anmeldung Sport & Marke)