AFC Bournemouth: Von vier auf eins in fünf Jahren
Im Frühjahr 2009 verhinderte der AFC Bournemouth nur knapp den Abstieg in die fünfte englische Liga. In der kommenden Saison spielt der Traditionsclub erstklassig. In einem Stadion, das 12.000 Zuschauer fasst. Von Alexander Kords
Am Wochenende gewann der AFC Bournemouth in der zweiten englischen Liga gegen die Bolton Wanderers mit 3:0. Damit hat der AFC Bournemouth seinen Aufstieg in die Premier League gesichert und spielt in der kommenden Saison gegen Spitzenclubs wie Manchester United und den FC Arsenal. Erstaunlich ist dieser Erfolg vor allem deshalb, weil der Club aus dem englischen Südwesten noch vor fünf Jahren in der vierten Liga gespielt hat – und eigentlich fast pleite war.
Im Jahr 1889 wurde der AFC Bournemouth gegründet, fast 100 Jahre lang spielten die Cherries, wie das Team wegen seiner knallroten Trikots genannt wird, höchstens in der dritten Etage des englischen Ligasystems. Unter Trainer Harry Redknapp gelang 1987 der Aufstieg in die damals zweitklassige Second Divison. Das Gastspiel war aber nur von kurzer Dauer, nach nur drei Jahren folgte der Abstieg. In den nachfolgenden beiden Spielzeiten kratzte der Club erneut am Aufstieg, anschließend trat Redknapp zurück, weil er keine Perspektive für den finanziell klammen Verein sah.
Bournemouth chairman Jeff Mostyn living the dream!! pic.twitter.com/u2UzusQzqt
Absturz in die vierte Liga
Der versank sogleich im Niemandsland der dritten Liga und stürzte 2002 sogar für eine Saison in die Viertklassigkeit ab. Im Februar 2008 meldete Bournemouth wegen eines Schuldenbergs von vier Millionen Pfund Insolvenz an und wurde von der Liga mit dem Abzug von zehn Punkten bestraft, der letztlich zum Abstieg führte. Dem Club drohte sogar das Aus, weil der englische Verband die Zulassung zur League Two verweigerte. Schließlich genehmigte die FA doch den Start, belegte Bournemouth allerdings mit einem Punktabzug von 17 Zählern. Der schwärzeste Tag in der Geschichte des Clubs war dann der 28. Februar 2009, als er auf Rang 23 und somit auf einem Abstiegsplatz in die fünfte Liga stand. Dennoch schaffte der AFC den Klassenerhalt in letzter Minute und verhinderte den Absturz. Verbunden war der Erfolg, der als „The Great Escape" in die Historie des Vereins einging, mit dem neuen Trainer: Der ehemalige Bournemouth-Spieler Eddie Howe übernahm Anfang 2009 den Posten und ist – abgesehen von einer gut einjährigen Unterbrechung zwischen Jänner 2011 und Oktober 2012 – bis heute Coach der Cherries.
2009 als Wendepunkt
Im Sommer 2009 kaufte ein Konsortium um den Unternehmer Adam Murry den Club und sicherte seine Liquidität. Ein Jahr später gelang die Rückkehr in die dritte Liga, der sofortige Durchmarsch ins zweitklassige Football Championship wurde nur dadurch verhindert, dass sich Bournemouth im Playoff-Halbfinale Huddersfield Town erst im Elfmeterschießen geschlagen geben musste. In der Saison 2012/2013 holte sich der AFC aber die Vizemeisterschaft in League One und stieg direkt in die zweite Liga auf. Nun, zwei Jahre später, ist dem Verein der Schritt in die oberste englische Spielklasse nicht mehr zu nehmen.
Der Dean Court fasst 12.000 Fans (Foto: Matjax87)
Interessant wird es in der kommenden Saison nicht nur, zu sehen, wie sich der Emporkömmling gegen ehemalige Europapokalsieger schlagen wird, sondern auch, wie sich der Club angesichts seines kleinen Stadions positionieren wird. Schließlich ist der Dean Court mit seinen 12.000 Plätzen schon in der zweiten Liga der kleinste Spielort. Noch dazu ist der AFC noch nicht einmal Besitzer des Stadions, musste es doch im Jahr 2005 verkauft werden. Ein Rückkauf, der schon mehrere Male scheiterte, wird angesichts von geschätzten 100 Millionen Pfund, die der Aufstieg in die Vereinskassen spülen wird, kein Problem sein, zudem sollte der Club dringend über einen Um- (oder gleich Neu-)Bau der Spielstätte nachdenken.