AC Milan: Zurück zum alten Glanz?

Der letzte Gewinn der Meisterschaft liegt vier Jahre zurück. Beim italienischen Pokal sind es sogar schon zwölf Jahre und in der abgelaufenen Spielzeit war man nicht einmal international vertreten. Ein thailändischer Investor ist eingestiegen, die Zeichen

 

Die Zeichen beim AC Milan stehen auf Umbruch: Ein neuer Trainer, ein neuer Investor, neue Spieler und ein neues Stadion sollen den ehemaligen Weltklasse-Club wieder dorthin zurückführen wo man sich nach eigenem Verständnis sieht: An die Weltspitze. Mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen soll dieses Ziel erreicht werden.

 




 

Zwei ehemalige Stars müssen gehen
In der Wintertransferperiode 2013/2014 wurde Clarence Seedorf als Trainer beim AC Mailand vorgestellt. Der Niederländer beerbte Massimiliano Allegri, der die Mannschaft nicht mehr richtig führen konnte und den sportlichen Niedergang einleitete. Unter dem ehemaligen Starspieler sollte das Team aus der Modestadt zu neuem Glanz geführt werden, aber nach nur einer halben Saison war schon wieder Schluss. Mit nur 57 Punkten aus 38 Spielen beendete das Team die Saison auf dem sehr enttäuschenden achten Rang. Somit passierte etwas, was in Mailand einfach niemand glauben konnte: Man hat es nicht geschafft, sich für einen europäischen Bewerb zu qualifizieren.

 

Klublegende Inzaghi scheitert auch
Im Sommer präsentierte der Klub Publikumsliebling Filippo Inzaghi als neuen Trainer und ließ die Fans jubeln. Der Italiener, der in der ewigen Milan-Torschützenliste auf Rang sechs verweilt, scheiterte aber ebenfalls. Nach 38 Spieltagen musste man auf Rang zehn blicken, um den AC Mailand in der Tabelle zu entdecken. Die Führungsebene des Clubs hat nach der Entlassung Inzaghi's angekündigt, dass der Weg der ehemaligen Spieler und unerfahrenen Trainer vorerst nicht fortgesetzt und ein Trainer von Weltformat geholt wird.

 


Mihajlovic kommt
Als dann Carlo Ancelotti bei Real Madrid entlassen wurde, lechzten die Anhänger des Vereins nach dessen Rückkehr. Allerdings sagte der ehemalige Meistertrainer ab und nun somit wurde Sinisa Mihajlovic geholt, der zuletzt Sampdoria Genua betreut und diese sensationell auf Rang sieben in der italienischen Serie A geführt hat. Der ehemalige Inter-Mailand Profi hat in seiner Trainerkarriere bereits den FC Bologna, Calcio Catania, AC Fiorentina, Sampdoria Genua und die serbische Nationalmannschaft betreut. Wenn man seine Tätigkeit als Assistenz Trainer bei Inter Mailand von 2006-2008 dazurechnet, kommt der Serbe auf insgesamt neun Jahre Trainererfahrung. Seine größten Erfolge: Sowohl mit Calcio Catania als auch Sampdoria Genua hat er geschafft, einen abstiegsbedrohten Verein in das gesicherte Mittelfeld zu führen. Der 48-Jährige hat stets betont, dass er bereit ist für „größere Aufgaben". Jetzt hat er die Chance dazu bekommen. Neben der größeren Erfahrung als Trainer, hat Mihajlovic einen zusätzlichen Vorteil in der Hinterhand: Die neuen finanziellen Möglichkeiten des Clubs.

 

Mr. Bee kommt angeflogen
Der 39-jährige Thailänder Bee Taechaubol hat sich Anteile des italienischen Clubs in der Höhe von 48% gesichert und gleichzeitig erwähnt, dass er mehrere hundert Millionen Euro in den Verein investieren wird. Silvio Berlusconi bleibt Präsident des Clubs, aber der von den Medien „Mr. Bee" genannte Investor wird in Zukunft wohl jede Entscheidung mitprägen. Taechaubols Investment-Firma Thai Prime beteiligt sich an kriselnden Wirtschaftsunternehmen, um sie wieder zu stabilisieren. Genau diese Tätigkeit braucht der AC Mailand mehr denn je.

 




 

 

„Milan oder nichts"
Der Geschäftsmann meinte im Zuge seiner Übernahme, dass für ihn als Investor nur die Rossoneri in Frage gekommen sind: „Ich habe Anfang der Neunziger angefangen, Fußball aus Italien zu schauen. Damals war Milan der Top-Klub. Ich war an der Serie A interessiert, denn in Australien (wo er aufgewachsen ist, Anm.) gibt es viele Italiener, die auch die Serie A geschaut haben. Und ich bin dabei geblieben und bin nie auf eine andere Liga umgeschwenkt. Aus Sicht eines Investors war für mich klar, dass es Milan oder nichts sein würde. Ich hätte mich um keinen anderen Klub bemüht und habe es auch abgelehnt, bei einem anderen Verein tätig zu werden. Hier bin ich mit Leidenschaft dabei und strebe etwas ganz Großes an. Milan ist ein der größten Namen des Fußballs mit unendlich viel Potenzial". Potenzial, das derzeit brach liegt. Auch der Geschäftsführer, Adriano Galliani, hat sich diesbezüglich zu Wort gemeldet: „Wir werden eine große Transferoffensive starten. Es ist leicht neu anzufangen, wenn du das Prestige von Milan hast. Schaut euch an, was Juventus erreicht hat". Die Worte von Galliani sind allerdings bereits einige Wochen alt und seither ist nicht viel passiert. Bisher ist lediglich Luca Antonelli vom FC Genua als fixer Transfer vermeldet worden. Aber: Die Transferperiode dauert noch einige Zeit und die Liste der Gerüchte ist lang.

 

Wer kommt, wer geht?
In der letzten Saison wurden teilweise sehr namhafte Spieler verpflichtet. Allen voran natürlich Jeremy Menez und Diego Lopez, die sich beide als Glücksgriff entpuppt haben. Fernando Torres (mittlerweile wieder bei Atletico Madrid), Alessio Cerci, Alex, Suso, Gabriel Paletta oder Adil Rami konnten nicht an ihre hohen Erwartungen anknüpfen. Nachdem die Verantwortlichen versucht haben, Zlatan Ibrahimovic zurück nach Mailand zu holen, hat dieser selbst nur ein paar Tage später abgesagt. Vor allem in der Offensiv-Gerüchteabteilung tummeln sich einige prominente Namen. Neben Jackson Martinez und Ciro Immobile, sollen sich die Manager des Clubs auch um Luiz Adriano, Stevan Jovetic und Juan Cuadrado bemühen. Wie realistisch diese Transfers sind, sei dahingestellt.

 


Drohende Abgänge verhindern
Das größte Problem für den 18-fachen italienischen Meister wird es wohl sein, die drohenden Abgänge zu verhindern. Michael Essien hat den Verein bereits verlassen und auch Menez oder El-Shaarawy könnten selbiges tun. Bei beiden Spielern häufen sich die Gerüchte nach einem vorzeitigen Abschied aus Mailand, zumal der Verein mit Sicherheit Ablösesummen im Millionenbereich bekommen wird. Auch der jahrelange Abwehrchef der Rossoneri, Philippe Mexes, steht laut Medienberichten vor dem Aus beim AC Mailand. Allerdings hat der Franzose um eine Vertragsverlängerung gebeten und nimmt angeblich sogar finanzielle Einbußen in Kauf.

 

Ersatz im Mittelfeld
Aber auch im Mittelfeld soll beim Traditionsclub Ersatz her. Riccardo Montolivo hat in dieser Saison aufgrund seiner schweren Verletzung lediglich zehn Spiele in der Liga absolviert. Es zwar zu sehen, dass der Kapitän über weite Strecken nicht zu ersetzen war. Möglicherweise wird Mohamed Salah vom AC Fiorentina in Zukunft die Fäden im Spielaufbau ziehen. Eine weitere Priorität ist der Kauf eines Verteidigers mit dem Prädikat Weltklasse. Im Gespräch sind Diego Godin oder Mats Hummels. Grundsätzlich scheint bei den Rossoneri jede Position vakant zu sein – mit einer Ausnahme. An Diego Lopez im Tor wird nicht gerüttelt. Nach Medien-Informationen beträgt das Budget für die kommende Transferperiode 120 Millionen Euro. Damit sollte sich der eine oder andere Hochkaräter ausgehen.

 

Wundertüte Milan
Der AC Milan ist im Umbruch. Normalerweise ist es ein jahrelanger Prozess, beim AC Milan ist Geduld jedoch eher ein Fremdwort. Die Erwartung der Fans sind rasche, schlagkräftige Transfers, die von Sinisa Mihajlovic so geformt werden, dass sie national und international erfolgreich sein können. Und mit dem Einstieg des thailändischen Investors dürfte, zumindest für absehbare Zeit, die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, die man dafür braucht. Die kommenden Wochen werden für Milan-Fans jedenfalls interessant. Ob der Klub auch einen nachhaltigen Weg einschlagen wird, bleibt aber fraglich.

>>> Siehe auch: AC Milan präsentiert Heimtrikots für kommende Saison [Bilder:]