‚Fußball ist ein Rennen um Geld'

Die Ticketpreise in England werden immer teurer. Seit Jahren kämpft eine britische Initiative dagegen an. Mit mäßigem Erfolg.

 

Heute Abend kommt es in der Champions League zu einem internationalen Spitzenspiel: Arsenal empfängt den FC Bayern. Für die Briten ist das Spiel bereits die wohl letzte Chance, die Champions-League-Gruppenphase doch noch zu überstehen. Nach zwei Niederlagen stehen die Londoner am Tabellenende. Abseits der sportlichen Thematik nützen die englischen Fans jedoch die Gelegenheit, wieder einmal auf die hohen Ticketpreise aufmerksam zu machen. Kräftige Unterstützung bekommen sie dieses Mal vom Gegner: Die Fans des FC Bayern werden die ersten fünf Minuten den Gästesektor nicht betreten. Der Protest richtet sich gegen die hohen Ticketpreise: Nahezu 100 Euro muss ein Bayern-Fan auf den Ladentisch legen, um bei dieser Partie mit dabei sein zu können.

 


£ 64 A TICKET, BUT WITHOUT FANS FOOTBALL IS NOT WORTH A PENNY - AKTION DER BAYERNFANS FÜR BEZAHLBARE EINTRITTSKARTEN...

Posted by Club Nr. 12 on Mittwoch, 14. Oktober 2015

 

Eine Aktion, die Kevin Miles, 55, Vorsitzender der Football Supporters' Federation (FSF), nur unterstützen kann. „Wir in England unterstützen den Protest total. Über unser europäisches Fan-Netzwerk haben wir sofort Kontakt mit den Bayern-Fans gehabt. Jetzt planen wir für Dienstagabend eine Fan-Aktion vor dem Stadion in London. Bayern- und Arsenal-Fans sollen gemeinsam gegen die verrückten Ticketpreise protestieren. Die Aktion der Bayern passt perfekt zu unserer "Twenty's plenty"-Kampagne, mit der wir die Preise für Auswärtstickets in der Premier League auf maximal 20 Pfund bringen wollen", sagt Miles im Interview mit der Welt.

 

„Die Bundesliga ist unser Vorbild"
Wenn die englischen Fans auf die Preise nach Deutschland blicken, werden sie wütend. Die billigste Dauerkarte bei Arsenal kostet 1.300 Euro. Im Vergleich dazu sind die 140 Euro für die Stehplatz-Dauerkarte bei den Bayern ein Schlag ins Gesicht eines jeden Arsenal-Fans. Miles im Welt-Interview: „Wenn wir die Kartenpreise in Deutschland sehen, werden wir schon neidisch. Die Bundesliga ist in der Hinsicht unser Vorbild. In Deutschland haben die Fans noch wirklichen Einfluss auf die Entscheidungen eines Klubs." Der Einfluss der Fans in England sei laut Miles in den vergangenen Jahren komplett verloren gegangen: „Fußball ist bei uns ein brutales Business, ein Rennen um Geld. Alles wird den Regeln des freien Marktes untergeordnet. Viele Vereine sind in der Hand von reichen Geschäftsmännern, die den Fußball als Investment sehen."

 


„Die englischen Vereine beuten die Treue ihrer Fans aus"
Miles ist jedoch bewusst, dass viele Spiele weiterhin ausverkauft sind und meint: „Das ist doch das Problem. Die englischen Vereine beuten die Treue ihrer Fans aus. Ich bin Newcastle-Fan, gehe mit meiner Familie zu jedem Spiel. Wir sind eine Arbeiterstadt, und ich beobachte, dass fast immer noch die gleichen Menschen ins Stadion kommen wie vor zehn Jahren. Für diese Fans ist der Verein, das Stadion am Wochenende alles. Sie verzichten lieber auf Essen oder warmes Wasser als auf ihren Klub." Gleichzeitig gibt der Fan-Vertreter bezüglich der ausverkauften Stadion zu bedenken: „Da gab es im vergangenen Jahr knapp 2.000 Sitzplätze von Dauerkarteninhabern, die fast jedes Spiel leer geblieben sind. 2.000! Milliardäre sichern sich Dauerkarten für 2500 Euro, um dann einmal im Jahr ins Stadion zu kommen."

 


Can't get to a Twenty's Plenty match?If you still want to show your support, swap your social media profile to our new £...

Posted by The Football Supporters' Federation on Freitag, 2. Oktober 2015

 

Bescheidene Erfolge
Die Erfolge der Initiative bisher sind klein und bescheiden: Newcastle und Everton haben ein Abkommen, dass Auswärtsfans beider Vereine jeweils nur 20 Pfund zahlen. Zudem unterstützen einige Vereine die Fans mit Bussen oder subventionieren die Kartenpreise. Miles ärgert sich: „Allein die Fernsehgelder werden im nächsten Jahr derart steigen, dass die Vereine die Ticketpreise nach unseren Berechnungen um 40 Pfund senken könnten, ohne weniger Geld zu haben als bisher. In der Realität steigen die Preise für Eintrittskarten aber immer weiter an."

 

>>> Das gesamte lesenswerte Interview auf welt.de: "Die Vereine beuten die Treue der Fans aus"