Problemfall Premier League: Schuld am (voraussichtlichen) Ausscheiden der Three Lions?

Ist die teuerste Liga der Welt schuld am (voraussichtlichen) Ausscheiden der Nationalmannschaft? Zwei Niederlagen bei der WM für das englische Nationalteam, das Ausscheiden ist kaum noch abzuwenden. Und schuld daran hat die die Premier League. Das meint z

 

Die Konzentration auf vermeintliche Stars aus der reichsten Fußball-Liga führe zu dem Problem, dass die Mannschaft nicht ausbalanciert sei; Hodgson lasse sich von großen Klub- und Spielernahmen blenden. Zum Vergleich dazu würden viele Spieler Uruguays keine Chance haben, bei einem Top-Klub in England zu spielen – und dennoch wären sie besser geeignet für die Aufgaben in Brasilien.


Ist die Premier League wirklich das Problem der Engländer? Ähnliche Ausreden hörten wir früher, wenn es um die österreichische Nationalelf ging – nicht nur im Fußball, sondern beispielsweise auch im Eishockey. Die besten Spieler würden aus dem Ausland kommen, die heimischen Darsteller wären nur Statisten. Quotenregelungen sollten das verhindern, diese sind heute aber ohnedies obsolet.


Was sagen die Statistiken? Die Vermutung, dass Nicht-Engländer in der Premier League dominieren, stimmt nur zum Teil. Unter den Top-Ten der Torschützenliste finden sich mit Sturridge und Rooney immerhin zwei Engländer. Dass mit Luis Suarez ausgerechnet die Nummer eins dieses Rankings die englischen Träume zerschossen hat, ist eine andere Geschichte. Bei der Passgenauigkeit finden sich mit Gerrard und Henderson immerhin zwei englische Teilnehmer am Brasilien-Ausflug unter den Top Ten der Premier League.


In der Leistungsbewertung der Statistiker von WhoScored sind mit Gerrard, Rooney, Sturridge, Davies und Sterling immerhin fünf Engländern unter den besten 20 der abgelaufenen Premier-League-Saison vorhanden. Ist das schlecht? Im Vergleich zu Spanien nicht, dort waren sieben Spanier unter den Top 20 der Saison – allerdings sind nur drei davon bei der WM dabei, nämlich Piqué, Ramos und Costa. Doch Spanien ist ja auch nicht gerade das Vorbild, das man aktuell wählen sollte. Also ein Blick nach Deutschland: In der Bundesliga sind sieben Deutsche unter den 20 am besten bewerteten Spielern der Vorsaison, darunter Reus und Hummels. In Frankreich konnten sich sechs einheimische Profis bewähren.


Was bei England allerdings mehr auffällt als bei anderen Nationen ist die Abhängigkeit von der Leistung einiger Spieler aus einem einzigen Team: Gerrard, Sturridge und Sterling sind ebenso wie Henderson Angestellte des Beinahe-Meisters Liverpool. Dass die englischen Fans heuer auf eine starke WM-Leistung hoffen durften, war einem guten Teil der Euphorie um diese Spieler zu verdanken. Doch ist ein Team zu sehr von einem Spielerblock abhängig (vor allem taktisch), kann das ins Auge gehen. Zumal speziell die Liverpool-Kicker schon beim Italien-Spiel von Krämpfen geschüttelt wurden.


Also: Außer der Liverpool-Truppe finden sich wenige Engländer, die die Premier League entscheidend mitbestimmten haben. Dass Roy Hodgson dann ausgerechnet auf die beim Aufbau seines Teams vertraute, scheint nur logisch – könnte aber zugleich Ursache des Übels sein.

Robert Prazak auf Twitter