Peter Schöttel: ‚Viele Spieler spielen lieber in der Regionalliga statt in der Ersten Liga'
Peter Schöttel ist nicht nur als neuer Sky-Experte aktiv, vergangene Woche trainierte er wieder eine Mannschaft. Und zwar an jene der vertrags- und arbeitslosen Kicker im VdF-Camp in Steinbrunn an der Seite von Chefcoach Paul Gludovatz. Das VdF-Camp geht
Peter Schöttel über ...
... das Camp: „Jeder Spieler hat seine eigene Geschichte, warum er aktuell arbeitslos ist. Die Gründe sind unterschiedlich. Zum Beispiel gibt es einen erfahrenen Spieler wie Peter Hlinka, der mit seinen 35 Jahren noch spielen kann und auch will, aber schwer einen Verein findet, weil er ins Ausländer-Kontingent fällt. Dann gibt es Spieler aus der zweiten oder dritten Liga, die direkt oder indirekt mit der Jahrgangs-Regelung konfrontiert sind, weil sie bei ihren Vereinen aussortiert wurden. Diese Spieler sind selbst noch jung, viele im besten Fußballeralter."
... über die Motivation: „Ein Spieler kann sich eine Zeit lang mit Läufen und Krafttraining fit halten, aber wichtig ist es, dass man ein Mannschaftstraining mit guten Mitspielern geboten bekommt. Die Qualität und das Niveau müssen stimmen, das ist mit keinem Einzeltraining zu ersetzen."
... über seine Eindrücke: „Wir haben ein Testspiel gegen Nitra absolviert, das torlos endete. Ich war angenehm überrascht, wie die Spieler das Camp und diese Matches annehmen und es nicht als lästige Verpflichtung betrachten. Die Burschen haben sehr gut zusammen gespielt, obwohl sie erst seit kurzer Zeit miteinander trainieren."
... über die Idee des Camps: „Es macht absolut Sinn. Natürlich muss sich einiges noch einspielen, aber es ist heuer ja die Premiere. Wir haben eine personelle Fluktuation, weil einige Spieler zwischendurch bei Probetrainings oder Verhandlungen mit Klubs sind. Logisch, dass das den Trainingsablauf beeinflusst. Aber umgekehrt ist es ja Sinn und Zweck, dass Spieler einen neuen Verein finden."
... über das System im heimischen Fußball: „In den Gesprächen mit den Spielern hört man oft dieselben Themen heraus. Viele junge Spieler überlegen ernsthaft, ob sie in der zweithöchsten Spielklasse De-facto-Profis bleiben oder doch lieber einen anderen Weg wählen sollen, indem sie in eine Regionalliga gehen und nebenbei eine Ausbildung machen oder einer anderen Arbeit nachgehen. Tatsache ist, dass man bei Vereinen in der Regionalliga immer noch mehr verdienen kann als eine Liga höher im Profibereich, wo die Spieler mit Kollektivvertrag alles andere als reich werden. Dieses Problem gibt es schon seit vielen Jahren, es ist kein neues. Und es ist sicher nicht einfach zu lösen."