Österreich darf nicht Schweden werden
David Alaba fällt mit einer schweren Knieverletzung für das wichtige Spiel gegen Russland aus. Das ist bitter für den Bayern-Star. Das Team hat jetzt jedoch auch die Chance, vom schwedischen Weg abzubiegen. Denn auch ohne Alaba kann man erwarten, gegen Ru
Die tragische Verletzung der Lichtgestalt des aktuellen österreichischen Fußballs, David Alaba, trifft die Nation, wenn man den österreichischen Hurra-Medien Glauben schenken will, sehr hart. Ohne Alaba in das wichtige Qualispiel gegen die Russen zu gehen - völlig undenkbar! Und doch - bittere Realität.
War die Qualifikation vor einigen Wochen, zumindest in den Köpfen und schnellen Fingern einiger Sportjournalisten und einiger Personen, die von sich glauben, eben ein solcher Journalist zu sein, schon gemachte Sache und ein fixes Ding (ungeachtet der Tatsache, dass die österreichische Qualigruppe für viele Überraschungen sorgen kann), so ist der heutige Morgen geprägt von der Trauer über eine Verletzung eines Einzelspielers.
Auf dem schwedischen Weg ...
Gut - dieser Spieler ist Österreichs teuerster Spieler, spielt beim aktuell wohl besten Verein der Welt, ist die Drehscheibe im österreichischen Spiel, Torgarant, Laufmaschine, und, und, und... Dennoch: Er ist nur ein einzelner Spieler. Die alte Wahrheit, dass im Fußball immer (außer Janko überlegt es sich anders) 11 Personen am Platz stehen, die gemeinsam siegen, remisieren oder verlieren, gilt nach wie vor und ich werfe auch gerne meine drei Euro ins Phrasenschwein. Doch die österreichische Medienlandschaft ist auf einem nicht ungefährlichen Weg: auf dem schwedischen Weg.
Noch keine endgültige Diagnose bei David Alaba. Untersuchungen nach Knieverletzung gestern dauern an. Wird Spätnachmittag. ^M.Hörwick
In unserem erneuten Konkurrenten um die Qualifikation wird der sportliche Personenkult um einen der Topstürmer der Welt seit Jahren immer weiter in die Höhe getrieben. Wäre Zlatan Ibrahimovic ein Religionsgründer, so wären die Anhängerzahlen seines Kultes weit höher als die Anzahl der Schweden weltweit. Um "Kung" Zlatan wird so viel Aufhebens gemacht, dass sogar der schwedische König Carl XVI. Gustav neidisch werden könnte (und das will etwas heißen: die Schweden lieben ihren König heiß!).
Ja: Ibrakadabra ist Schwedens teuerster Spieler, spielt beim aktuell wohl besten französischen Verein, ist die Drehscheibe im schwedischen Spiel, Torgarant, Laufmaschine, und, und, und... Dennoch: Er ist nur ein einzelner Spieler! Das hält die Schweden jedoch nicht davon ab, den Spieler als Gott zu verehren, jeden noch so kleinen Rülpser, den er von sich gibt, als der Weisheit letzter Schluss zu feiern und vor allem die Staatstrauer auszurufen, wenn er nicht zum Einsatz kommen kann.
Auch Portugal hat ein ähnliches Problem
Seit über einem Jahrzehnt ist der schwedische Weg wie folgt: Ich habe Zlatan und 10 weitere Typen. Zlatan wird das schon machen; und oft macht Zlatan dann auch. Rekordspieler, Rekordtorschütze: Die Zahlen sprechen für sich. Doch machen die Schweden seit Jahren den Fehler, der ihnen letztendlich dann, wenn Ibrahimovic sich zum Rücktritt entscheidet, das Genick brechen wird: sie bauen das Team rund um Ibra auf. Ibra ist der Star, ohne ihn funktioniert Schweden nicht. Bisher hat es kein Schwede geschafft, dieses Vakuum anzufüllen. Schweden ohne Ibrahimovic ist eine Mannschaft, die weit hinter Österreich anzusiedeln ist. Die Einzelspieler von Schweden können ohne Ibrahimovic kaum gewinnen, kaum Spiele entscheiden, kaum positiv wirken. Ohne Ibra nix los!
Eine weitere europäische Mannschaft zeigt ähnliche Tendenzen: Portugal. In Portugal wird die Mannschaft rund um Christiano Ronaldo aufgebaut, auch dieser Spieler ist herausragend aus dem Kollektiv der restlichen Spieler; jedoch können die Portugiesen einen Ausfall von Ronaldo besser kompensieren, als das in Schweden der Fall ist, da die restlichen portugiesischen Spieler auch an der Weltspitze der besten Spieler kratzen.
Auch ohne Alaba muss das Team gegen Russland bestehen
Was bleibt nun unterm Strich? Die Sorge, dass der Alaba-Hype zu schwedischen Verhältnissen in Österreich führt. Ein Spieler, der aus dem Kollektiv heraussticht und neben ihm ist kein Platz für weitere Spieler, die seinen Ausfall kompensieren. Natürlich gibt es auch noch einen Arnautovic, einen Baumgartlinger, einen Liendl, einen Leitgeb, doch diese Spieler werden auf Dauer gesehen sicherlich nicht die tragenden Kräfte im österreichischen Team sein, wie es ein Alaba schon in seinen jungen Jahren ist.
Österreich täte gut daran, Alaba nicht so glorifizieren, wie es die Schweden mit Ibrahimovic tun; Alaba mag zwar aktuell Österreichs teuerster, erfolgreichster und bester Spieler sein, aber das ÖFB-Team wird, so hoffe ich, auch ohne ihn gegen Russland bestehen. Denn von einem Team mit vielen Legionären, die aktuell im Weltmeisterland ihre Brötchen verdienen, kann man das wohl erwarten.