Marcel Koller: ‚... außer sie schlagen sich heute Abend noch die Köpfe ein'
Am Tag vor dem so wichtigen Match gegen Russland sprachen Teamchef Marcel Koller und Kapitän Christian Fuchs über das morgige Spiel, die Stärken Russlands und über die Favoritenrolle, die Österreich auf keinen Fall haben will und wie Koller entscheidet, w
Marcel Koller ...
... über den aktuellen Stand im Teamkader: „Am Donnerstag waren beim Training alle Spieler auf dem Platz. Man spürt langsam, dass die Kraft zurückkommt, dass die Power wieder da ist. Am Freitag-Vormittag durften die Spieler ausschlafen, um noch mehr Kräfte zu sammeln. Heute Abend ist dann das Abschlusstraining, das relativ locker sein wird. Wir hoffen, dass wir alle einsetzen können, dass alle mit dabei sind und mit viel Selbstvertrauen in der Spiel gehen können."
... über die Favoritenrolle: „Ob jetzt Russland oder wir Favorit sind ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass wir das auf den Platz bringen, was wir können, was jeder einzelne kann, was das Team kann. Wichtig wird auch wieder unser 12. Mann sein, das haben wir in Wien schon ein paar Mal erlebt, dazu braucht es auch die Leistung des Teams. Wenn die Zuschauer sehen, dass jeder ans Limit geht, dann wird der Funke auch überspringen, um dann gegen den russischen Bären zu bestehen."
... über die Vorteile aus österreichischer Sicht: „Ich sehe keine fußballerischen Vorteile für Österreich, weil ich Russland für das stärkste Team in der Gruppe einschätze. Klar haben wir auch unsere Möglichkeiten. Aber ich habe viele Spiele von Russland gesehen und nur weil man die russischen Spieler nicht so kennt wie bei anderen Mannschaften, kann man uns nicht als Favoriten bezeichnen. Russland hat ein sehr gutes Team, hat viele schnelle Spieler, sie haben eine gute Organisation in der Defensive und Offensive. Das kann alles gefährlich werden für uns. Da müssen wir hellwach sein."
... die Aufstellung: „Wir haben gegen Montenegro ein gutes Spiel gemacht und auch gegen Moldawien gut gespielt, es wird jetzt nicht wieder alles auf den Kopf gestellt. Wir haben heute Abend noch eine Einheit und dann wird es sich morgen Früh entscheiden, wer fit und einsetzbar ist. Dann wird sich herauskristallisieren, wer beginnen wird. Ich kann euch beruhigen, es wird nicht fünf, sechs Änderungen geben, außer sie schlagen sich heute Abend noch die Köpfe ein."
... auf die Frage eines Journalisten, ob er (Koller) sich mit einem Unterschieden zufrieden gibt, wenn es nach 70 Minuten 0:0 steht oder ob er dann die Chance am Schopf packen will, um mit einem Sieg die Weichen Richtung Russland zu stellen: „Wenn Sie mir den Sieg garantieren, mache ich das. (Lacht) Das ist natürlich abhängig davon, wie das Spiel läuft. Abgesehen davon ist es jetzt das vierte Spiel, da muss ich nicht alles auf Dutti (?) stellen. Von daher hätten wir noch ein bisschen Zeit."
... über die persönliche Vorbereitung auf Russland: „Ich war in Brasilien vor Ort und haben mir alle dri Spiele der Russen angesehen. Ich habe mir dann 15 weitere Spiele auf DVD angesehen."
... auf die Frage, ob es mit einem Sieg und fünf Punkte Vorsprung gegen Russland zumindest im Kampf um Platz 2 schon sehr gut aussehen würde: „Jeder Sieg ist positiv. Aber es sind vier Spiele dann gespielt, noch weitere sechs zu spielen. Da ist noch alles möglich. Ich habe von Anfang an bei dieser Gruppe gesagt, dass es enge Spiele werden, dass man nicht vor dem Spiel mit 70 oder 80% sagen kann, dass man gewinnen wird. Das hat sich bestätigt. Und es ist viel schöner, wenn wir es dann wirklich geschafft haben und uns nicht vorher schon freuen und dann sind wir wieder nicht dabei."
... ob die Entscheidung, wer statt Alaba spielen soll schwieriger ist als beim Montenegro-Spiel mit der Stümer-Auswahl: „Gefühl muss bei jede Entscheidung dabei sein, es wird aber natürlich im Trainerteam besprochen. Wir sehen uns die Trainingseinheiten an, überlegen, wie der Gegner spielen könnte, wie es sein könnte, was am besten dazu passen könnte. Das fließt alles mit ein. Dann hoffen wir, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben."
Christian Fuchs ...
... über die Trainingswoche: „Es war eine sehr intensive Woche, jeder war voll bei der Sache, jeder hat sich voll reingehaut. Am besten sieht man das bei Marko Arnautovic, der Gas gibt ohne Ende. Er lebt das, was die Mannschaft ist, dass jeder für den anderen da ist, dass eigene Interessen hinten angestellt werden. Mit Russland wartet ein sehr schwerer Brocken auf uns, sie sind defensiv sehr gut organisiert, es kann auch am Samstag zu einem Geduldspiel werden. Ich denke, dass wir bestehen können."
... auf die Frage, ob es die Gefahr gibt, dass man zu viel Respekt vor den Russen haben könnte: „Ich teile die Meinung des Teamchefs, dass Russland das stärkste Team in der Gruppe ist. Nicht zuletzt, weil sie sich für die letzten drei Europameisterschaften qualifiziert haben, weil sie bei der WM waren, weil sie in Topf 1 sind. Das sind alles Fakten, die eine Konstanz zeigen und das dort seit Jahren auf hohem Niveau gespielt wird. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, egal wie jetzt der Tabellenstand aussieht, dass Russland Favorit auf den Gruppensieg ist. Wir haben Respekt vor jedem Gegner, egal ob Schweden, Liechtenstein oder Russland. Wir haben aber keine Angst."
... darüber, ob es schwierig ist, gegen ein Kollektiv ohne Stars zu spielen: „Das sollte für uns keine Rolle spielen. Wir beschäftigen uns natürlich mit dem Gegner, schauen, wo die Stärken sind, aber im Endeffekt sind wir gefragt, unsere Qualitäten auf den Platz zu bringen – defensiv wie offensiv. Und wenn wir unser Spiel machen, dann werden wir erfolgreich sein."
... auf die Frage, ob man nach einem Sieg gegen Russland sagen kann „Frankreich, wir kommen höchstwahrscheinlich": „Überhaupt nicht. Man darf nicht vergessen, wir haben gegen die vermeintlichen Konkurrenten zu Hause gespielt. Es folgen die Partie auswärts, das ist keine leichte Aufgabe. Wir haben ein paar gute Schritte gemacht, sind noch lange nicht am Ziel auch nicht mit einem Sieg gegen Russland."
... darüber, ob die jetzige Euphorie mit der Heim-Euro im Jahr 2008 zu vergleichen ist: „Unser Ziel ist es natürlich, die Euro zu erreichen. Wir haben uns in den vergangenen Jahren etwas aufgebaut. Wir haben eine Mannschaft, wo sich der Fan darauf freut sie zu sehen, das war nicht immer so, wenn ich mich zurückerinnere. Natürlich ist es viel schöner, mit so einer Begeisterung zu spielen. Wir haben aber noch nichts erreicht, weil wir uns noch nicht qualifiziert werden, wir sind aber auf einem guten Weg."