Major League Soccer: Auf dem Weg zur Ernsthaftigkeit
In der kommenden Nacht geht die US-amerikanische Major League Soccer in die Playoffs, in gut einem Monat steht ihr Meister fest. Und auch sonst tut sich einiges in der einst belächelten Liga. Von Alexander Kordsk
Basketball, Football, Baseball, Eishockey – das sind von jeher die vier beliebtesten Sportarten in den USA. Aber schon seit den 1960er-Jahren laufen mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, auch den Fußball in Nordamerika populär zu machen. Der aktuell wichtigste Wettbewerb, die Major League Soccer, wird seit 1996 ausgetragen und besteht momentan aus 19 Mannschaften. Wie es auch in anderen US-Sportarten üblich ist, sind die Teams in Conferences aufgeteilt; im Osten sind es zehn Mannschaften, im Westen neun. Während die Clubs innerhalb der Conference zwei- bis dreimal gegeneinander spielen (und es gerne auch mal zu Hin- und Rückspiel zweier Teams innerhalb weniger Tage kommt), stehen sich Ost- und West-Teams nur einmal pro Saison gegenüber – zumindest bis zu den Playoffs.
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Wertloser Titel MLS Supporters Shield
Nachdem jede Mannschaft 34 Spiele absolviert hat, erhält die mit den meisten Punkten in beiden Conferences den MLS Supporters Shield. In der laufenden Saison ging dieser im Grunde wertlose Titel an den Seattle Sounders FC. Wertlos deshalb, weil das Ende der Regular Season erst der Startschuss für die Playoffs sind, in deren Verlauf der MLS Cup vergeben wird – die eigentliche US-amerikanische Fußballmeisterschaft. In den bisherigen 18 Saisonen der MLS gewann nur sechs Mal das Team den Cup, das vorher auch den Shield holte. In der vergangenen Spielzeit wurde Red Bull New York zum besten Team der Regular Season, verlor dann aber in der ersten Playoff-Runde gegen Houston Dynamo – und war aus dem Rennen um den Titel. Den holte sich letztlich Sporting Kansas City. In der aktuellen Spielzeit hatte das Team aus Texas lange um das Erreichen der Playoffs zu kämpfen und qualifizierte sich schließlich als Fünfter der Eastern Conference für die Knockout Round gegen den Vierten – Red Bull New York.
Alles oder Nichts
Während die ersten drei Mannschaften jeder Conference direkt für das Conference-Halbfinale qualifiziert sind, müssen der Vierte und der Fünfte ein Ausscheidungsspiel gegeneinander austragen. Im Gegensatz zu den Playoff-Partien, bei denen Hin- und Rückspiel mit wechselndem Heimrecht stattfinden, handelt es sich bei der Knockout Round um ein Alles-oder-nichts-Duell, bei dem der Tabellenvierte im heimischen Stadion antreten darf. Neben dem Ost-Match von Kansas City bei den roten Bullen von New York empfängt im Westen der FC Dallas den Vancouver Whitecaps FC. Letzterer ist übrigens der einzige der drei kanadischen MLS-Clubs, der die Playoffs erreicht hat.
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Zeit der abgehalfterten Spieler ist vorbei
Die Zeiten, in denen die Major League Soccer das Eldorado für abgehalfterte Kicker-Stars war, sind weitestgehend vorbei. Überhaupt muss man sich lange in den Kadern der Teams umschauen, um Spieler mit internationalem Glanz zu entdecken. Ein gewisser Thierry Henry läuft seit 2010 für Red Bull New York auf, wobei der französische Welt- und Europameister mit 37 Jahren sein Zenit bereits überschritten hat. Für die Seattle Sounders ist der nigerianische Stürmer Obafemi Martins aktiv, die irische Legende Robbie Keane spielt für Los Angeles Galaxy, und der Australier Tim Cahill geht seit 2012 als Teamkollege von Henry in New York auf Torejagd. Spieler wie die genannten laufen in der MLS unter der „Designated Player Rule". Während jeder Club maximal 3,1 Millionen US-Dollar pro Saison für alle seine Spieler ausgeben darf, stehen ihm bis zu drei Plätze im Kader zur Verfügung, die er mit „vorgesehenen Spielern" füllen kann. Diese dürfen dann weit mehr als ihre Mitspieler verdienen. Der erste Kicker, der mit Hilfe dieser Regel unter Vertrag genommen wurde, war David Beckham, der 2007 von Real Madrid zu Los Angeles Galaxy wechselte und der MLS einen enormen Popularitätsschub verlieh. Dank ihm wird die „Designated Player Rule" auch als „Beckham Rule" bezeichnet.
Zwei Kicker aus Österreich
Der derzeit bestverdienende MSL-Kicker ist der US-Stürmer Clint Dempsey mit knapp 6,7 Millionen Dollar Jahressalär. Übrigens sind auch zwei österreichische Spieler in der Major League Soccer aktiv: Der 25-jährige Linzer Thomas Piermayr ging im April 2014 zu den Colorado Rapids, und „Mad Dog" Emanuel Pogatetz unterschrieb im September 2014 bei Columbus Crew. Während Piermayr mit seinem Team die Playoffs verpasste, stehen Pogatetz und seine Mannschaft im Playoff-Halbfinale der Eastern Conference gegen New England Revolution. Die Mehrheit der Spieler der MLS stammt jedoch aus den USA, weshalb die Liga für den US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann und seinen Assistenten Andreas Herzog für die Kaderzusammenstellung zunehmend relevant wird. Standen bei der WM 2010 noch vier Spieler, die bei Clubs der MLS angestellt waren, in der Auswahl der USA, waren es vier Jahre später, bei den Titelkämpfen in Brasilien, immerhin schon neun. Allerdings machte sich Klinsmann neulich keine Freunde bei der MLS. Dem Teamchef stieß nämlich sauer auf, dass immer mehr US-Stars wie Clint Dempsey und Michael Bradley von europäischen Spitzenteams zurück nach Amerika wechseln. Seiner Meinung nach könnten die Kicker ihr hohes Niveau in der MLS nicht halten. Zwar haben sich die Wogen inzwischen wieder geglättet, aber Klinsmanns Aussage steht dennoch im Raum.
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Einschnitt steht bevor
Am 7. Dezember treffen die Sieger der beiden Conference Finals aufeinander, um den Gewinner des MLS Cups zu ermitteln. Der Austragungsort wird das Stadion des teilnehmenden Teams sein, das in der Regular Season die bessere Bilanz hatte. Anschließend steht die Liga vor einem Einschnitt: Neben einem erweiterten Marketingkonzept und einem neuen Logo, das jedes Team nach eigenem Wunsch umgestalten kann, werden zur nächsten Saison zwei neue Teams in die MLS aufgenommen. Dadurch, dass gleichzeitig Chivas USA den Spielbetrieb einstellt, füllen der New York City FC und der Orlando City SC die MSL auf 20 Clubs auf. Mit ihnen kommen auch neue Stars in die USA: NYC hat sich bereits die Dienste von David Villa und Frank Lampard gesichert, während sich der Brasilianer Kaká ab 2015 das Trikot von Orlando überstreifen wird. Voraussichtlich ab 2017 kommen zwei weitere Clubs hinzu, nämlich eins in Atlanta und eins in Los Angeles. Und auch in Miami steht ein Team in den Startlöchern. Einer der Besitzer des Franchises ist ein gewisser David Beckham. Es ist nicht das erste Mal, dass der Engländer seine Spuren in der Liga hinterlässt.