Luis Suárez: Die Rückkehr des Beißers
Vier Monate war Luis Suárez für Pflichtspiele gesperrt. Am Samstag kehrt der Spieler des FC Barcelona in den Spielbetrieb zurück – ausgerechnet gegen Real Madrid (live auf laola1.tv). Dem Duell der spektakulärsten Sturmreihen, die es möglicherweise je gab
Es war die 79. Minute im Vorrundenspiel zwischen Uruguay und Italien bei der WM in Brasilien. Der Italiener Giorgio Chiellini saß plötzlich auf dem Spielfeld und zeigte auf seine Schulter, gleich daneben griff sich der uruguayische Stürmer Luis Suárez an die Zähne. Die ganze TV-Welt hat es damals gesehen, nur Schiedsrichter Marco Rodriguez nicht: Suárez hatte soeben seinen Gegenspieler gebissen. Der Vorfall hatte weitreichende Folgen für den Uruguayer, denn die FIFA zog ihn für vier Monate aus dem Fußball-Verkehr.
81 Mio. Euro Transfer zu Barcelona
Die Sperre (und das zweifelhafte Verhalten des Spielers) hielt den FC Barcelona allerdings nicht davon ab, ganze 81 Millionen Euro auf den Tisch zu legen und Suárez vom FC Liverpool nach Spanien zu holen. Damit sprang der Südamerikaner auf Platz vier in der Liste der teuersten Fußballer aller Zeiten. Vor ihm stehen sein neuer Teamkollege Neymar sowie mit Cristiano Ronaldo und Gareth Bale zwei Spieler von Real Madrid. Und genau denen wird Suárez am Samstag begegnen, wenn er nach Ablauf seiner Sperre zum ersten Mal in einem Pflichtspiel für Barcelona den Platz betreten darf. Denn pünktlich zum Clásico zwischen den beiden besten Mannschaften Spaniens ist der Uruguayer wieder spielberechtigt.
Sperre läuft 18 Stunden vor dem Spiel ab
Im Vorfeld zum lange ersehnten Comeback sorgte allerdings eine Formalität für Verwirrung: Das WM-Spiel gegen Italien (und somit auch der Biss von Suárez) fand am 24. Juni statt. Zwei Tage später, am 26. Juni, beschloss die FIFA die Sperre des Spielers. Der Clásico steigt am 25. Oktober – also vier Monate und ein Tag nach der Verkündung des Urteils über Suárez. Der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte zwar auf Nachfrage des FC Barcelona, dass das Datum des Vorfalls ausschlaggebend für den Beginn der Sperre ist, allerdings liegt die Entscheidungsgewalt nicht in Händen der CAS, sondern in denen der FIFA. Die allerdings teilte gestern mit, dass Suárez ab Mitternacht, also genau 18 Stunden vor dem Spiel gegen Madrid, wieder spielen darf ist.
„Echtes" Comeback im Nationalteam bereits vor einer Woche
Vor gut einer Woche stand Suárez wieder für die Nationalmannschaft Uruguays auf dem Platz und erzielte beim 3:0 gegen Saudi-Arabien zwei Tore. Zwar umfasste das Strafmaß auch Länderspiele, allerdings galt dies nur für Pflicht- und nicht für Freundschaftsspiele. Ein friedliches Messen gegen eher unterklassige Gegner ist jedoch weder Maßstab noch Indikator für die Leistungsfähigkeit des Mannes, der in der vergangenen Saison 31 Tore erzielt und dafür den Goldenen Schuh der UEFA erhalten hat. Entsprechend spekulierten die Medien im Vorfeld des Clásico bereits, ob Suárez im spanischen „Spiel der Spiele" überhaupt fit sein würde. Zumindest trainieren durfte er mit seinen neuen Teamkollegen, nachdem ihn die FIFA zunächst von jeglichen fußballerischen Aktivitäten, also auch von Übungseinheiten, ausgeschlossen hatte; diesen Teil der Strafe setzte der CAS Mitte August als zu „exzessiv" außer Kraft.
I Just found @LuisSuarez9 on the London Underground learning to be a ballerina , guess he's missing football #suarez pic.twitter.com/g1MHlLdEfD
Suárez, Messi und Neymar vs Ronaldo, Bale sowie Rodríguez
Mit Suárez, Messi und Neymar auf der einen und Ronaldo, Bale sowie James Rodríguez auf der anderen Seite stehen sich jedenfalls am Samstag zwei der spektakulärsten Sturmreihen gegenüber, die es im modernen Fußball je gab. Ronaldo führt mit 15 Toren in sieben Spielen die Torjägerliste an, auch Neymar hat mit acht Treffern aus sieben Matches eine Bilanz von mehr als einem Tor pro Spiel. Messi, der mit sieben Saisontoren lauert, braucht seinerseits nur noch einen Treffer, um einen Langzeitrekord zu brechen: Telmo Zarra erzielte zwischen 1940 und 1955 insgesamt 251 Tore für Athletic Bilbao, Messi steht derzeit bei 250 – und möchte das fehlende natürlich im Stadion des ewigen Rivalen erzielen. Der Clásico wird also nicht nur wegen Luis Suárez ein heißer Tanz.