Faszination Schiedsrichter: Das dritte Team und Buhmänner am Spielfeld
Sie sind das dritte Team, aber zugleich auch die Buhmänner am Spielfeld. Im Gegensatz zu den beiden im Vordergrund stehenden Mannschaften haben sie keine Fans und gesprochen wird über sie ohnehin nur, wenn sie negativ auffallen. Bis zu 50 Schiedsrichter f
Gute Leistungen werden nicht bejubelt und die Stadionehrenrunde nach Abpfiff bleibt genauso aus wie die „Welle" vor dem eigenen Fansektor. Es ist schon ein sehr spezielles Hobby, welchem sich alleine in Wien regelmäßig über 300 fußballinteressierte Männer und immer mehr auch Frauen widmen – Unparteiischer mitten inzwischen 22 mehr oder minder begabten Sportlern, die einem Ball nachjagen, kurz: Schiedsrichter. Ein Sportler unter Sportlern.
50 Neulinge pro Jahr
Bis zu 50 Neulinge begrüßt die Bundeshauptstadt jährlich – durch diverse vorzeitige Karriereenden bleibt die Anzahl der Schiedsrichter dennoch stets ungefähr gleich. Nun möchte Wien aufstocken und bietet beim Mitte Februar startenden neuen Grundlehrgang wieder einmal Interessierten die Chance in dieses Hobby, später oft Leidenschaft, einzutauchen. Voraussetzungen dafür sind lediglich das Mindestalter 15 Jahre, das Beherrschen der deutschen Sprache und Interesse am Fußball.
Am 17. Februar startet das erste von sechs Modulen, die bis 10. März montags sowie freitags abends im Ernst-Happel-Stadion stattfinden. In diesen werden die 17 Fußballregeln näher erläutert, beim sechsten und letzten Modul zudem ein Test darüber sowie über die sportliche Eignung (1200m in 6 Minuten laufen) abgehalten. Die gesamte Ausbildung ist kostenlos.
Positive wie negative Begleiterscheinungen
Sportliche Betätigung, eine ausgeprägte Persönlichkeitsschule, das Knüpfen sozialer Kontakte, aber natürlich auch ein nettes Taschengeld – so die angenehmen Seiten des Pfeifens. Die Anfänge erfolgen als Schiedsrichter im Nachwuchsbereich sowie als Assistent in den unteren Klassen der Kampfmannschaften. Bei entsprechender Eignung kann einen dieses Hobby selbstverständlich auch bis an die Spitze des Fußballs führen – aktuell zählt Österreich sieben internationale FIFA-Referees.
Dass dieses Hobby nicht nur Vorteile mit sich bringt, ist klar. Anfangs ist vor allem der Umgang mit Kritik, im Nachwuchs in der Regel durch die nicht immer leicht handzuhabenden Eltern, und die Gewöhnung an die neue Tätigkeit, die während der Saison ein bis drei Spiele pro Wochenende bedeutet und somit die sportliche Betätigung drastisch erhöht, zugleich aber die Freizeit verringert, nicht immer einfach. Durch bis zu zwei freiwillige Trainingseinheiten pro Woche beim Ernst-Happel-Stadion und einigen Schulungen im Laufe der Saison kann dies mit dem nötigen Willen zeitintensiv werden. Wie viel Zeit das Hobby letztlich aber tatsächlich in Anspruch nimmt, obliegt jedem selbst, ist vieles schließlich auf freiwilliger Ebene.
Am 29.1. trafen sich Wiens Neo-Schiedsrichter zu einem Erfahrungsaustausch in den Hallen des Ernst-Happel-Stadions. Der Großteil fand Gefallen an ihrem neuen Hobby und möchte dies auch künftig ausüben, teils sogar hoch hinaus. „Bisher macht es mir großen Spaß und ich konnte am Feld nur positive Erfahrungen sammeln. Es ist ein ganz neues Gefühl, bringt mich aber auch als Persönlichkeit sehr weiter", fasst ein 16-jähriger Schüler seine ersten Monate als Unparteiischer zusammen.
Zum Autor: Trotz seiner erst 17 Jahren ist Pascal Günsberg bereits seit mehreren Jahren journalistisch tätig. Seit 2012 ist er zudem als Schiedsrichter im Wiener Unterhaus aktiv und hat auch hier noch hohe Ziele.
Info: Wer sich selbst davon überzeugen möchte, kann sich ab sofort unverbindlich hier anmelden, um weitere Informationen zu erhalten. Die Grundkurse in den anderen Bundesländern sind www.schiri.at zu entnehmen.