Euro 2016 Quali: Der Aufstand der Außenseiter

Am Wochenende geht die EM-Qualifikation in die 4. Runde. In vielen Gruppen haben die vermeintlichen No-Names die Führung übernommen. Einige große Nationen stünden schon unter Druck, wäre da nicht der neue Euro-Modus mit 24 teilnehmenden Teams. Von Alexand

 

Insgesamt 26 Spiele stehen zwischen Freitag und Sonntag auf dem Spielplan der EM-Qualifikation. Im Gleichschritt lassen die Nationalteams Europas das Fußballjahr ausklingen und sammeln wichtige Punkte, um bei der EURO 2016 in Frankreich dabei sein zu können. Bekanntermaßen ist die Hürde diesmal allerdings niedriger als je zuvor. Denn mit der Aufstockung des kontinentalen Turniers auf 24 Teilnehmerländer qualifizieren sich sämtliche Gruppensieger und –zweiten, während auch die –dritten via Playoff ihre Tickets lösen können. Dennoch (oder genau deshalb?) zeigen einige Favoriten ungewohnte Schwächen.

 

Gruppe A – Überraschendes Spitzenspiel Tschechien vs Island
In Gruppe A kommt es am Sonntag zum Spitzenspiel zwischen dem Ersten und dem Zweiten der Tabelle – und überraschenderweise sind weder die Niederlande noch die Türkei dabei. Die liegen nämlich mit schon 6 bzw. 8 Punkten Rückstand hinter Tschechien und Island. Dass gerade die Mannen aus dem hohen Norden mit drei Siegen aus drei Spielen und keinem Gegentor an der Spitze der Tabelle stehen, gleicht einer Sensation. Schließlich haben sie sich noch nie für eine WM oder EM qualifizieren können. Nicht minder erstaunlich war ihr 2:0-Heimsieg gegen die Niederlande Mitte Oktober. Wenn Island auch in Tschechien besteht, hat der Fußball-Zwerg beste Chancen, 2016 in Frankreich dabei zu sein. Die Niederlande hingegen müssen aufpassen, dass sie gegen Lettland nicht den Anschluss an die Spitze verlieren. Und auch die Türkei hat nach nur einem Punkt aus 3 Spielen nichts mehr zu verschenken, wenn es am Sonntag gegen Kasachstan geht.

 




 

Gruppe B – Wales vor Israel an der Spitze
Auch beim Blick auf das Tableau der Gruppe B muss man sich zunächst die Augen wischen: Wales steht dort vor Israel an der Spitze, während die WM-Teilnehmer Belgien und Bosnien-Herzegowina nur auf den Plätzen 3 und 5 rangieren. Allerdings sind die Abstände so gering, dass sich in den Spielen am Sonntag alles wieder verschieben kann: Wales hat einen Punkt Vorsprung vor Israel, zwei dahinter stehen die Belgier. Das bedeutet: Wenn Belgien am Sonntag zu Hause Wales besiegt, kann das Team nach Punkten mit dem Tabellenführer gleichziehen und sich aufgrund der besseren Tordifferenz an ihm vorbeischieben. Vorausgesetzt allerdings, dass Israel nicht sein Heimspiel gegen Bosnien-Herzegowina gewinnt. Zum Zünglein an der Waage kann in dieser Gruppe Zypern werden: Wenn der Inselstaat nämlich erwartungsgemäß gegen Andorra gewinnt, dann hat er schon 2 Siege auf dem Konto und kann bis auf Platz 3 vorrücken.

 




 

Gruppe C – Slowakei thront an der Spitze
Spanien hat in Gruppe C einen schweren Stand: An der Spitze thront die punktverlustlose Slowakei, und die Ukraine hat mit 6 Punkten ebenso viele wie der gefallene Weltmeister. Allerdings müssen die Slowaken am Samstag nach Mazedonien, wo den Hausherren schon der eine oder andere Überraschungssieg gelungen ist. Spanien empfängt zur gleichen Zeit Weißrussland und rechnet fest mit den 3 Punkten. Gleiches gilt für die Ukraine, die nach Luxemburg reist. Stolpert also die Slowakei, wird es ein spannender Dreikampf in der Gruppe, wenn nicht, geht die Treibjagd der Spanier weiter.

 




 

Gruppe D – Deutschland nur auf Rang vier
Um Deutschland in der Tabelle von Gruppe D auszumachen, muss man schon ziemlich weit nach unten schauen: Aktuell steht der Weltmeister nur auf Rang 4. Punktgleich davor sind die Schotten, an der Spitze marschieren Polen und Irland im Gleichschritt. Allerdings zweifelt wohl niemand daran, dass die Deutschen im Heimspiel am Freitag gegen Gibraltar einen hohen Sieg einfahren werden – nicht zuletzt deshalb, weil das britische Überseegebiet, das erstmals an einer Veranstaltung der UEFA teilnimmt, mit null Punkten und 0:17 Toren am Ende der Tabelle steht. Spannender wird da das Duell auf den britischen Inseln: Schottland empfängt Irland und kann nach Punkten mit dem Nachbarn gleichziehen. Und Polen hat mit einem Sieg in Georgien die Möglichkeit, seine Tabellenführung auszubauen.

 




 


Gruppe E – Alles nach Plan für Favorit England
England zählt zu den wenigen Favoriten der EM-Qualifikation, bei denen alles nach Plan verläuft. Mit 9 Punkten und 8:0 Toren stehen die Briten an der Spitze der Gruppe E, die zuvor als ärgster Kontrahent gehandelte Schweiz hat auf Platz 4 schon 6 Punkte Rückstand. Während England am Samstag im Heimspiel den direkten Verfolger Slowenien auf Distanz halten kann, hat die Schweiz Litauen zu Gast. Estland hat beim Match in San Marino drei Punkte fest im Blick und käme dann schon auf 6. Heißt: Mit Slowenien, Litauen, Estland und der Schweiz streiten sich gleich vier Teams um den Platz hinter England.

 




 

Gruppe G – Nordirland führt
Und auch in Gruppe F hat es sich eine Überraschungsmannschaft an der Spitze gemütlich gemacht: Nordirland hat 9 Punkte auf dem Konto und konnte mit dem 2:0 beim Ex-Europameister Griechenland am vergangenen Spieltag einen der Favoriten bezwingen. Nach Rumänien, zum direkten Verfolger, müssen die Briten am Freitag, allerdings schieben sich die Osteuropäer bei einem Sieg auf Platz 1. Zwischen Ungarn und Finnland, die beide 4 Punkte haben, geht es darum, Anschluss nach oben zu behalten. Griechenland dürfte mit dem zu erwartenden Sieg gegen die Färöer seine Ausbeute von derzeit nur einem Punkt aufbessern und vielleicht doch seine Chance auf Frankreich 2016 wahren.

 




 

Gruppe H – Showdown zwischen Italien und Kroatien
Ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich die Favoriten Kroatien und Italien in Gruppe H – und am Sonntag kommt es in Mailand zum Showdown der beiden punktverlustlosen Teams. Dahinter haben es die Norweger, die nach Aserbaidschan reisen, und die Bulgaren, die Malta empfangen, mit den beiden Teams der Gruppe zu tun, die bislang noch keine Punkte geholt haben. Das Team, das im Spitzenspiel unterliegt, wird sich also anschließend mit Norwegen und Bulgarien auseinanderzusetzen haben.

 




 

Gruppe I – Nur drei Punkte zwischen Tabellenspitze und -Keller
In Gruppe I, der einzigen mit nur 5 Mannschaften, hatte bislang noch keins so richtig Lust, sich von den anderen abzusetzen. Zwischen dem Ersten Dänemark und dem Letzten Armenien liegen nur die 3 Punkte, die jedes Team am Freitag machen kann – mit Ausnahme von Albanien, das statt einem Pflicht- nur ein Freundschaftsspiel gegen Frankreich absolviert. Gruppenfavorit Portugal muss nach seinem Holperstart mit der 0:1-Heimniederlage Anfang September gegen Albanien am Freitag gegen Armenien ran. Und Serbien muss sich gegen Dänemark nach bisher nur einem Punkt wieder nach oben orientieren.