Der Erfolg von Vastic bei Mattersburg hängt primär nicht von Vastic ab

Ivica Vastic wird in der Rückrunde versuchen, das arg gebeutelte Schiff in Mattersburg wieder auf Kurs zu bringen. Doch nicht nur allein seine persönlichen Fähigkeiten werden entscheiden, ob der SVM den Turnaround schafft. Eine Analyse von Benjamin Doppl

 

Viele rechneten bereits mit einem Verbleib des SVM-Urgesteins Franz Lederer, der nach der Tatar-Entlassung interimistisch für acht Spiele (fünf Punkte) übernahm, doch noch kurz vor Weihnachten platzte im sonst so ruhigen Burgenland eine kleine Bombe: Vormals Held der Nation, Eckpunkt des magischen Dreiecks von Sturm Graz und aber wiederum glückloser Austria-Coach: Ivica Vastic bekommt eine zweite Chance im Profifußball und soll das umher-irrende Flaggschiff aus dem Burgenland zurück auf Kurs bringen. Doch wird er allein den im Sturzflug befindlichen Verein aus der Versenkung holen?

 

Das Rätselraten schien fast kein Ende mehr zu nehmen. Hält Pucher sein Wort und holt einen neuen Trainer, oder bleibt wie von vielen angenommen Franz Lederer? Oder erbarmt sich Jupp Heynkes nochmal und übernimmt den SV Mattersburg? Den Gerüchten mangelte es nicht mal an Absurdität. Absurdität, die aber wie die Faust aufs Auge zur Situation des SV Mattersburg passte. Paradoxe Aufbruchsstimmung nach dem Abstieg, nachdem man sich von schweren Altlasten entledigen konnte, und dann ein holpriger Saisonstart unter Tatar, der eine physisch sowie auch psychisch kaputte Mannschaft übernahm und in wenigen Tagen ausbessern sollte. Tatar scheiterte verständlicherweise und der Mannschaft wurde der Abstiegstrainer wieder vorgesetzt – der Aufschrei unter den wenigen Mattersburg-Fans war laut und wurde von Seiten der Vereinsführung ignoriert. Grablichter wurden vor dem Clubhaus friedlich angezündet.

 

Auch medial wurde der Wiederbestellung Lederers wenig Verständnis entgegengebracht. Was daraus resultierte, war ein freier Fall in der Tabelle. Die Mannschaft wirkte absolut verunsichert, sie zeigte phasenweise haarsträubende Spiele und präsentierte sich noch schlechter als unter Alfred Tatar, was natürlich die Personalentscheidung auf der Trainerbank hinterfragen ließ. Man hatte das Gefühl, dass man aktuell keinen Plan hat, wie man mit der neuen Situation umzugehen hat. Pucher sprach sich aber für Lederer aus, meinte unverständlicherweise, dass die Entlassung Tatars eine Verbesserung nach sich zog und dass er es in Anbetracht gezogen hätte, Lederer länger im Amt zu lassen, falls dieser Erfolge feierte. Es ist aber bereits ein offenes Geheimnis, dass Lederers Entscheidungsbereich lediglich auf wenige Teilbereiche beschränkt ist. Das Training fand nicht unter seiner Führung statt, die Aufstellungen obliegen dem Vernehmen nach dem unbändigen Einfluss des Obmannes und selbst Störenfried Naumoski vermochte er nicht zu zähmen, da ebenfalls der Big-Boss sich querlegte und ihn weiter das Mannschaftsklima mit den Füßen zertreten ließ.

 

Doch zurück zu Vastic: Niemand kann sagen, ob er Erfolg haben wird oder nicht, daher sollte man auch nicht schon im Vorhinein ein Urteil abgeben. Was man aber beurteilen sollte, sind die Rahmenbedingungen, in denen er versuchen muss, mit seiner Mannschaft Erfolg zu haben. Und diese sind nicht gerade rosig: Entscheidend wird sein, welchen einen Einfluss Vastic ausüben darf, oder ob Pucher wie gewohnt Halbzeitsansprachen, Kabinenpredigen oder auch sogar die Aufstellung macht, oder ob dies zur Abwechslung mal dem Cheftrainer, der eben für diese Dinge geholt wird, überlässt. Und: Kommt man auch wieder zu einem Leistungsprinzip? Also dürfen Spieler, die gut spielen, auch spielen, oder ist Sympathie ausschlaggebend für einen Startelfeinsatz? Werden die Spieler auch fair behandelt? Die Baustelle ist nicht mit einer Trainer-Entlassung und einer Trainer-Bestellung geschlossen. Die Probleme für den Misserfolg in Mattersburg fangen woanders an und hören erst beim Trainer auf.