Celtic Glasgow: National ohne Konkurrenz, international um Anschluss bemüht
Celtic Glasgow, am Donnerstag Gegner von Red Bull Salzburg, ist in der schottischen Liga im Jahr 2012 der einzige ernstzunehmende Konkurrent abhandengekommen. Die Liga wird nach Belieben dominiert, international jedoch der Anschluss gesucht. Von Alexander
Man stelle sich vor, Real Madrid müsse zwangsweise die Primera División verlassen. Was würde dann aus dem FC Barcelona werden? Klar, spanischer Dauermeister – aber würde das den verbliebenen der beiden Kontrahenten auf Dauer glücklich machen? Wohl kaum. Denn dass der Mangel an nationaler Konkurrenz nicht unbedingt förderlich ist, zeigt das Beispiel von Celtic Glasgow, Red Bulls Salzburgs Gegner am Donnerstag in der Europa League.
Im Sommer 2012 wurden die Glasgow Rangers, Celtics Lokalrivale und einziger ernstzunehmender Gegner im jährlichen Kampf um die schottische Meisterschaft, wegen der Insolvenz seiner Betreiberfirma in die vierte Liga zwangsdegradiert. Seit 1985 machten die beiden Clubs aus Glasgow das schottische Championat unter sich aus, und nun war der Weg frei für Durchmärsche von Celtic. 2013 holte sich der Verein mit 16 Punkten Vorsprung die Meisterschaft, in der vergangenen Spielzeit waren es sogar 29. Entsprechend verwundert ist man beim Blick auf die aktuelle Tabelle der Scottish Premiership: Celtic hat sich nach 6 Saisonspielen noch nicht vom Rest der Liga abgesetzt, sondern steht (wenngleich mit einem Spiel weniger) nur auf dem vierten Rang. Grund dafür ist der Umbruch, den der Verein derzeit durchmacht.
Nicht weniger als 17 Spieler verließen Celtic im Sommer, unter ihnen der bisherige Stammtorhüter Fraser Forster. Gleichzeitig wurden 14 Spieler gekauft oder ausgeliehen, darunter gleich drei neue Stürmer: der 24-jährige Schwede Jo Inge Berget, einer der talentiertesten Offensivspieler seines Landes, sein 22-jähriger Landsmann John Guidetti, Leihspieler von Manchester City, sowie der Serbe Stefan Scepovic. Allerdings: Nach großen Namen sucht man vergeblich – wohl auch deshalb, weil die schottische Liga ohne echten Konkurrenzkampf auch für grundsätzlich wechselbereite Spieler alles andere als reizvoll ist. So verlässt sich Celtic auf bewährtes Personal. Den erfahrenen Spielmacher Kris Commons etwa, der in der vergangenen Meistersaison mit 27 Treffern die Torjägerkrone holte. Auch Celtics eingespielte Abwehr aus dem Vorjahr ist komplett an Bord geblieben. Eine Verbesserung des Kaders ist dennoch bitter nötig, um nicht dem eigenen Anspruch hinterherzulaufen: auch in Europa konkurrenzfähig zu sein.
In der letzten Saison schied Celtic sang- und klanglos als Letzter der Vorrundengruppe aus der Champions League aus. Unter anderem setzte es eine 0:3-Heimniederlage gegen den AC Mailand sowie ein 0:4 beim FC Barcelona. Nachvollziehbar, denn wenn man am Wochenende gegen Teams wie Inverness CT und Partick Thistle F.C. ohne große Anstrengung hohe Siege einfährt, werden kontinentale Spitzenmannschaften noch eine Spur unüberwindbarer.
Heuer war denn schon in der Qualifikation zur Königsklasse Schluss. Trotz des Gesamtergebnisses von 1:6 gegen Legia Warschau in der 3. Runde kam Celtic weiter, weil die Polen zwei Minuten vor Ende des Rückspiels einen nicht spielberechtigten Akteur eingewechselten. Dabei verspielte Celtic jede Menge Sympathien, weil der Verein – sportlich haushoch unterlegen – Protest gegen das Spiel einlegte und sogar Warschaus Ansuchen um ein Entscheidungsspiel ablehnte, was jedoch in den Zuständigkeitsbereich der UEFA fiel. Die „Strafe" folgte jedoch in der nächsten Runde: Prompt flogen die Schotten eine Runde später gegen NK Maribor aus dem Wettbewerb.
Damit es in der Europa League mit dem Siegen klappt, greift Trainer Ronny Delia, der erst im Sommer vom norwegischen Meister Strømsgodset IF an Celtics Seitenlinie wechselte, jetzt hart durch. Der Norweger, der Celtic-Legende Neil Lennon nachfolgte, verbot seinen Schützlingen den Genuss von Cola und anderen Softdrinks, nachdem er ein kollektives Übergewicht diagnostizierte. Ob das allein für den Einzug ins Europa-League-Finale reicht, das Neo-Spieler Jason Denayer als durchaus möglich erachtet, darf jedoch bezweifelt werden. Ob das Spiel am Donnerstag als ernsthafte europäische Standortbestimmung gegen derzeit schwächelnde Salzburger zu werten ist, ebenfalls.