Austria Salzburg muss Wacker Innsbruck retten

Nach dem katastrophalen Saisonstart des FC Wacker Innsbruck weiß niemand so recht, wie es weitergehen soll. Dem Tiroler Fußball drohen eine Wachablöse und ein kompletter Umbruch. Der Tiroler Traditionsverein muss auf die Hilfe seines Erzfeindes Austria Sa

 

Der Tiroler Fußballfan braucht (traditionell) starke Nerven. Und diese am besten gepaart mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus und einem leichten Hang zum Masochismus. Nur wer diese vielversprechende Kombination mitbringt, kommt regelmäßig ins Tivoli Stadion Tirol und hofft unbeirrt auf die so lange schon versprochene Trendwende.

 

Seit dem Bundesliga-Abstieg 2008 stolpert der Verein irgendwo im Nirgendwo, zwischen höchster und zweithöchster Spielklasse umher, direkt auf dem Weg in Richtung Bedeutungslosigkeit. Eine Tatsache, die nicht nur dem überzeugten Schwarz-Grünen weh tut. Der gesamte Tiroler Fußball leidet darunter, denn wo keine Vorbilder, da auch keine Jugend die ihnen nacheifert.

 

Unterschiedliche Methoden

Viele haben sich darin versucht, das Ruder beim Tiroler Traditionsverein rumzureißen und das mit den unterschiedlichsten Methoden. Der ehemalige Obmann und Idealist Gerhard Stocker erkannte früh den Stellenwert, den dieser Verein bei seinen Anhängern hat und versuchte es mit gelebter Vereinsdemokratie. Nicht der schnellste Weg zu sportlichem Ruhm, aber nachhaltig und richtig. Viele Erben, wie die Faninitiative oder die regelmäßigen Vereinsabende, haben sämtliche Auf- und Abstiege überdauert und existieren bis heute. Unter Obmann und Präsident Kaspar Plattner gab es, dank privater Investitionen von seiner Seite, die letzten Höhepunkte und Erfolge der jüngeren Vereinsgeschichte. Darunter der Aufstieg 2010 und das „Wunder von Wolfsberg" 2013.

 

Seit einem guten Jahr versucht sich nun Präsident Josef Gunsch darin, den Verein in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Der Mann aus der Privatwirtschaft hat als Motto seiner Mission „Wirtschaftlichkeit vor sportlichem Erfolg" ausgerufen. Der Verein soll finanziell endlich stabil dastehen. Ein lobenswertes Ziel. Wie eng sportlicher Erfolg und die wirtschaftliche Performance tatsächlich zusammenhängen, war die erste Erkenntnis des aktuellen Präsidenten, nach einem Jahr an der Spitze des Vereins. Bleibt abzuwarten wie stark sich dieser Lerneffekt zukünftig auswirken wird.

 

Was kann Klausner umsetzen?

florian klausner gepa pictures tipp3Seit der Neugründung hat das Tivoli Stadion also bereits so manchen Präsidenten, Trainer und Spieler kommen und gehen gesehen. Einer, der all das aus erster Reihe fußfrei miterleben durfte, ist der ehemalige Langzeit-Co-Trainer und mittlerweile zum Sportdirektor ernannte Florian Klausner (Bild rechts). Ein Mann, der den Verein in- und auswendig kennt. Seit dem vergangenen Winter leitet und lenkt er nun die sportlichen Geschicke in schwarz-grün.

 

Mit einem vollkommen neuem Nachwuchskonzept und einer eigenen Scouting-Abteilung will er den Verein endlich nachhaltig konkurrenzfähig machen. Von einer Umsetzung ist bis dato wenig bekannt. Nach zwei Transferperioden ist es aber noch etwas zu früh, um seine Leistung genau beurteilen zu können. Für die Fans jedoch bleibt nur zu hoffen, dass die Rückholaktion ehemaliger Absteiger (Hölzl, Grünwald) und die Verpflichtung (leider) verletzungsanfälliger Ex-Stars (Säumel) die erhoffte Trendwende bringen.

 


Umbruch im Tiroler Fußball

Wenn nicht, dann könnte nicht nur der Tiroler Traditionsverein nachhaltig Schaden nehmen, sondern auch der gesamte Tiroler Fußball vor einem Umbruch stehen. Nicht unweit von Innsbruck arbeitet nämlich die WSG Swarovski Wattens still und leise, aber sehr bemüht und professionell vor sich hin. Das muss sie auch. Immerhin hat man sich vor wenigen Jahren im Tiroler Fußball auf einen gemeinsamen Plan festgelegt: Man wollte einen Tiroler Verein in der Bundesliga. Einen in der ersten Liga und mindestens drei in der Regionalliga.

 

Damals waren die Rollen noch klar verteilt. Doch die Kräfteverhältnisse haben sich geändert. Der FC Wacker Innsbruck kämpft mit seinem schweren Rucksack, seiner aufgeblasenen Struktur und der ernormen Erwartungshaltung. Die WSG Swarovksi Wattens arbeitet in vergleichsweise ruhiger Umgebung und plant die Umstellung auf einen Profibetrieb. Nun muss man kein Hellseher sein, um etwas in die Zukunft zu blicken und die drohenden Szenarien zu erkennen. Dass der FC Wacker Innsbruck trotz katastrophalem Saisonstart die Zweitklassigkeit halten wird, ist realistisch. Sollte die WSG Wattens aber gleichzeitig den geplanten Aufstieg schaffen, so wären die beiden Verein erstmals sportlich auf Augenhöhe.

 

Comeback des FC Tirol

Wohin dann die öffentlichen Gelder und Subventionen seitens des Landes, die den Spielbetrieb am Tivoli derzeit ermöglichen, fließen, wird wohl spannender, als das erste Tiroler Westderby im Tivoli Stadion (seit langem). Nicht wenige Stimmen werden dann wohl einen FC Tirol fordern, der endlich auch Nicht-Masochisten ins Stadion locken soll. Das wäre dann aber wohl endgültig der Tod des von so vielen geliebten FC Wacker Innsbruck. Bleibt nur zu hoffen, dass der Innsbrucker Erzfeind Austria Salzburg stark genug ist, Wattens sportlich in die Schranken weist und den Tiroler Traditionsverein so vor dem drohenden Szenario bewahrt. Denn sonst heißt es leider: FC Wacker Innsbruck. Irgendwo im Nirgendwo. Liebhaberverein in der sportlichen Bedeutungslosigkeit. Es würde weh tun. Sehr.