Astra Giurgiu: Der Höhenflug dank des reichsten Rumänen
Nur profunde Kenner des osteuropäischen Fußballs konnten bislang etwas mit dem Namen Astra Giurgiu anfangen. Allerdings schickt sich der rumänische Club gerade an, zur nationalen Größe zu werden – auch dank des reichsten Mannes des Landes. Von Alexander
Will man die jüngere Vereinsgeschichte von Astra Giurgiu, Salzburgs Gegner am Donnerstag in der Europa League, Revue passieren lassen, so benötigt man zumindest einen Rechenschieber: Seit 1996 fusionierte der Club, der damals noch Astra Română Ploiești hieß, mit zwei anderen Vereinen, änderte fünf Mal seinen Namen und zog 2012 von Ploiești ins 125 Kilometer südlich gelegene Giurgiu, direkt an der Grenze zu Bulgarien.
13 Trainer in fünf Jahren
In den vergangenen fünf Jahren saßen nicht weniger als 13 Trainer bei Astra auf der Bank, wobei sich drei von ihnen gleich zwei Mal die Ehre gaben – macht insgesamt 15 Wechsel auf der Position des Übungsleiters in 60 Monaten. Auch der derzeitige Trainer Daniel Isăilă wurde nach gut elf Monaten Amtszeit im März dieses Jahres entlassen – nur um im Mai gleich wieder angestellt zu werden.
Dem Erfolg tat die offensichtliche Wechselhaftigkeit aber keinen Abbruch: Noch 2008 feierte der Club die Meisterschaft in der dritten rumänischen Liga, ein Jahr später gelang ihm mit dem Titel in der 2. Liga der direkte Durchmarsch ins Oberhaus. Im Sommer 2014 holte Astra - praktisch als Geschenk zum 80-jährigen Vereinsjubiläum - den ersten Titel überhaupt: den rumänischen Pokal. In der Liga reichte es zudem zur Vizemeisterschaft hinter Steaua Bukarest. Damit qualifizierte sich Astra zum zweiten Mal in Folge für die Europa League und überstand dort – anders als in der Saison 2013/2014 – die Playoffs. Der Gegner war Olympique Lyon, geradezu sensationell erreichten die Rumänen nach dem 2:2-Gesamtergebnis dank Auswärtstorregel die Gruppenphase.
Präsident Niculae mit 935 Millionen Euro Privatvermögen
Nicht ganz unschuldig an der – vorsichtig ausgedrückt – Inkonstanz des Vereins ist sein Präsident. Der heißt Ioan Niculae und ist mit einem geschätzten Privatvermögen von 935 Millionen Euro der reichste Bürger Rumäniens. Gerne spielt er zuweilen seine Macht im Verein aus. So feuerte er im Oktober 2011 den damaligen Trainer Marius Șumudică, nachdem dieser in einer Ligapartie nicht die Spieler einwechselte, die der Präsident gefordert hatte. Glaubt man aber, dass Niculae Unmengen an Geld in die Mannschaft steckt, so irrt man: Die beiden teuersten Spieler, die jemals zu Astra Giurgiu kamen, kosteten jeweils nur 500.000 Euro. Der eine, Alexandru Ionita, ist gerade einmal 19 Jahre alt, spielt seit Anfang 2014 für den Verein und hat erst 7 Ligaspiele für den Club auf dem Buckel. Der andere, Laurentiu Iorga, ist im Sommer nach einem halben Jahr wieder gegangen.
Im aktuellen Kader von Astra stehen 7 Nationalspieler, die meisten von ihnen wurden erst berufen, nachdem sie schon eine Weile bei Giurgiu gespielt hatten. Unter ihnen ist auch der Star des Team: Constantin Budescu, erst 25 Jahre alt und trotzdem Kapitän, Motor im Mittelfeld und mit 13 Treffern in der vergangenen Saison der torgefährlichste Spieler seines Teams. Auch in dieser Saison, in der sich Astra erneut in Schlagdistanz zur Ligaspitze aufhält, hat er in 6 Spielen schon 4 Mal getroffen. Im Playoff-Hinspiel bei Olympique Lyon sorgte Budescu zudem mit dem 2:1 für den Treffer, der für Astra das Tor nach Europa ganz weit geöffnet hat. Zwar setzte es im ersten Gruppenspiel mit dem 1:5 bei Dinamo Zagreb eine deftige Niederlage. Wenn aber die Entwicklung des Vereins so weitergeht, wird man von Astra Giurgiu noch eine Menge hören – auch auf europäischer Ebene.