Vienna-Präsident Dvoracek: ‚Ist der Fellner so wichtig?'
Bei der Vienna rumort es. Ob das geplante „Fastfood-Projekt" von Vienna-Präsident Herbert Dvoracek bis Sommer umgesetzt werden kann, ist mehr als fraglich und immer häufiger treten Gerüchte an die Öffentlichkeit, dass der Verein seinen finanziellen Verpfl
Die Zeit drängt. Wieder einmal. Bis zum Sommer läuft der aktuelle Kantinen-Vertrag in der Spielmanngasse, wo die Vienna trainiert. Das wäre eigentlich nicht weiter ein großes Thema, wenn es nicht auch um einen ansehnlichen finanziellen Betrag gehen würde. Erst vor wenigen Tagen tauchte das Gerücht auf, dass die Baugenehmigung des „Fast-Food-Projekts" – statt der bisherigen Kantine soll ein Burgerking gebaut werden - bis auf weiteres nicht erteilt wird. Der Klub erhofft sich durch den Burger-Deal Einnahmen in der Höhe von 500.000 Euro. Vienna-Präsident Herbert Dvoracek kann im Gespräch mit 90minuten.at die Aufregung nicht verstehen: „Das Magistrat kann gar nicht abgelehnt haben, weil es noch gar keine Einreichung gibt." Der Bauplan werde erst demnächst eingereicht, so Dvoracek, „und dann gibt es logischerweise erst die Baugenehmigung. Im Sommer wird das Ganze dann fertig sein. Die Hütte ist in zwei Monaten fertig gebaut. Das sollte zeitlich kein Problem sein, das hat mir auch der Architekt versichert."
MA21: "Kein Ansuchen auf Widmungsänderung gestellt"
Verwirrend. Eine erste Einreichung vor ein paar Wochen wurde nicht genehmigt, wie auch die MA37 im Gespräch mit 90minuten.at bestätigt. Der ballesterer berichtete in der November-Ausgabe über das Projekt und schrieb: „... Zwar gesteht Dvoracek Verzögerungen ein, weil die beauftragte Firma die Pläne erst kürzlich und nicht wie geplant im August eingereicht habe ..." Davor braucht es jedoch noch eine Flächenumwidmung, wofür wiederrum ein Gemeinderatsbeschluss notwendig ist. „An der Widmung hat sich nichts geändert, weil die Änderung einer Widmung ist ein langes und kompliziertes Verfahren ist, das sich über Monate, meistens über Jahre erstreckt", bestätigt die MA37.
Es ist daher schwer vorstellbar, dass es bereits im Sommer 2014, so wie von Dvoracek geplant, Burger statt Leberkässemmerln in der Spielmangasse zu kaufen geben wird. Besonders interessant: Auf Anfrage bestätigt die MA21 gegenüber 90minuten.at, dass noch nicht einmal ein Ansuchen auf Änderung der Widmung vorliegt. Wolfgang Sengelin von der MA21 auf die Frage, ob ein Baubeginn daher im Frühjahr 2014 äußerst unrealistisch sei: „So ist es." Das Geld gäbe es jedenfalls erst, wenn die Baugenehmigung erteilt ist.
„Es gibt nur einen, der Probleme hat"
Geld, das der Klub allem Anschein nach dringend benötigt, denn die Vienna ist immer wieder mit offenen Forderungen von (ehemaligen) Spielern oder Trainern konfrontiert. Dazu meint Dvoracek: „Wir haben über die letzten vier Jahre 120 Angestellte gehabt. Alle haben ihr Geld bekommen. Es gibt aktuell 35 Leute, die von dem Verein leben und regelmäßig ihr Geld bekommen und einen, der Probleme hat. Es gibt ein Problem mit Fellner, das möchte ich aber nicht öffentlich diskutieren. Er sagt A, ich sage B."
Der Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, dass es kein Einzelfall ist. Es geht hier nicht um die Person Gerhard Fellner, sondern um eine gewisse Regelmäßigkeit an Problemen. Mit den letzten drei Vienna-Trainern gab es finanzielle Ungereimtheiten – Schinkels, Tatar und jetzt Fellner.
So wurde laut dem Vienna-Boss probiert, die Causa „Fellner" vor die Bundesliga-Schlichtungsstelle zu bringen, doch Fellner habe abgelehnt. „So haben wir das auch mit Dospel gemacht. Dort hat es funktioniert. Wenn jemand wo streitet, werden wir das über einen Dritten Neutralen versuchen, über die Schlichtungsstelle. Dort gibt es ein Ergebnis, das wir akzeptieren. Das hat Fellner abgelehnt. Dann müssen wir halt vor Gericht einen Vergleich machen."
Deswegen die Vienna „niederschreiben"?
Dvoracek versteht abgesehen davon nicht, warum so viel Wind um diese Sache gemacht wird. „Es wird da einfach probiert, öffentlichen Druck auf einen Verein aufzubauen, den man so liebt. Ist der Fellner so wichtig? Möchte man die Vienna deswegen niederschreiben? Warum muss man permanent auf die Vienna hinhauen?", fragt sich der seit 2009 als Präsident fungierende Dvoracek und ergänzt: „Irgendwann ist das ganze Thema auch nicht mehr so sensationell, dass man über Fellner schreibt, irgendwann lesen das die Leute nicht mehr."
Ob es auch offene Forderungen von Ex-Trainer Alfred Tatar gäbe? Dvoracek denkt nach und antwortet: „Mit dem Herrn Tatar haben wir eine Vereinbarung. Ich gehe davon aus, dass die eingehalten wurde." Nachdem Dvoracek jetzt längere Zeit in den USA verbracht habe, kann er aktuell gegenüber 90minuten.at nicht sagen, ob in diesem oder auch in anderen Fällen, wie etwa bei möglichen Zahlungsverzögerungen bei Nachwuchs-Trainern alles im Reinen sei. „Dazu müssten Sie unseren Vizepräsidenten Bodizs fragen", versucht Dvoracek das Thema zu umgehen und beendet die Frage mit: „Bei mir hat sich jedenfalls noch keiner beschwert." Die Kronen Zeitung berichtet indes (siehe rechts), dass Tatar heute, Montag, Klage einreichen wird.
Große Verunsicherung in der Vienna-Community
Die Vienna sei noch nie im Geld geschwommen, betont der Vienna-Boss, „aber wir haben immer noch bezahlt. Engpässe waren da, aber wir haben es immer geschafft." Diskussionen wie diese rund um Fellner, Tatar oder wie sie Monat für Monat heißen, sind für Dvoracek jedenfalls ein großes Problem: „Mit diesen Gerüchten wie die Ablehnung der Baugenehmigung verunsichert man alle anderen genauso. Man muss sich in den Verein reindenken. Es gibt dann immer Diskussionen, wenn man permanent Meldungen liest, dass irgendwas nicht klappt. Nur zu sticheln in den Foren, wo jeder schreiben kann was er will ... das ist das Problem", sagt der Vienna-Präsident.
Doch die Vienna-Community stichelt nicht, wie es Dvoracek erwähnt. Schon gar nicht, um dem eigenen Verein weh zu tun. Die vielen Gerüchte sind ein Zeichen der großen Verunsicherung und der mangelhaften Kommunikation. Vielmehr fragt sich der geneigte Vienna Fan, warum Gerüchte in Foren leider nur allzu oft schlussendlich irgendwie mit der Realität zu tun haben. Floskeln wie „wir haben es immer noch geschafft" beruhigen auf der Hohen Warte längst nicht mehr.
„Kein Problem, die Saison fertig zu spielen"
Ein Problem, die Saison fertig zu spielen, sieht Dvoracek im Gespräch mit 90minuten.at nicht. „Ich mache mir immer Sorgen. Ich muss mir Sorgen machen, was nächstes Jahr passiert. Ich sage es Ihnen aber ganz offen: Mein Nachteil ist, dass ich sehr ehrlich bin. Nach meiner Ansicht ist es kein Problem, die Saison fertig zu spielen. Es ist nicht einfach, nicht lustig, nicht locker, aber Sorgen machen wir uns natürlich immer."
Wie intensiv sich der Verein aktuell um eine erfolgreiche Zukunft bemüht, ist fraglich. Ein Mitarbeiter, der sich um Sponsorenakquise kümmern wollte, hat die Hohe Warte nach nur wenigen Monaten frustriert verlassen. Einen Nachfolger gibt es bis dato nicht. Auch ein Blick auf die Werbebanden bei den Spielen lässt nicht gerade Hoffnung aufkommen, dass neue Werbekunden an Land gezogen wurden.
Wie hoch steht bei der Vienna das Wasser? (Foto: Gepa Pictures)
Auch die Besetzung von Vienna-Vizepräsident Christian Bodizs als Klub-Manager ist zumindest gewagt, denn wie soll sich ein Manager, der noch anderen Unternehmen leitet, sinnvollerweise auch noch zusätzlich um das Management eines kompletten Klubs erfolgreich kümmern können? Eine Rechnung, die nur schwer aufgehen kann.
Ungewisser Blick in die nahe Zukunft
Dass die Vienna unter den vielen Gerüchten leidet, wie Dvoracek sagt, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Doch den Verantwortlichen muss auch bewusst werden, dass dieses Problem hausgemacht ist. Denn ob der nüchterne Blick auf das eigene, fragile Kartenhaus von der aktuellen Vienna-Führung bewusst oder unbewusst gemieden wird, ist im Endeffekt egal. Und selbst ein – äußerst unrealistischer - Geldregen von 500.000 Euro (rund 30% des Jahresbudgets) wird die Vienna nicht nachhaltig sanieren. Was die Vienna vor allem braucht, ist eine Strukturreform und ein ernsthaftes Bemühen, den Klub mit 100% Aufmerksamkeit zu führen. Denn nur dann werden künftig Gerüchte auch zu 100% solche bleiben.