Ümit zieht durch
Bei der EM 2008 war Ümit Korkmaz der Shootingstar Österreichs. Statt Glanz und Gloria folgten danach schwere Verletzungen und mehrere Vereinswechsel. Trotzdem: Korkmaz träumt weiter vom ganz großen Fußball. Von Tim Röhn
Das Telefon von Max Hagmayr klingelt in diesen Tagen ständig, die Transferperiode ist naturgemäß eine hektische Zeit für Spielervermittler. Was viele Anrufer wissen wollen: wie es mit Ümit Korkmaz weitergeht. Ob es eine Möglichkeit gibt, den 27-Jährigen unter Vertrag zu nehmen. Es sieht schlecht aus für die Interessenten, Korkmaz will eigentlich nicht weg vom FC Ingolstadt.
„Das Potenzial hier ist riesig. Ingolstadt kann ein großer Klub werden", sagt der Mittelfeldspieler im Gespräch mit 90minuten.at: „Wir haben ein großartiges Vereinsgelände, ein tolles Stadion, und die Sponsoren stehen hinter uns." Der Autobauer Audi, selbst beheimatet in Ingolstadt, macht sich stark für den Aufschwung des FCI. Mittelfristig werde man den Klub in der Bundesliga sehen, munkeln nicht wenige Experten in Deutschland.
Korkmaz redet nicht von der Eliteklasse, er spuckt keine großen Töne. Aber er sagt über Tabellenplatz 13 in der abgelaufenen Saison: „Wir hätten besser abschneiden müssen. Die Qualität unserer Mannschaft ist sehr hoch." Er will dabei sein, wenn es weiter nach oben geht: „Trotz aller Anfragen: Ich möchte in Ingolstadt bleiben. Ich möchte wieder der alte Ümit werden."
Mittelfußbruch beim ersten Training
Der alte Ümit überraschte bei der EM 2008 als Jungstar das Land. Österreich schied schon in der Vorrunde aus, aber dem damals 22-Jährigen, zweikampfstark, ideenreich, passsicher wurde eine große Zukunft vorausgesagt. Korkmaz wechselte von Rapid Wien zu Eintracht Frankfurt, das war ein großer Schritt, aber der Start war eine Katastrophe: Bei der ersten Trainingseinheit des Bundesligisten zog er sich einen Mittelfußbruch zu und fiel monatelang aus. Er feierte im Oktober 2008 sein Debüt für die Eintracht, einen Monat später lautete die Diagnose erneut Mittelfußbruch. Erneut kämpfte er sich zurück, aber sieben kleinere Verletzungen innerhalb der darauffolgenden eineinhalb Jahre machten ihm das Leben schwer.
Im Januar 2011 wechselte Korkmaz zum Zweitligisten VfL Bochum und überzeugte. Im Sommer ging es zurück zur Eintracht, wo er nur Reservist war. Seit Juli 2012 steht er nun in Ingolstadt unter Vertrag, und bis auf einen Bänderriss Ende vergangenen Jahres läuft es gut für ihn. Die Formkurve zeigt nach oben, wenngleich angesichts nur eines Treffer und einer Torvorlage bei 26 Einsätzen noch Luft nach oben ist.
„Man kennt mich anders", sagt auch Korkmaz selbst: „Aber ich arbeite hart und gebe mein Bestes, so viel Erfolg wie möglich zu haben. Ich fühle mich topfit und freue mich, nach der Sommerpause wieder Gas zu geben." Angst, dass es einen erneuten gesundheitlichen Rückschlag erleiden könnte, hat er nicht: „Ich habe mich trotz allen Verletzungen nie als Pechvogel gesehen. Für mich waren das Arbeitsunfälle. Ein Elektriker kann auch einen Stromschlag erleiden, jeder Beruf birgt Risiken. Und bei meiner Spielweise gehören Verletzungen eben dazu. Aber ich ändere mich deswegen nicht. Ümit zieht durch!"
„Ein Comeback wäre Zucker"
Zehn Länderspiele hat Korkmaz bislang gemacht, sein bislang letzter Einsatz datiert vom 29. März 2011 (0:2 gegen die Türkei). Abgeschrieben hat er weitere Nominierungen noch nicht: „Ich wäre gerne wieder dabei, und die Leute wissen auch, dass ich alles für Österreich geben würde. Aber der Verein zahlt mein Brot, ein Comeback in der Nationalmannschaft wäre Zucker. Es ist nicht das Wichtigste." Ein Gespräch mit Nationaltrainer Marcel Koller gab es bislang nicht.
Unabhängig von einer etwaigen Nominierung für die Auswahl gibt es in jeder Transferperiode Spekulationen um eine Rückkehr nach Österreich – zu Rapid Wien, seinem Ex-Verein. „Jeder weiß um meine Verbundenheit zu diesem Verein. Und irgendwann werde ich auch wieder für Rapid spielen. Aber im Moment kann ich nicht sagen, dass ich zurück will – auch weil ich nicht weiß, was der Verein will", sagt Korkmaz und fügt hinzu: „Bislang hat sich niemand bei mir gemeldet. Und ich lade mich ja nicht selbst ein."
Man behauptet wahrscheinlich nicht zu viel, wenn man sagt, dass die Gespräche von Berater Hagmayr mit einem Rapid-Vertreter etwas länger dauern könnten – trotz aller Korkmaz-Verbundenheit zum FC Ingolstadt.