Rapid: Neues Stadion wird zur Existenzfrage
Der genaue Blick auf die finanzielle Situation von Rapid zeigt: Selbst die regelmäßige Qualifikation für einen internationalen Bewerb ist kein Garant mehr, dass Rapid auf Dauer schwarze Zahlen schreibt. Ein neues Stadion muss her, sonst ist die Existenz d
Edlinger sagte gleich zu Beginn: "Die letzten drei Jahre zeigen eindeutig, dass es bei Rapid nur dann ein positives Geschäftsjahr gibt, wenn die internationale Qualifikation gelingt" (siehe Grafik1). Doch der genaue Blick verrät: Allein mit einer regelmäßigen Qualifikation ist es für Rapid nicht getan.
Grafik 1: Die letzten 3 Geschäftsjahre im Überblick (Quelle Rapid Geschäftsbericht)
So hat Rapid in der Saison 2010/11, als man in der EL-Gruppenphase Kaliber wie den FC Porto oder Besiktas Istanbul im vollen Happel-Oval begrüßen durfte, einen Gewinn von 1,355 Mio. Euro erzielt. Im Folgejahr, als es zu keinem internationalen Startplatz reichte, steht ein Minus von 3,3 Mio. Euro zu Buche. In der abgelaufenen Saison gab es trotz EL-Teilnahme (und einem Geisterspiel, das sicherlich den Gewinn verringert hat) nur ein Plus von 338.000 Euro.
Drei Jahre = Minus von 1,6 Mio. Euro
Für das laufende Geschäftsjahr „lehnte" sich Edlinger aus dem Fenster und meinte: "Wir werden dieses aufgrund der Qualifikation in der Europa League sicher positiv abschließen. So weit kann man das jetzt schon sagen." Man darf gespannt sein, wie „positiv" die Zahlen am 30. 6. dann aussehen werden.
Der Dreijahres-Durchrechnungszeitraum zeigt ein Minus von 1,6 Mio. Euro. Das Geisterspiel darf aber nicht länger als Grund allen Übels für das Minus missbraucht werden. Fakt ist, und das ist dem Rapid-Management auch bewusst, dass die alleinige Qualifikation zur Europa League kein Garant für ein „fettes" Plus am Ende des Jahres mehr ist. Zu hoch sind andere Kosten angestiegen und gleichzeitig Sponsorengelder nicht in dem selben Ausmaß akquiriert worden, daher wurde auch vor wenigen Wochen das Sparprogramm präsentiert, dem unter anderem das Winter-Trainingslager zum Opfer gefallen ist. Weiters werden Testspiele nicht mehr im Stadion ausgetragen um den Rasen zu schonen, Reduktionen gibt es im medizinischen Bereich und auch beim Nachwuchs wird gespart.
„Existenz ohne neues Stadion nicht garantiert"
Der „große Wurf" ist dies allerdings noch nicht und zeigt auch, auf welch schmalem Grat sich der Verein derzeit bewegt. Edlinger daher folgerichtig: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Existenz des Vereins ohne neues Stadion nicht garantiert ist. Ziel muss ein neues funktionsfähiges Stadion in Hütteldorf sein."
Welch Potenzial in einem neuen Stadion steckt, präsentierte der Verein ebenfalls gestern Abend (siehe Grafik 2). Bei einer angenommenen maximalen Kreditlaufzeit von 25 Jahren und einem Zinssatz von 5% p.a. errechnet sich eine jährliche Annuität von 1,8 Mio. Euro. Es verbleibt somit ein Deckungsbeitrag in der Höhe von rund 5,2 – 5,7 Mio. Dies entspricht einem Mehrwert von 3,0 bis 3,5 Mio. Euro pro Saison, wie der Verein in dem Bericht vorrechnet - inkl. der Vermarktung des Stadionnamens in der Höhe von 1,5 Mio. Euro pro Jahr.
Rapid könnte sich den zeitlichen Ablauf ungefähr so vorstellen: Ein Wettbewerbsergebnis kann noch im Jahr 2013 vorliegen, eine Beauftragung im Frühjahr 2014, sodass ein Baubeginn mit Jahresbeginn 2015 realistisch ist. Die Bauzeit wird 20 Monate betragen, so dass eine Eröffnung im Sommer 2016 möglich ist.
Das "Problem": Die Baukosten für das Stadion werden laut Geschäftsbericht auf ca. 46,6 Mio. Euro netto geschätzt - exklusive öffentliche Erschließung, Entsorgung kontaminierter Materialien (Boden und Gebäude), Ausstattung der Logen (wird bauseits durch den Mieter ausgeführt) mit Ausnahme der Eventlogen. Wie hoch diese Erschließungskosten sind, wird im Geschäftsbericht nicht erläutert. Man darf aber davon ausgehen, dass diese im einstelligen Millionenbereich liegen.
Bleibt "nur noch" die Frage der Finanzierung offen. Das wird dann die Aufgabe für das kommende Präsidium sein. Ob dadurch jedoch der von Rapid genannte Zeitplan realistisch erscheint, ist mehr als fraglich. Bis dahin darf sich Rapid im Dreijahresschnitt ein Jahr ohne Europa League erlauben, sonst könnte es finanziell ganz eng werden.