Offener Brief von Erich Kirisits: 'Wurde nicht fair behandelt'
Den Fans, die sich in den letzten Tagen in verschiedenen Foren Sorgen um die RAPID-Zukunft machen, bzw. die die Vorgänge um die Nichtkandidierung von Erich Kirisits durch die Wahlmänner kommentieren, schrieb der ehemalige Kandidat um das Amt des neuen Rap
Lieber Rapid-Fan!
Leider hatte ich bisher als Kandidat für das Präsidentenamt des SK Rapid nur eingeschränkte Möglichkeiten, Ihnen und der gesamten RAPID-Familie meine Vision für die Zukunft unseres Vereins vorzustellen. Die jüngste Entscheidung des Wahlkomitees hat diese Situation naturgemäß nicht verbessert. Weil ich jedoch glaube, dass dieses Konzept für die Rapid-Fans von Interesse sein kann, möchte ich ihnen dessen Grundpfeiler online zugänglich machen. Im besten Fall ist das der Ankick zu einer breiten Diskussion darüber, was für unseren Verein gut ist und was nicht. Zu den einzelnen Themensäulen existieren selbstverständlich viele erklärende Detailkonzepte. Der Link welcher in der begleitenden Mail angeführt wurde, führt Sie zur Präsentation jenes Konzepts, welches ich am letzten Montag der Wahlkommission vorgestellt habe:
Zu diesem Schritt höchstmöglicher Transparenz gegenüber den Rapid-Fans habe ich mich entschlossen, weil ich in der Folge meiner Kandidatur, insbesondere nach der Ablehnung durch das Wahlmänner-Gremium (Pressemeldung des SK Rapid vom 24.10.2013), in der Medien- und Online-Öffentlichkeit mit teils haarsträubenden Unterstellungen konfrontiert worden bin und nach wie vor werde. Es hat den Anschein, als seien in den letzten Tagen eine Menge unwahrer und unhaltbarer Gerüchte gezielt gestreut worden.
Welche Absicht dahinter steckt, mögen Sie bitte selbst beurteilen. Ich meine, dass die bewährte Frage antiker Philosophen und moderner Kriminalisten „Cui bono?“, nämlich „Wem nützt es?“, auch in diesem Fall einen guten Dienst leistet. Ungeachtet dessen werden Sie jedoch verstehen, dass ich mich gegen konstruierte Vorwürfe und meinen Ruf schädigende Unterstellungen allein schon wegen meiner Stellung als Chef eines internationalen Unternehmens zur Wehr setzen muss. Ich bekenne mich aber nicht nur zur Wahrheit und zur Fairness im Umgang mit Menschen. Ich bekenne mich darüber hinaus zu einigen konkreten Ansätzen, die dem SK Rapid eine bessere Zukunft bescheren sollen.
Ich bekenne mich dazu, dass RAPID-NEU auch eine personelle Erneuerung in wichtigen Ehrenämtern, aber auch Angestelltenfunktionen bedeutet muss. Ich tue dies im klaren Bewusstsein, dass mir dieser Standpunkt keine „neuen“ Freunde einbringt. Jedenfalls nicht im Umfeld der Wahlmänner, noch bei Teilen des derzeitigen Präsidiums und schon gar nicht bei manchen leitenden Angestellten des Vereins.
Ich bekenne mich dazu, dass die Heimat des SK Rapid in Hütteldorf liegt und dass dort der beste Standort für das Stadion unseres Vereins ist. Dies gilt natürlich auch für einen allfälligen Neubau (dem Inhalt des von der ao. HV beschlossenen Antrags entsprechend), wenn dieser nach rechtlichen, wirtschaftlichen (insbesondere in Bezug auf die Finanzierung, der zukünftigen Kostenbelastung und der erforderlichen Erlössteigerung) und sportlichen Grundsätzen in Hütteldorf umsetzbar ist.
Ich bekenne mich aber auch dazu, dass verantwortungsvolles Management bedeutet, gemeinsam und offensiv Alternativen zu diskutieren, wenn der Neubau am derzeitigen Standort nicht zu gewährleisten und unser Verein dadurch in seiner zukünftigen wirtschaftlichen und sportlichen Existenz bedroht wäre.
Ich halte fest: Ich habe mich ausdrücklich und immer dazu bekannt, jede Neubauvariante oder sonstige Alternative einer Hauptversammlung vorzulegen. Unsere Mitglieder sollten über eine derart weitreichende Entscheidung abstimmen. Aus diesen meinen Bekenntnissen und der von mir verfolgten Absicht können Sie ersehen, dass alle diesbezüglichen Unterstellungen in unlauterer Absicht erfolgt und haltlos sind.
Ich bekenne mich zu Hans KRANKL als Idol und „Jahrhundertspieler“ unseres Vereins. Ich habe es begrüßt, dass er als eines von fünf ehrenamtlich (also ohne jedwede Bezahlung) agierenden Präsidiumsmitgliedern meines Teams zur Verfügung gestanden wäre. Anderslautende Unterstellungen, wie etwa jene, wonach Personen aus dem Umfeld von Hans Krankl Vereinsfunktionen übernehmen sollen, entbehren nicht nur jeder Grundlage, sondern wurden von mir immer in allen Gesprächen – auch mit den Wahlmännern - ausdrücklich ausgeschlossen.
Erlauben Sie mir in Zusammenhang mit Hans Krankl einige Fragen:
Ich frage die RAPID-Familie, ob jemand Zweifel an seinem „RAPID-Herz" hat, ob es jemanden gibt, der diesem österreichweiten Rapid-Idol nicht die Fähigkeit zutraut, unsere Vereinsjugend zu motivieren. Ich frage, ob jemand der Meinung ist, dass Hans Krankl neben seinem sportlichen Know How, kein idealer Rapid-Botschafter für die positive Öffentlichkeitsarbeit, unsere internationale Positionierung und den Aufbau eines internationalen Netzwerks wäre? Aus meiner Sicht wäre es eine vergeudete Chance, einen derart idealtypischen, grün-weiß getränkten und international geschätzten Ex-Spieler nicht an den Verein zu binden. Es wäre ein Versäumnis, ihn nicht zum Wohl des SK Rapid gegenüber der Jugend und gegenüber der internationalen Fußball-Community arbeiten zu lassen. Es wäre fahrlässig, ihn nicht in die Gewinnung neuer und die Bindung bestehender Sponsoren ebenso wie in die Gewinnung neuer und Bindung bestehender Fans und Mitglieder einzubinden. Genau das wären nämlich neben sportlichen Agenden die Tätigkeitsschwerpunkte von Hans Krankl in meinem Präsidiums-Team gewesen.
Zu den Geschehnissen der letzten Tage:
Wie Sie vielleicht wissen bin ich das Kind einer Arbeiterfamilie und komme aus einfachen Verhältnissen. Ich habe trotz meiner Erfolge in der Privatwirtschaft nie vergessen, dass meine Vorfahren für Ihre Überzeugungen und für demokratische Verhältnisse kämpfen mussten. Deshalb stelle ich mich auch mit „offenem Visier“ hin und sage, dass ich mich unter Anwendung demokratischer Grundsätze in dem Prozess nicht fair behandelt fühle.
Es entspricht aus meiner Sicht weder demokratischen Prinzipien, noch ethischen Standards, wie die Abfolge der Geschehnisse gestaltet wurde und wie die Entscheidungsprozesse abgelaufen sind: Nach der Präsentation meines Sechs-Säulen-Konzepts für die Zukunft des SK Rapid vor den Wahlmännern wird der Öffentlichkeit bekannt gegeben, dass sich das Wahlkomitee „einhellig gegen meine Kandidatur ausgesprochen habe“. Einfach so, ohne irgendeinen Grund zu nennen, ohne irgendwie auf das präsentierte Konzept oder etwaige Schwachpunkte desselben einzugehen. Und dann lässt ein Mitglied der Wahlkommission die am Tag zuvor sich gegen meine Kandidatur ausgesprochen hat, am Tag darauf verlauten, dass er nun selbst als Kandidat für das Präsidentenamt zur Verfügung steht. Und weitere drei Tage später, findet sein Hearing vor dem Wahlkomitee statt…
Wenn man Gerüchten trauen kann, dann wird er am kommenden Montag „einhellig“ als Kandidat akzeptiert werden. Weiters hört man, dass noch zumindest eine weitere Person aus dem Wahlkomitee seinem Präsidiums-Team angehören soll. Darüber hinaus kolportiert man, dass zumindest auch zwei Mitglieder des aktuellen Präsidiums ebenfalls in der neuen Liste aufscheinen werden.
Über Geschmack lässt sich streiten, über eine schiefe Optik gewiss nicht. Und der Begriff „Interessenskonflikt“ müsste jetzt auch nicht unbedingt neu erfunden werden. Sollte der Hauptversammlung am 18. November 2013 tatsächlich ein Wahlvorschlag vorgelegt werden und dieser Namen von Mitgliedern, jener Wahlkommission, die meine Kandidatur ohne inhaltliche Diskussion und ohne Angabe von Gründen abgelehnt hat, enthalten, dann werte ich dies als undemokratischen und höchst zweifelhaften Akt. Es versteht sich von selbst, dass so eine Vorgehensweise keinesfalls mit dem Motto „RAPID NEU“ (mehr Transparenz, mehr Demokratie, mehr Rapid) vereinbar ist!
Meine Vision für Rapid war es keinesfalls, dass über die „Hintertür“ und auf der Basis intransparenter Absprachen im Kern alles so bleibt wie es derzeit ist.
Nach wie vor stehe ich für Offenheit und Transparenz gegenüber der Rapid-Familie und für jene Veränderungen und jene Führungsprofessionalität, die der SK Rapid dringend brauchen würde. In einem transparenten und fairen Wahlprozess zu verlieren, ist selbstverständlich zu akzeptieren und sportlich fair zur Kenntnis zu nehmen. Die Vorgänge und Machenschaften, die derzeit im Vorfeld der Präsidiumswahl passieren, bewegen sich jedoch weit abseits von Fairness und demokratischen Mindeststandards.
Ich halte fest, dass ich unter solchen Rahmenbedingungen keine Ambition auf das Amt des Präsidenten des SK Rapid habe und dafür nicht mehr zur Verfügung stehe.
Die Rapid-Familie möge sich ihr eigenes Urteil bilden und dann ein neues, unbelastetes und unabhängiges Präsidium wählen. Ein Präsidium, das nicht auf solchen Winkelzügen gründet, das nicht die bestehenden Strukturen bewahren und die dringend notwendigen Veränderungen im Gebaren des Klubs unterbinden wird.
Dieser Verein hat sich das verdient.
Ich wünsche RAPID in jedem Fall – auch ohne meine Mitwirkung – eine positive Zukunft.
Wien am 27. Oktober 2013
Zu einem ungewöhnlichen Schritt hat sich Xerox-Manager Erich Kirisits entschlossen: Angesichts der kolportierten Gerüchte und teilweise haarsträubenden Unterstellungen, die als Folge seiner Kandidatur als RAPID-Präsident an die Öffentlichkeit gespielt wurden bzw. in Onlineforen existieren, "postet" Kirisits seit kurzem direkt an die Fans und hat sein dem Wahlmänner-Gremium präsentiertes Konzept online gestellt: Erich Kirisits veröffentlicht Rapid-Konzept