Österreichs Tops und Flops in der deutschen Bundesliga

Mit dem DFB-Pokal-Finale ist am Samstagabend die Saison in Deutschland zu Ende gegangen. Eine gute Gelegenheit, Österreichs Legionäre etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Von Tim Röhn

 

Die Tops

Platz 3: Martin Stranzl, Borussia Mönchengladbach

Dass Borussia Mönchengladbach in der Saison 2011/2011 völlig überraschend die Rückkehr in den Europapokal gelang, wurde nicht zuletzt am sehr guten Innenverteidiger-Duo Dante und Martin Stranzl festgemacht. Im vergangenen Sommer aber wechselte Dante zum FC Bayern, Oldie Stranzl, heute 32 Jahre alt, blieb zurück.

Es gab einige Menschen im inneren Zirkel und Umfeld des Vereins, die daran zweifelten, dass Stranzl mit einem anderen Partner in der Innenverteidigung ähnlich stark agieren wird. Am Ende der Spielzeit muss man trotz der Tatsache, dass Gladbach die Europa League verpasste, konstatieren: Stranzl hat auch die Zweifler überzeugt, er hat seine Sache hervorragend gemacht. Im Vergleich mit den anderen Innenverteidigern der Gladbacher, Roel Brouwers und Alvaro Dominguez, schnitt er am besten ab.

Vor allem eine Statistik überzeugt: Der Borussia-Profi hat 71,2 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen, das ist der zehntbeste Wert aller Bundesliga-Feldpsieler in der abgelaufenen Saison. Auch die fünf Tore, die er erzielt hat, sind keine Selbstverständlichkeit. Der Lohn für alle Mühen: Der Vertrag des Österreichers wurde noch einmal bis zum 30. Juni 2014 verlängert. Eigentlich wollte Stranzl in diesem Sommer Schluss machen, die Gladbacher Bosse konnten ihn aber überzeugen.

 

Platz 2: Alexander Manninger, FC Augsburg

Als der Vertrag von Alexander Manninger bei Juventus Turin im Sommer 2012 auslief und der Torhüter auf Anhieb keinen neuen Arbeitgeber fand, schien es so, als ginge die Karriere des Ex-Nationalspielers ganz leise zu Ende – bis sich im November der FC Augsburg meldete.

Der abstiegsbedrohte deutsche Erstligist benötigte einen neuen Keeper, weil sich die etatmäßige Nummer eins Simon Jentzsch verletzt hatte und Ersatzmann Mohamed Amsif nicht überzeugte. Manninger sagte zu, unterschrieb einen Vertrag bis Saisonende und stand beim Rückrundenauftakt in Düsseldorf zum ersten Mal im Tor. Augsburg gewann 3:2, es war der Auftakt einer großen Aufholjagd. Nur drei Gegentore kassierte Manninger in den darauffolgenden vier Spielen, dann zog er sich einen Muskelfaserriss zu und musste fünf Begegnungen lang aussetzen.

Als Augsburg im Saisonfinale 1899 Hoffenheim und Fortuna Düsseldorf überholte, um schließlich als Tabellen-15. den direkten Klassenerhalt zu feiern, hatte der Österreicher einen gewaltigen Anteil daran. Manninger strahlte Souveränität aus und stärkte damit seine Abwehrkollegen, dazu parierte er regelmäßig glänzend.

Statt Rentenzeit wartet auf den 35-Jährigen nun ein weiteres Bundesliga-Jahr, der Vertrag beim FCA wurde verlängert. Manninger sagte, er habe bei der Unterschrift keine Sekunde gezögert. Es ist wenig überraschend bei dieser Erfolgsgeschichte.

 

Platz 1: David Alaba, FC Bayern München

Jene Experten in Deutschland, die den Erfolg des Triple-Siegers FC Bayern München an Personen festmachen wollen, sprechen in diesen Tagen von Franck Ribéry, Arjen Robben, Jupp Heynckes und Matthias Sammer. David Alaba dagegen ist der heimliche Held beim deutschen Rekordmeisters.

Dabei ist der Anteil des gerade einmal 20 Jahre alten Profis am Triumphzug der Bayern gewaltig, gemeinsam mit seinem guten Freund Ribéry ist er immerhin Bestandteil der besten linken Seite im internationalen Fußball. Wie sich das Duo die Defensiv- und Offensiv-Arbeit teilt und miteinander harmoniert – das kann niemand bei der Konkurrenz im Kampf um die Vorherrschaft im Weltfußball nachmachen.

Alaba hat sich bei den Bayern phänomenal entwickelt. Noch bis Mitte der Saison 2011/2012 Saison war er für Trainer Heynckes so etwas wie ein Lückenbüßer, spielte mal rechts, mal links, mal vorne, mal hinten, aber lange Zeit nicht konstant auf einer Position. Dann legte sich Heynckes fest und stellte Alaba als Linksverteidiger auf.

Es war eine Entscheidung, die sich ausgezahlt hat – für beide Seiten. Alaba stand Ende Mai als erster Österreicher in einem Champions-League-Finale, am Ende reckte er sogar den Henkelpott in die Höhe. Sein Marktwert ist mittlerweile auf 22 Millionen Euro gestiegen, er ist eines der begehrtesten Talente im Weltfußball.

Trotz der jüngsten Erfolge würde er allerdings lieber eine andere Position bekleiden. „Ich versuche diesbezüglich ruhig zu bleiben, aber es ist ein Ziel von mir, bei Bayern im zentralen Mittelfeld Stammspieler zu werden", sagte er dem „Kurier". Dass ihm der neue Trainer Pep Guardiola diesen Wunsch erfüllt, darf bezweifelt werden. Nicht nur der Spanier wird es so sehen wie Werner Kern, Ex-Nachwuchschef der Bayern, der Alaba zum „besten Linksverteidiger der Welt" kürte.

 


Die Flops

Platz 3: Sebastian Prödl, Werder Bremen

Der Innenverteidiger versucht seit zwei Jahren, sich bei Werder Bremen als Führungsspieler zu etablieren. „Weil viele Spieler den Verein verlassen haben, entsteht zwangsweise eine neue Rangordnung. Eine verantwortungsvolle Position entsteht aber nicht durch Worte, sondern durch Taten", erklärte der 25-Jährige zuletzt im vergangenen September vielsagend.

Das Problem: Die Performance auf dem Rasen passte in der abgelaufenen Saison nicht zu den eigenen Ansprüchen – wobei Prödl natürlich auch ein Leidtragender der insgesamt schwachen Auftritte der Bremer war, die gerade so den Abstieg verhindern konnten.

Dennoch: Von dem Innenverteidiger darf man mehr erwarten. Viel zu oft ließ sich der Bremer in den vergangenen Monaten von seinen Gegenspielern überlaufen oder stand falsch. Negative Höhepunkte waren seine Rote Karte beim 1:6 in München, als er überfordert war, und die Phasen, in denen er von Ex-Trainer Thomas Schaaf auf die Ersatzbank degradiert wurde.

Nun, da ist sich Prödl sicher, sollen wieder bessere Zeiten kommen. Im Interview mit „90minuten.at." sagte er jüngst: „Die Tatsache, dass ich aus der Misere herausgekommen bin, hat mich stärker gemacht, und ich fühle mich gut. Ich bin voller Tatendrang."

 

Platz 2: Christian Fuchs, FC Schalke 04

Ein 17 Jahre altes Fußball-Talent ist dafür verantwortliche, dass Christian Fuchs große Teile der Rückrunde der abgelaufenen Bundesliga-Saison auf der Ersatzbank verbrachte. Jens Keller, der Trainer des FC Schalke 04, entschied mehrfach, Sead Kolasinac den Vorzug vor Fuchs zu geben.

Der 27-Jährige fristete also entweder ein Dasein als Reservist oder hatte Kurzeinsätze auf ungewohnten Positionen im Mittelfeld – eine ganz neue Situation für Fuchs, der in der Vergangenheit sehr viel Rückendeckung auf Schalke bekommen hat. Dazu kamen auch private Probleme, Fuchs ließ sich von seiner Ehefrau scheiden und sagte jüngst selbst in einem Interview: „Das ist genauso wenig förderlich wie ein Formtief oder eine Rückenverletzung."

Während Fuchs seine Defensivaufgaben in der Hinrunde noch ordentlich erledigte, war im Spiel nach vorne nichts von ihm zu sehen. Von dem Linksverteidiger kamen kaum offensive Akzente. Dass er seinen Stammplatz verlor, war schließlich keine Überraschung. Dabei bleiben soll es jedoch nicht.

Die Ziele sind klar umrissen: „Ich will dem Trainer keinen Grund geben, mich nicht spielen zu lassen, will wieder der Fuchs sein, der ich in den vergangenen Saisonen schon war."

 

Platz 1: Marko Arnautovic, Werder Bremen

Es mag ja immer noch Menschen geben, die gebetsmühlenartig wiederholen, welch großes Potenzial in Marko Arnautovic steckt. Es bringt nur alles nichts, wenn der Offensivspieler dieses Potenzial nicht konstant abruft und sich regelmäßig ablenken lässt.

In der Saison 2012/2013 gehörte Arnautovic erneut zu den großen Enttäuschungen bei Werder Bremen. Zu Saisonbeginn hat der 24-Jährige zwar angedeutet, zu was er imstande ist – immerhin gelangen ihm insgesamt fünf Tore und acht Torvorlagen -, in den vergangenen Monaten überwogen dann aber doch wieder die Enttäuschungen. Während sich der Spieler im Nationalteam meist vorbildlich verhält, gibt es an der Weser immer noch zu oft Ärger.

Arnautovic, der sich immer noch mit großen Spielern wie Zlatan Ibrahimovic vergleicht, hat seine vermeintliche Klasse viel zu selten aufblitzen lassen und hilft seinem Arbeitgeber bei weitem nicht so sehr weiter, wie dieser es bei seiner Verpflichtung für 6,5 Millionen Euro gehofft hatte.

Der Tiefpunkt der abgelaufenen Saison für Arnautovic hatte mit Sportlichem wieder einmal nichts zu tun: Ende April, als Werder tief im Abstiegskampf steckte, wurde er zwei Tage vor einem Spiel nachts um drei Uhr auf der Autobahn von der Polizei gestoppt. Er und Teamkollege Eljero Elia sollen zu schnell gefahren und den Beamten gegenüber aggressiv gewesen sein.

Das Duo bestritt das energisch, trotzdem wurde es von Werder bis zum Ende der Spielzeit suspendiert. Arnautovic dürfte dennoch auch in der kommenden Saison für den Klub spielen. Manager Thomas Eichin erklärte, die Angelegenheit sei abgehakt. Eine neue, letzte Chance bei Werder Bremen.