Österreichs Startelf gegen Irland: Bleibt alles anders?
Marcel Koller wird auch gegen Irland auf sein bewährtes Spielermaterial zurückgreifen. Dennoch ist die eine oder andere Änderung in der Startelf zu erwarten. Eine Einschätzung von Michael Fiala
Morgen Dienstag trifft Österreich im ersten Endspiel der WM-Qualifikations-Gruppe C auf Irland. Nur ein Sieg hilft Österreich weiter – genau gleich geht es Irland. Bei einer Niederlage oder einem Unentschieden ist die Chance auf Platz zwei so gut wie dahin. Nach der 0:3-Niederlage übt sich Teamchef Marcel Koller in Zweckoptimismus, Kritik an einzelnen Spielern oder an der gesamten Mannschaft ließ er erst gar nicht aufkommen. Zu wichtig ist die Konzentration auf das Irland-Match, zu viel steht auf dem Spiel.
Starrer Kader statt viel Rotation
Marcel Koller hat sich seit seinem Amtsantritt in Österreich vor allem durch eines ausgezeichnet: Konstanz im Teamkader. Noch nie war es so schwer, in den österreichischen Kader zu stoßen. Und das liegt nicht daran, dass die bestehenden Kaderspieler alle derart gute Leistungen bringen, dass sie unantastbar sind. Einer der Erfolgsfaktoren von Marcel Koller beim Aufbau eines schlagkräftigen Teams liegt bzw. lag auch daran, einem Stamm an Spielern zu vertrauen. Dieses Vertrauen sollen die Spieler mit selbstbewussten Leistungen zurückgeben.
Eine „Taktik", die bei relativ vielen Bewerbs-Spielen bisher auch aufgegangen ist. Doch kein Vorteil ohne Nachteil: In den vergangenen Monaten kam es jedoch vermehrt zu der Problematik, dass immer häufiger Spieler im eigenen Verein nicht mehr erste Wahl waren bzw. überhaupt nicht mehr im Kader standen oder einige dieser Spieler ihre Form verloren haben. Dennoch rückte Koller nicht von dieser Denkweise ab. Daher ist es auch nicht zu erwarten, dass Koller das Team gegen Irland massiv umkrempeln wird.
Kollers Kalkül: Ein starrer Kader, der das Vertrauen mit guter Leistung zurückgeben soll (Foto: Gepa Pictures)
Wir haben uns dennoch die offenen Fragen fürs Irland-Spiel angesehen und geben unsere Einschätzung ab, wie Marcel Koller morgen aufstellen wird. Die eine oder andere Änderung ist durchaus realistisch:
Verteidigung: Koller bleibt Fuchs treu
Keine Frage: Bei Teamkapitän Christian Fuchs ist die Formschwäche mehr als augenscheinlich. Zwei haarsträubende Fehlpasses gegen Deutschland. Die von ihm so bekannten Vorstöße auf der linken Seite blieben weitestgehend aus. Auch bei Schalke04 ist Fuchs nicht mehr unumstritten, der Verein hat mit Dennis Aogo vor einigen Tagen einen weiteren Konkurrenten in den Kader geholt. Statt Christian Fuchs könnte Markus Suttner in die Startelf rutschen. Der Austria-Verteidiger hat eine erfolgreiche Meistersaison hinter sich gebracht und sich auch in den internationalen Spielen mit der Austria in der Champions League Qualifikation bewährt.
Unser Tipp: Marcel Koller wird seinem Teamkapitän die Treue halten – Christian Fuchs wird von Beginn an spielen. Somit wird es die gleiche Aufstellung geben wie gegen Deutschland: Fuchs – Dragovic - Pogatetz – Garics
"Fliegt" David Alaba aus dem defensiven Mittelfeld?
Ok, die Headline ist natürlich ein bisschen frech. Von „rausfliegen" im Sinne einer Bestrafung kann natürlich bei David Alaba keine Rede sein. Fakt ist: Veli Kavlak wird wieder fit sein und Julian Baumgartlinger hat seine Sperre abgesessen. Damit stehen Marcel Koller zwei gestandene Sechser zur Verfügung, die ihre Rolle zuletzt immer gut erfüllt haben. Und da Zlatko Junuzovic verletzungsbedingt ausfällt, könnte David Alaba genau diese Rolle für ihn einnehmen.
Unser Tipp: Marcel Koller wird gerade gegen Irland nicht auf die Dienste von Baumgartlinger und Kavlak verzichten wollen, daher wird David Alaba eine offensivere Rolle einnehmen als gegen Deutschland und ins offensive Mittelfeld aufrücken.
Offensive: Harnik auf den Flügel, Janko als Speerspitze?
Hinter der Fitness von Marc Janko steht noch ein kleines Fragezeichen: Kann dem Teamstürmer, der derzeit komplett ohne Spielpraxis dasteht, ein Spiel von Beginn an zugetraut werden, selbst wenn es nur für 60 Minuten reichen sollte? Sollte Janko sich fit fühlen und Alaba wie oben beschrieben in die Offensive wechseln, müssten zwei der vier Offensivkräfte (Arnautovic, Ivanschitz, Harnik, Weimann) aus dem Deutschland-Spiel zunächst zuschauen. Immer wieder zur Diskussion steht in solchen Fällen Marco Arnautovic. Die Leistung gegen Deutschland war eher bescheiden und manchmal aus lustlos. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Koller eher darauf hofft, dass der rettende Genieblitz Arnautovic' gerade gegen Irland kommt und die Nation jubeln lässt. Ein Verzicht auf Weimann fällt aufgrund der bisher eher bescheidenen Leistungen im Nationalteam im Bereich des Möglichen. Und dass Andreas Ivanschitz gegen körperbetonte Teams wie Irland oft wie ein Mitläufer aussieht, ist wohl auch Marcel Koller nicht verborgen geblieben.
Unser Tipp – sofern Marc Janko fit ist: Alaba als zentraler offensiver Mittelfeldspieler, an den Flügeln Harnik und Arnautovic sowie Marc Janko als Spitze vorne. Weimann und Ivanschitz fliegen aus der Startelf.
Wenn Marc Janko nicht fit ist: Alaba als zentraler offensiver Mittelfeldspieler, an den Flügeln Harnik und Arnautovic sowie Weimann als Spitze. In diesem Fall fliegt nur Andi Ivanschitz aus der Startelf.
Die Aufstellung sieht daher wie folgt aus:
Almer
Garics - Dragovic - Pogatetz - Fuchs
Baumgartlinger - Kavlak
Harnik - Alaba - Arnautovic
Janko
Fazit: Marcel Koller bleibt sich selbst und den Spielern treu
Marcel Koller bleibt sich auch gegen Irland treu und wird weiterhin auf seine Stammelf setzen. Selbst die Variante mit dem nach Spielpraxis lechzenden Marc Janko, die bei vielen Journalisten vor dem Match gegen Schweden für Kopfschütteln gesorgt hat, ist morgen kein Tabu. Koller nimmt damit viel Risiko, weiterhin stur bei seiner Linie zu bleiben und auf „frische" Kräfte zu verzichten. Gegen Schweden wurde dieses Risiko belohnt. Seitdem zeigt die Formkurve insgesamt jedoch nach unten.
m.fiala@90minuten.at