Felix Magath über Torkamera: 'Einfacher beweisen geht nicht'
In der Sendung Sport und Talk aus dem Hangar-7 diskutierten am Montag Felix Magath, der deutsche Sportkommentator Dirc Seemann, Ex-Schiri Günter Benkö sowie der deutsche Fußballschiedsrichter Peter Gagelmann über Sinn oder Unsinn der Torkamera.
Zu hohe Kosten der Torkamera?
Dirc Seemann: "Wir haben im Fußball die Möglichkeit, viel zu checken, viele Entscheidungen zu überprüfen. Wir hätten einen ersten Schritt in irgendeine technische Richtung machen können. Da ist jetzt der erste Schritt in die technische Richtung ein wahnsinnig aufwendiges Kamerasystem, das noch hochwertig von einem Operator bedient werden muss, das, wie ich finde, sehr, sehr viel Geld kostet. Wenn wir das jetzt weiter denken und sagen, die FIFA WM ist nicht der letzte Schritt, da kann die FIFA vielleicht noch die Stadien ausrüsten. Aber jetzt denken wir doch mal an die erste österreichische Liga und denken hier mal an so ein paar Clubs. Und die sollen für 300.000 Euro ein Kamerasystem ins Stadion hängen, um zwei Entscheidungen im Jahr zu überprüfen. Halt ich für kompletten Schwachsinn."
Felix Magath: "Einfacher beweisen, dass ein Ball drin ist oder nicht drin ist, einfacher geht es ja nicht. Also das wäre für mich die einfachste Form. Wenn ich als Trainer eben draußen sitze und zusehen muss, wie ein Ball, der jetzt, drin oder nicht drin, anders gegeben wird - da würde ich mich schon ärgern. Wird man sehen was jetzt jemand sagt, wenn die Qualifikation der Österreicher dadurch verhindert werden sollte, weil ein Ball der eigentlich drin war, nicht drin gegeben wird. Ich weiß nicht ob wir uns das in der heutigen Zeit leisten wollen, wie gesagt, objektive Entscheidungen, die so möglich sind. Das Geld ist für mich kein Grund. Weil wenn wir jetzt mal sagen, was in den ersten Ligen an Geld umgesetzt wird, was zum Beispiel in der Champions League an Geld bezahlt wird, auch für österreichische Vereine, wenn sie drin sind. Das ist kein Vergleich dazu, was so eine Torlinientechnik dann an Aufwand bedeutet."
Vorteile der Torkamera aus Sicht eines Fußballtrainers und Zuschauers
Felix Magath: "Wenn ich als Betroffener auf der Trainerbank sitze und ich verliere eine Meisterschaft weil ein Tor nicht gegeben wurde. Also ich finde das nicht mehr notwendig in der heutigen Zeit. Ich finde, da sollte der Gerechtigkeit genüge getan werden. Auch wenn es die Bundesligavereine vielleicht 200.000 Euro kostet. Ich denke, wenn ich vorm Fernseher sitze und zum Beispiel wie jetzt am Wochenende ein Tennis-Match ansehe, dann bin ich richtig gespannt, wenn ein Ball strittig ist und warte dann auf die Ballkamera, ob der jetzt draußen war oder die Linie berührt hat. Also das finde ich spannend. Und das ist für mich ein Mehrwert vor dem Fernsehapparat. Und ich glaube das wird beim Fußball dann für den Zuschauer genauso sein."
Peter Gagelmann: "Der Fußball lebt von der Dynamik. Das Spiel ist so schnell geworden. Beim Tennis haben wir ja mehr Unterbrechung, als das gespielt wird, wo man sich die Zeit auch nehmen kann. Beim Eishockey haben wir auch viele Unterbrechungen. Und beim American Football ist die Zeit dafür da, dass Popcorn und ein Hot Dog gekauft wird. Aber die haben halt wenig Zeit im Spiel. Wir leben davon, dass das Spiel dynamisch ist und dass wir das Spiel auch schnell fortsetzten. Deswegen haben wir zusätzliche Bälle, wir haben die Regeln so verändert, dass das Spiel immer schneller wird. Und ich glaube, dass dann die Entscheidung des Schiedsrichters, auch vielleicht dann mal aus drei, vier Kamerapositionen nach fünf, sechs Zeitlupen dann diskutiert wird. Natürlich kann man diskutieren, weil wir nicht nur schwarzen und weißen Fußball haben. Denn da ist halt auch eine große Grauzone und die gehört dazu. Aber die hat der Spieler auch, wenn er vorm Tor steht und daneben schießt. Auch der macht Fehler."
Durch Torkamera mangelnde Diskussionsthemen für Medien?
Günther Benkö: „Die Fehlwahrnehmung der Schiedsrichter, der Assistenten, der additional Assistenten. Ich bin der Meinung, dass das dazu gehört. Das gehört einfach zum Fußball. Wir wollen ja alle am Montag oder am Sonntag in der Sportschau und in den Medien lesen, wie gut oder wie schlecht die Schiedsrichter waren."
Felix Magath darauf: „Aber das lesen wir doch weiterhin. Wir haben doch keinen Mangel an Situationen, die der Schiedsrichter vielleicht hätte so oder auch anders entscheiden können. Da gibt's im Laufe eines Spiels noch so viel zu diskutieren. Da brauchen wir nicht die Situation abzuwarten, ob der Ball jetzt hinter der Linie oder zur Gänze über der Torlinie war. Also ich finde: Das würde dem Fußball aus meiner Sicht mehr Vertrauen geben. Weil es eben objektive, richtige Entscheidungen dann geben wird, was wenigstens die Torsituation angeht."