Das verlorene Jahr des Robert Almer
Am Mittwochnachmittag war das Kapitel Fortuna Düsseldorf für Robert Almer endgültig beendet. Der 29 Jahre alte Torhüter räumte seinen Spind in den Katakomben des Bundesliga-Absteigers leer und verabschiedete sich von seinen Kollegen. Dann fuhr er in seine
Vor einigen Wochen gab es noch einmal ein Gespräch mit der Fortuna-Führungsriege, aber schnell wurde klar, dass man sich nicht einigen werden wird. Als Nummer zwei im Düsseldorfer Tor, so machte Almer klar, werde er seinen auslaufenden Vertrag definitiv nicht verlängern. Weil Fortuna ihm für die kommende Saison keinen Stammplatz versprechen konnte – der Klub verhandelte damals schon heimlich mit Ex-Bayern-Torhüter Michael Rensing, der nun tatsächlich kommt -, verließ Almer das Büro nach nur wenigen Minuten. Es war der letzte Austausch mit dem Klub.
"Ein verlorenes Jahr"
„Ich habe in Düsseldorf zwar viele nette Leute kennengelernt", sagt der Keeper nun im Gespräch mit 90minuten.at, „aber aus sportlicher Sicht war es natürlich ein verlorenes Jahr." Gerade einmal 80 Minuten spielte er in der abgelaufenen Saison für Fortuna in der Bundesliga, es war beim 0:0-Unentschieden gegen den VfB Stuttgart. Almer war eingewechselt worden, weil sich Stammtorhüter Fabian Giefer, 22, verletzt hatte. Als Giefer ein paar Tage später wieder fit war, rutschte Almer zurück ins zweite Glied.
Es war der endgültige Absturz vom Aufstiegshelden zum dauerhaften Bankdrücker. Am 23. Spieltag der Saison 2011/2012 hatte Almer Fortunas Nummer eins Michael Ratajczak abgelöst und zeigte beim 0:0 gegen Alemannia Aachen sogleich eine starke Leistung. Insgesamt neun Begegnungen spielte Almer über 90 Minuten, vor dem drittletzten Ligaspiel zog er sich im Training einen Muskelfaserriss zu.
Almer verpasste die übrigen Zweitliga-Spiele, und auch in der am Ende erfolgreichen Relegation gegen Hertha BSC Berlin konnte er noch nicht wieder mitwirken. Weil Ersatzmann Ratajczak danach aber keinen neuen Vertrag in Düsseldorf bekam, lief alles darauf hinaus, dass Almer im Oberhaus Fortunas Stammtorhüter sein wird – zumindest bis zur Verpflichtung von Fabian Giefer, den der Klub von Bayer Leverkusen erwarb. „Als ich gesehen habe, dass Fortuna Fabian Giefer geholt hat, war mir klar, dass es schwierig für mich werden wird. Er ist ein junger, deutscher Torhüter. Ich habe mir schon gedacht, dass sie auf ihn bauen werden", sagt Almer.
Während Almer auf der Bank schmorte, entstand Hype um Giefer
Er behielt Recht: Vom ersten Spieltag an hütete Giefer das Düsseldorfer Tor, und man kann nicht behaupten, dass Cheftrainer Norbert Meier zu Beginn der Saison mit dieser Entscheidung daneben lag. Der Ex-Leverkusener, den der FC Bayern als Ersatz für Manuel Neuer verpflichten wollte, kassierte bis zum sechsten Bundesliga-Spieltag nicht einen einzigen Gegentreffer, und auch danach gehörte er zu den Leistungsträgern der Fortuna.
Während Almer auf der Bank schmorte, entstand um den Konkurrenten ein wahrer Hype. Einige Giefer-Fans wollten ihren Liebling schon in der Nationalmannschaft sehen, der FC Everton und Schalke 04 bekundeten ihr Interesse an dem Spieler, dessen starke Performance sinnbildlich für Fortunas überraschend starke Hinrunde war.
Dann kam der kollektive Einbruch, von dem auch Giefer betroffen war, und plötzlich war Almer – so schien es zumindest – sehr nah dran an einem Comeback in der ersten Elf. Trainer Meier wollte nach der 1:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund am viertletzten Spieltag kein Bekenntnis mehr zu Giefer abgeben, Almer hoffte auf einen Einsatz, aber in der Woche darauf stand Giefer wieder im Kasten. Zehn Punkte habe er dem Klub in der Rückrunde gekostet, das hat eine Düsseldorfer Regionalzeitung ausgerechnet.
Scheiss-Jahr
Almer dagegen musste tatenlos zuschauen, eine Erklärung dafür hat er nicht. „Ich habe immer gut trainiert und gehofft, dass ich nun endlich wieder spielen darf. Als es dann nicht so war, war das sehr bitter für mich. Ich bin enttäuscht darüber, wie es gelaufen ist. Ohne Einsätze kann man sich schlecht zeigen und auch nicht so gut weiterentwickeln. Daher war es schon ein Scheiss-Jahr", sagt Almer, dessen katastrophale Saison am Ende sogar im Abstieg gipfelte.
„Unmittelbar nach unserer Niederlage am letzten Spieltag in Hannover dachten wir, wir seien abgestiegen. Dann hatten wir Hoffnung, weil Dortmund angeblich getroffen hatte. Als das Tor zurückgenommen wurde, war alles vorbei. Das war sehr schlimm", sagt Almer, der den Verein schon in der Winterpause verlassen wollte. Das lehnte Fortunas Vorstand ab.
Ist er enttäuscht von der sportlichen Führung der Düsseldorfer? Almer sagt, er wolle keine schmutzige Wäsche waschen: „Ich musste es eben so akzeptieren. Ich konnte es nicht ändern. Für mich ist das Thema Fortuna nun abgehakt. Ich schaue nur nach vorne."
Im Blick auf die kommende Saison gebe es „einige interessante Optionen in verschiedenen europäischen Ligen", so Almer: „Aber ich mache mir da keinen Stress. Was zählt, ist für mich jetzt nur die Nationalmannschaft. Wir wollen gegen Schweden punkten."
Zuletzt fehlte Almer wegen einer Verletzung. Jetzt ist er wieder mit dabei: „Ich glaube nicht, dass sich mein Standing in der Nationalmannschaft verschlechtert hat", so Almer: „Ich bin optimistisch gestimmt, was meine Zukunft für Österreich angeht und denke, dass ich gegen Schweden spiele."