Und wieder sind zwölf Monate vorbei! 90minuten.at präsentiert die Aufreger des letzten Jahres. Hier sind zwölf Ereignisse, die sich im letzten Jahr zutrugen und Fußballösterreich positiv wie negativ den Rest des Jahres begleiteten. (Hier geht's zu Teil 1
Juli: Österreich, nur du allein!
Am 12. Juli war es soweit. Im Cup gegen den SV Seekirchen gab Toni Polster nach drei Meistertiteln unterhalb des Profibereichs sein Debüt an der Seitenlinie einer Bundesligamannschaft. Nach dem Kühbauer-Abgang wollte die Admira mit Polster auch Zuschauer anlocken – anders ist es kaum erklärbar, dass aus 200 Bewerbungen die Austria-Legende überblieb. Nach drei Bundesligaspielen und ebenso vielen Niederlagen trennte man sich. Und dann schlug Österreich erst richtig zu: Oliver Lederer wurde vom Amateure- zum Cheftrainer befördert, verfügt aber nicht über die notwendige Lizenz. Er wurde zum Co degradiert, Walter Knaller, der einzige in der Südstadt mit Lebenslauf und ProLizenz, zum Chef.
Dann wurden den Niederösterreichern acht Punkte wegen Verstoß gegen Lizenzbestimmungen abgezogen. Der erste Einspruch endete für die Admira unbefriedigend, dann schaltete sich die Gemeinde Maria Enzersdorf ein und appelierte, die Punkte zurückzugeben, weil mittlerweile ein Schuldenplan zustande kam. Die Admira beendete indes mit Rene Schicker als falscher Neun die 33 Spiele dauernde Serie ohne Niederlage von Red Bull und überwintert zwei Punkte hinter Wacker Innsbruck. Und vielleicht bekommen sie auch die Punkte wieder…
August: P(F)asching in Europa
Es klingt wie ein Treppenwitz des österreichischen Fußballs. Der von Red Bull unterstützte FC Pasching, Neugründung des SV Superfund, der 2007 auf Jörg Haisers Willen nach Kärnten transferiert wurde, spielte am 29. August das Heimspiel gegen Estoril – im Playoff um die Gruppenphase der Europa League. Junge Talente und (Ex-?)Profis wie Hans Peter Berger haben im Frühjahr Rapid, Salzburg und Austria besiegt und durften Österreich im Europacup vertreten. Trainer Gerald Baumgartners Aufzeigen resultierte im Trainerstuhl beim SKN St. Pölten im Herbst.
Beeindruckend war das Auftreten des Regionalligisten gegen den portugiesischen Vertreter allemal. 0:2 in Portugal, 1:2 auf der Linzer Gugl. Grundlegender Unterschied vor allem im Heimspiel war die Chancenauswertung der Gegner, der Klasseunterschied von Primeira Liga zur dritten Liga war wenig augenscheinlich und von einem Mittelständler der heimischen Bundesliga insgesamt wenig unterscheidbar. Für wen das spricht, sei dahingestellt. Immerhin erzielten die Drittligisten um ein Tor mehr als der SK Sturm Graz.
September: Die Stadionfrage
23. September 2013, Stadthalle, 19 Uhr. Fans und organisierte Gruppen, auch rund um den späteren Rapid-Präsident Michael Krammer, erzwangen eine außerordentliche Hauptversammlung. Neben Geschäftsberichten und Erklärungen wurde auch die mögliche Finanzierung eines Stadionneubaus vorgestellt. Fans hat Rapid im Jahresschnitt verloren – das liegt an sportlichen Leistungen, aber auch an dem in die Jahre gekommenen Stadion. Damit ist Rapid nicht alleine. Adäquat sind in der Bundesliga wohl derzeit lediglich Salzburg, Ried und Innsbruck einzustufen. Das Infrastruktur-Thema begleitet die Klubs bis in den Winter hinein. Der gegenwärtige Zuschauerschnitt von 6.103 Fans pro Spiel wurde zuletzt 2002/03 (5.285) unterboten.
In Grödig parken die Fans im Gatsch, am Verteilerkreis so gut wie gar nicht, im Hanappi bläst ihnen der Westwind um die Ohren, in Neustadt und Wolfsberg braucht es scharfe Augen, um über die Laufbahn zu sehen, die UPC-Arena ist auch schon in die Jahre gekommen und die Südstadt ist ohnehin seit 1967 nicht fertig gebaut. Sollte St. Pölten Altach nicht abfangen, wird das Infrastrukturproblem kurzfristig nicht geändert.
Oktober: Österreich den Österreichern?
Mit Zlatan Ibrahimovics Tor in der 86. Minute am vorletzten Spieltag der WM-Qualifikation zerplatzten Österreichs Träume von Brasilien. Was folgte war eine Farce, die die österreichische Volksseele bespielen wollte. Es ging um Marcel Kollers Vertragsverlängerung. Österreich-Chefredakteur Wolfang Fellner erklärte den Rassismus zur Chefsache und wollte den Schweizer vom Hofe jagen. Dumm nur, dass dieser unterzeichnete. Die Nationalteamspieler stellten sich auch in dieser Causa hinter den Teamchef, verfassten im Trainingslager vor dem USA-Match einen offenen Brief, um auf Missstände in der Berichterstattung hinzuweisen.
Wie Boulevardmedien den Rassismus aufgreifen konnten, ist anhand von David Alaba und Marko Anrautovic und einer Quote von einem Drittel an Spielern, die im Team Migrationshintergrund aufweisen, ist nicht nachvollziehbar. Berichterstattung über Fußball ist überhaupt ein schwieriges Feld in Österreichs Medienlandschaft. Hier sei nun ein Lob in eigener Sache angebracht: Würde diese passen, hätte 90minuten.at wohl kaum 120.000 Unique Visitors im Oktober begrüßen dürfen.
November: Wetten, dass?
Das erste Salzburger Oberhaus-Derby seit 3. Juni 1972, damals SK Bischofshofen gegen Red Bull-Vorgänger Austria Salzburg, sollte ein Fußballfest für den SV Grödig werden. Der verwehrte Elfer für die Bullen in der Nachspielzeit brachte letztlich den Wettskandal rund um Dominique Taboga ins Rollen. Die Verfahren gegen die Beschuldigten laufen gegenwärtig. Österreich ist aber nicht allein. Die Sun deckte jüngst Wettmanipulationen in der Championship auf, in Italien wird unter anderem gegen Gennaro Gattuso ermittelt. Der Umgang der heimischen Liga und von der Regierung her darf dennoch als mangelhaft eingestuft werden. Beeindruckend ist allenfalls, dass der betroffene SV Grödig als Zweiter hinter Red Bull Salzburg überwintert.
Obwohl zwischenzeitlich ein 17-jähriger Amateur und ein 35-Jähriger, der sonst vor allem Platzwart ist, in der Verteidigung spielen mussten. Wie viele Spiele letztlich in den letzten Jahren verschoben wurden und inwieweit das alles beweisbar ist, wird – die Mühlen der Justiz mahlen langsam – noch lange nicht klar sein. Dass sich die zuständige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner in ihrem Sieben-Punkte-Programm dann gleich dreier Punkte, die schon stattfanden, rühmt, passt in das Bild des Wegschauens.
Dezember: Alles wird gut
Das auf dem Bild ist Nikola Zivotic, der mit seinem Kopfballtreffer die U19 der Wiener Austria ins Achtelfinale der Youth League köpfte. Gemeinsam mit den erbrachten Leistungen in Champions- und Europa League sowie den diversen Nationalteams, von der Frauen U17 bei der EM bis zum Herren-A-Team, lässt der heimische Kick zumindest rein sportlich in eine rosige Zukunft blicken. Über alles andere darf der Mantel der Weihnachtszeit gelegt werden. Ein anonymer Funktionär sagte uns: „Die deutsche Berichterstattung konzentriert sich auf das Sportliche. Da fehlt in Österreich vielen Sportjournalisten das Fachwissen. Das ist für mich etwas Wesentliches. Bei uns wird viel rundherum geschrieben.“ Das mag vielleicht sein. Leider kommen wir Sportjournalisten oft gar nicht dazu, Salzburgs Umschaltspiel, Rieds Offensivpressing und Rapids Spielaufbau in der Dreierkette zu beschreiben – der Grund dafür ist in den letzten elf Bildern nachzulesen. 90minuten.at wünscht allen User_innen besinnliche Tage und hofft, in einem Jahr mehr rein sportliche Artikel, basierend auf unserem Fachwissen, zu schreiben.