90minuten.at-Jahresrückblick: Von ausgelosten Aufsteigern bis Alaba, Hyballa und treuelosen (?) Salzburgern?
Und wieder sind zwölf Monate vorbei! 90minuten.at präsentiert die Aufreger des letzten Jahres. Hier sind zwölf Ereignisse, die sich im letzten Jahr zutrugen und Fußball-Österreich positiv wie negativ den Rest des Jahres begleiteten. (Hier geht's zu Teil 2
Jänner: Peter Schöttel bleibt!
Der Jänner bietet normalerweise Raum für umfangreiche Transfers – der aufregendste war jener von Nacer Barazite. Das war aber auch das Aufregendste an seinem zweiten Engagement bei der Austria. Rund ging es in Hütteldorf. Männer ohne Gesicht, ein polternder Rudolf Edlinger, der Journalistenkollegen zusammenstutzt und ein neuer Sportdirektor namens Helmut Schulte. Der Deutsche verlängerte Ende Jänner den Vertrag von Peter Schöttel – ohne Not und zum Groll der Fans. Schließlich war Rapid mit einer 0:1-Niederlage gegen Wiener Neustadt in die Winterpause gegangen, gekommen waren zuvor Talent Marcel Sabitzer und der rekonvaleszente Branko Boskovic.
Schulte war im Winter mit Troubleshooting beschäftigt und musste die Entscheidung Monate später mit despektierlichen Spruchbändern bezahlen. Merke: Schöttel hatte in 20 Runden 38 Punkte gesammelt, Jetzt-Trainer Zoran Barisic hat sieben weniger. Aber es geht um die Substanz des Spiels. Die Ermangelung dieser wurde Schöttel beinhart aufgezeigt: neun Spiele ohne Sieg später war er Geschichte.
Februar: Aufsteiger losen
Den Bock im Februar schossen Bundesliga, Vereine und ÖFB ab. Der Dauerpatienten zweite Spielklasse sollte endlich gesund operiert werden. Herausgekommen ist, dass a) die Zehnerliga bleibt, b) dadurch Amateurteams ausgeschlossen werden, c) es künftig zwei Absteiger und drei Aufsteiger gibt und d) gelost werden könnte, wer aus den drei Regionalligen nicht aufsteigt. Zumindest handelte es sich bei d) um eine mögliche Idee. Neben der guten Idee, die Lizenzierung light nach jahrelangem Davonreden umsetzen zu wollen, steht eine endgültige Lösung für das Problem, aus drei Regionalligameistern zwei Aufsteiger zu machen, noch aus.
Interessant ist, dass Allerorts bekundet wird, wie dumm die Lösung insgesamt ist. Geändert hat sich freilich auch zehn Monate später nichts daran, außer, dass BFV-Präsident Gerhard Milletich in der Sportzeitung einräumte, dass man sich auch scheiden könnte. Eine Sache bringen zwei Fixabsteiger sicherlich nicht: Finanzielle Entlastung für die tradionsreich klammen Erstligisten.
März: ALABA!
Was für eine Erlösung! Alles roch nach einem wieder einmal aus der Hand gegebenen Spiel der Österreicher, nach „more of the same“. Marcel Kollers Elf hatte eine frühe Führung verspielt und dann kam David Alaba in der Nachspielzeit und hämmerte das Runde vom Sechzehner ins Eckige. Es war weniger der eine Punkt, der auswärts geholt wurde. Dieses späte Remis steht sinnbildlich für das neue Sein des ÖFB-Teams, welches letztlich nur an Zlatan Ibrahimovic und ein paar Minuten an Rang zwei scheitern sollte.
Der Ausgleich in letzter Minute in Dublin ist zwar nicht der bitter notwendige Auswärtssieg Kollers Jungs gewesen, aber ein starkes Ausrufezeichen an alle Fans, dass vielleicht nun jetzt endlich alles gut werden könnte. Schließlich durfte quasi bis zuletzt von einer Barrageteilnahme und Brasilien geträumt werden. Der nächste Versuch, sich nach 1998 wieder für eine Endrunde aus eigener Kraft zu qualifizieren, startet im Herbst 2014.
April: Hyballa ist immer noch da
Am 22. April feuerte der SK Sturm Graz Peter Hyballa. Der als schwierig geltende Deutsche brachte nach den langen Foda-Jahren nicht den ersehnten Erfolg. Bei Sturm regiert seither das Chaos. Kurz nach der Beurlaubung trat auch Aufsichtsratvorsitzender Friedrich Santner zurück, von dem ein Jahr zuvor angekündigten Sturm neu ist heute nur noch Präsident Christian Jauk über. Auf Hyballa folgte Amateure-Trainer Markus Schopp, der mit mehr Glück als gutem Coaching die Quali zum Europacup schaffte.
Dessen Nachfolger heißt Darko Milanic und ließ sich von Frank Stronach Robert Beric kaufen und scheiterte gleich am isländischen Vertreter Breidablik im Kampf um die finanziell nicht unwichtige Europa League. Milanic muss mit dem Fleckerlteppichkader, der bis in die Ära Foda zurückgeht arbeiten, stellte Qualitätsfragen und die Spieler schrieben einen offenen Brief, dass sie nicht mehr mit den Medien reden wollten. Den Zuschauern reicht es auch schon: Sturm fiel in dem Ranking auf den vierten Rang zurück.
Mai: Rekordemeister Austria
Am 28. Mai bekamen die Veilchen das Meisterrund überreicht. Peter Stögers Mannschaft wurde vor Red Bull Salzburg Meister – und dass, obwohl die Bullen bis zum Sommer lediglich von Farmteam Pasching im Cup bezwungen werden konnten. Stöger nahm daraufhin das Ticket nach Köln und macht weiter, wo er aufgehört hatte – Köln ist Herbstmeister. Und die Austria? Die verfeierte das Double und erkämpfte sich als erster Klub seit Rapid 2005 die Teilnahme an der Champions League.
Rund 15 Millionen Euro Einnahmen stehen Querelen mit Stögers Nachfolger Nenad Bjelica und marktwertschädigende Formkrisen bei den möglichen Cashcows Markus Suttner und Philipp Hosiner gegenüber. Die Verarsche Salzburgs beim saisonabschließenden 0:3 in Siezenheim folgte in der Bundesliga die Rache der roten Bullen. 1:5, 1:2, 0:4 und 16 Punkte Rückstand heißt es zum Jahreswechsel. Und Red Bull hat ein Spiel weniger absolviert. Wie sagte nicht Nenad Bjelica? „Wenn du Erster bist, musst du so arbeiten, als ob du Zweiter wärst.“
Juni: Treuesieger Red Bull Salzburg???
Es gab diese Indizien, dass die Salzburger treue Seelen sind. Beispiel? Anfang Juni heiratete Franky Schiemer, anstatt zum Nationalteam zu fahren. Am 22. Juni verkündeten die Mozartstädter die Vertragsverlängerung von Christoph Leitgeb. „Leiti“, jener Mittelfeldmann, dem stets eine internationale Karriere angedichtet wurde, ist 28 Jahre alt und noch immer in Salzburg. 2371 Tage hält er mit 31. Dezember 2013 den Bullen die Treue. Insgesamt sind die Kaderspieler der Salzburger im Schnitt rund ein Dritteljahr länger beim Klub als bei Rapid. Das ist Ligaspitze. Sicherlich liegt das auch an den gut dotierten Verträgen. Allerdings ist es auch so, dass im Sommertransferfenster nur Jakob Jantscher (Nijmegen), Haris Bukva (Hajduk Split), Thomas Piermayr (Lilleström) und der zuvor dauerverletzte Benjamin Sulimani (Stavanger) mit österreichischem Pass von der Bundesliga in eine ausländische erste Liga wechselten – die Topdestination ist also der Letzte in der Eredivisie. Salzburgs Leitgeb steht also nur sinnbildlich für viele Kicker, die aus welchem Grund auch immer (noch) nicht ins Ausland wechselten.