Die wundersame Vermehrung der Veilchen
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Die wundersame Vermehrung der Veilchen

Die Austria hat in einem Jahrzehnt ihre Zuschauerzahl verdoppelt. Wie ist das gelungen? Eine Spurensuche im Klub und der Fanszene.

6.128 Austria-Fans springen in der 77. Minute jubelnd auf, als Marko Kvasina nach einer Hereingabe von Marco Meilinger die Kugel im Tor versenkt.

Das 1:0-Siegtor gegen den SV Grödig ist das einzige Highlight an diesem 13. Dezember 2014. Die Mannschaft spielt maximal mittelmäßig, das spärlich gefüllte Horr-Stadion gibt ein tristes Bild ab. Und das, obwohl die Violetten ein Jahr zuvor noch in der Champions League gespielt hatten.

Über 13.000 im Schnitt

Am Ende der Saison 2014/15 weist die Bundesliga beim FAK einen Zuschauerschnitt von 6.747 aus. Zehn Jahre später werden am Ende der Saison im Schnitt 13.140 Fans zu den Heimspielen der Veilchen gekommen sein.

Für das Liga-Finale gegen Blau-Weiß Linz hätte der Klub gut und gerne auch 25.000 Tickets verkaufen können.

"Es konnte sich damals niemand vorstellen, dass das solche Dimensionen erreicht. Solche Zahlen waren ein Wunschdenken. Dass für ein Meisterschaftsspiel der Austria fast 200 Euro für Karten geboten werden, ist schon fast absurd", sagt Thomas Fellinger, besser bekannt als "Felly". Der 55-Jährige besucht seit 1980 praktisch alle Matches der Austria, ist in der Fanszene bestens vernetzt.

Violett ist in Mode. Doch wie ist es dem Klub gelungen, den Fanzuspruch binnen eines Jahrzehnts zu verdoppeln? Warum blühen die Veilchen auf?

"Es ist auch die Entwicklung einer langfristigen Strategie", sagt Michael Schlagenhaufen, seit 2012 beim FAK angestellt, seit 2021 als Klubservice-Leiter für den Kommunikationsbereich, das Ticketing, das Merchandising und die Fanbetreuung verantwortlich.

Die Austria und ihre Fans. Das war nicht immer eine Liebesgeschichte. Über Jahrzehnte hinweg hatte der Klub zwar viele Sympathisanten, brachte aber nur einen Bruchteil von ihnen regelmäßig ins Stadion.

Violette Wanderjahre

In der Saison 1961/62 fixierte der Klub am letzten Spieltag mit einem furiosen 7:1-Sieg gegen den SAK den Meistertitel. "Das Spiel war damals am Wacker-Platz in der Nähe von Schönbrunn. Da waren nur 3.000 Leute da. Unglaublich", erinnert sich der 85-jährige Austria-Fan Helmut Kerschbaum.

Es waren die langen Jahre der violetten Wanderschaft, der Klub trug seine Heimspiele praktisch in ganz Wien aus – auf der Hohen Warte, im Weststadion, im Praterstadion,...

"Wir mussten damals immer in der Zeitung nachschauen, wo gespielt wird", berichtet Kerschbaum, "es war damals unvorstellbar, dass es irgendwann mal so ist wie heute."

So sah das Horr-Stadion 1995 aus
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So sah das Horr-Stadion 1995 aus

Erst mit der Saison 1982/83 wurde das Stadion am Verteilerkreis endgültig die Heimstätte der Austria, die Veilchen schlugen in Favoriten ihre Wurzeln. Die Zuschauerzahlen waren aber erschreckend. Obwohl der Klub von 1984 bis 1986 drei Mal en suite Meister wurde, kamen 1985/86 im Schnitt nur 4.066 Fans zu den Heimspielen.

Die magische 10.000er-Grenze, die zuletzt 1962/63 überschritten wurde, war meilenweit entfernt. Das änderte sich erst viel später, 2010 blickte der FAK immerhin auf eine Saison mit einem Schnitt von 8.710 Fans zurück.

So richtig wollte der Funke aber nie überspringen.

Es gab Schikanen vom Verein. Ich erinnere mich noch an die unsägliche Austria-ID.

Fan-Urgestein Felly

"Ich war damals 2005 mit meinem kleinen Bruder beim Europacup-Viertelfinale in Parma mit. Wir hatten eine tolle Mannschaft. Unmittelbar danach gab es ein Meisterschaftsspiel vor 6.000 Leuten. Da hat man sich schon gefragt: 'Oida, was soll das?' Es gab damals die Sympathien einfach nicht", sagt Austrias Finanzvorstand Harald Zagiczek.

Die Beziehung zwischen Fans und Verein war schwierig, die Bereitschaft aufeinander zuzugehen hielt sich in sehr überschaubaren Grenzen. Das lag lange daran, dass sich ein Teil der Fanszene nie mit Betriebsführer Magna bzw. dessen sprunghaften Boss Frank Stronach anfreunden konnte. Doch auch nach dessen Rückzug änderte sich nicht viel.

"Felly" war von Ende der 1990er-Jahre bis 2006 neben seinem Hauptberuf auch als Fanbetreuer der Austria tätig. Er berichtet: "Es gab Schikanen vom Verein. Ich erinnere mich noch an die unsägliche Austria-ID (Anm.: Registrierungspflicht für Besuche auf der Fantribüne), die es jahrelang gab. Das war doch nur ein Feigenblatt, auch für die Medien. Aber wir haben in dieser Zeit sicher ein, zwei Fangenerationen verloren bzw. konnten wir sie nicht gewinnen."

Vorstand Markus Kraetschmer und die Fans - es war keine Liebesbeziehung
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Vorstand Markus Kraetschmer und die Fans - es war keine Liebesbeziehung

Der Wiener weiter: "Die Initialzündung war, dass gewisse handelnde Personen, unter anderem Markus Kraetschmer, nicht mehr beim Klub waren – sie haben solche Entwicklungen jahrelang blockiert. Sie waren diesen Ideen, die es ja alle schon gab, einfach nicht zugänglich."

Ideen, die Schlagenhaufen und sein Team im Sommer 2021 aufgriffen. Manuel Ortlechner wurde Sportdirektor, die Klub-Legende Manfred Schmid war als Trainer geholt worden, und kündigte "ein, zwei Scheißjahre" an. Der finanziell arg gebeutelte Verein stellte sich (auch personell) neu auf.

Die Neuaufstellung im Sommer 2021

"Der Sommer 2021 hat den Stein ins Rollen gebracht. Damals wurden im gesamten Klub grundlegende Veränderungen vorgenommen. Wir haben uns sehr ehrlich mit uns selbst auseinandergesetzt – auch mit externen Personen, denen der Klub am Herzen liegt. Überall ist das klare Bekenntnis zum eigenen Fan herausgekommen. Wir haben daraufhin nachhaltige Schritte eingeleitet", sagt Schlagenhaufen.

Es wurden deutliche Zeichen gesetzt. "Wenn du den Preis des Fantribünen-Abos in einer herausfordernden Zeit halbierst, ist das mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Wenn du das Abo für alle Menschen unter 15 Jahren von 159 auf 19,11 Euro reduzierst, ist das ein echtes Commitment", so der Klubservice-Leiter.

Die Idee dahinter: "Wir wollten junge Leute ins Stadion bringen und die Fantribüne wieder füllen. Wir wussten: Wenn wir mit der Fantribüne anfangen, wirkt sich das auf das gesamte Stadion aus. Eineinhalb Jahre später war die Osttribüne erstmalig mit Abos ausverkauft."

Steigende Mitgliederzahlen

Doch nicht nur die Abo-Zahlen stiegen rasant, auch die Mitgliedschaften nahmen wesentlich zu. 2020/21 waren 2.249 Veilchen Klub-Mitglied, in der aktuellen Saison sind es 8.750. Jedes neue Mitglied wurde nach Abschluss telefonisch kontaktiert, mitunter auch von Spielern oder Vereinslegenden.

Schlagenhaufen: "Wir haben den Zugang zur Mitgliedschaft niederschwellig gemacht, haben das Thema zusätzlich emotionalisiert."

Mitglied des FK Austria Wien zu werden, ist so einfach wie noch nie. Das war nicht immer so. Helmut Kerschbaum ist mutmaßlich jener Mensch, der schon am längsten Klub-Mitglied ist. So ganz genau kann das niemand sagen, Listen werden erst seit kurzem geführt.

Der 85-Jährige, der im August 1960 sein erstes Austria-Spiel gesehen hat, erzählt: "Ich wollte 1981 oder 1982 Mitglied bei der Austria werden, habe angerufen, bin aber nicht durchgekommen. Ich habe das dann meiner Sekretärin überlassen, sie hat zwei Tage lang versucht, jemanden zu erreichen. Dann hat der legendäre Klubsekretär Norbert Lopper zurückgerufen. Ich habe gefragt, ob es möglich ist, Mitglied zu werden. 'Ja, kein Problem', sagt er. Ich habe gefragt, was es kostet. Er sagt: 'Was stellen Sie sich vor?' Ich frage, was denn so üblich sei. Sagt er: 'Ein Tausender?' Ja, kein Problem. Hätte er Zweitausend gesagt, hätte ich das auch bezahlt. Dann habe ich einen Erlagschein bekommen."

Die Austria-Familie rückt zusammen

Zurück in die Gegenwart, in der die Finanzen ein wesentlich größeres Thema sind. Nach zwei tristen Jahren im völlig überdimensionierten Happel-Stadion bezog der Klub im Sommer 2018 die Generali-Arena in ihrer aktuellen Form.

Der Um- bzw. teilweise Neubau der Arena brachte den Klub in arge Turbulenzen. Doch dieser Umstand war ein Mitgrund für den gestiegenen Fan-Zuspruch.

Finanz-Vorstand Zagiczek sagt: "Das Überleben der Austria war vielen tausenden Menschen sehr wichtig. Man hat Loyalität und Zusammenhalt gespürt." So sieht es auch "Felly": "Dadurch ist eine verschworene Gemeinschaft der Fans – tribünenübergreifend – entstanden."

Violett ist in Mode
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Violett ist in Mode

Austria-Präsident Kurt Gollowitzer ergänzt: "Eine Insolvenz war wirklich ein Thema. Wir sind mit der Situation ehrlich umgegangen. Dieser Zugang und das Bewusstsein vieler, dass es die Austria in Zukunft vielleicht wirklich nicht mehr gibt, haben einen Teil dazu beigetragen, dass wir mehr wahrgenommen wurden."

Und die Wahrnehmung war – trotz der Nachwirkungen von peinlichen Kuriositäten a la "Insignia" – interessanterweise durchaus positiv.

Gollowitzer glaubt den Grund zu kennen: "Die ganze Truppe – nicht nur die Mannschaft, auch die Verwaltung drumherum – wirkt sympathisch. Es sind vor allem die Leute geblieben, denen die Austria wirklich wichtig ist. Diese Leute geben 100 Prozent. Das sehen und merken die Fans."

Früher hat dir ein Austrianer erst bei der vierten Nachfrage gesagt, dass er Austrianer ist. Heute hat man als Austrianer in der Regel sein Abo, seine Mitgliedschaft, bekennt sich zum Verein und ist stolz darauf.

Klubservice-Leiter Michael Schlagenhaufen

In Zeiten der Krise gelang es der Austria, dass sich Promis öffentlich zu ihr bekannten.

"Früher hat dir ein Austrianer erst bei der vierten Nachfrage gesagt, dass er Austrianer ist. Heute hat man als Austrianer in der Regel sein Abo, seine Mitgliedschaft, bekennt sich zum Verein und ist stolz darauf. Das Commitment zum Klub hat sich 2021 verändert. Es gab öffentliche Mitgliedsabschlüsse von Veilchen wie Klaus Eckel, David Alaba, Christian Kern und Alfred Dorfer. Das war ein Zug, auf den die Menschen aufspringen wollten", sagt Schlagenhaufen.

Die Identifikations-Faktoren

Die Identifikation mit dem Klub, der unter Stronach zwar erfolgreich, aber unnahbar war, der danach jahrelang den Fans wenig Wertschätzung entgegenbrachte, war wieder da. Vor allem unter Klub-Ikone Manfred Schmid sorgten junge Eigenbauspieler wie Ziad El Sheiwi, Muharem Huskovic, Matthias Braunöder, Aleksandar Jukic und Dominik Fitz dafür, dass sich die Fans eng mit den Protagonisten auf dem Rasen verbunden fühlten.

"Es hat etwas gebracht, dass sehr viel auf Eigengewächse gesetzt wurde. Dieser Faden ist wegen Verletzungspechs ein wenig gerissen, wir wollen ihn wieder aufnehmen", sagt Zagiczek.

Selbst der große Unmut nach der Trennung von Schmid tat dem Wohlwollen, das die Anhänger den Violetten entgegenbrachten, nur kurzzeitigen Abbruch. Mit Michael Wimmer wurde ein Nachfolger gefunden, dessen offene Art gut ankam. Hinzu kommt Kapitän Manfred Fischer, der in jedem Spiel sein Herz auf dem Platz lässt. Kabarettist Thomas Stipsits schrieb unlängst gar ein Lied für ihn. Und da ist freilich auch die umjubelte Rückholaktion von Aleksandar Dragovic.

Pickerl und Graffiti dominieren nicht nur am Vorplatz der Ost
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Pickerl und Graffiti dominieren nicht nur am Vorplatz der Ost

Die Austria zählt in der Hauptstadt. "Wenn man durch die Stadt geht, sieht man Graffitis und Pickerl – die Austria scheint in der Jugendszene sehr stark vertreten zu sein", erkennt Schlagenhaufen.

Der Aufstieg der "KAI2000"

Es ist nicht zuletzt das Ergebnis dessen, was in den vergangenen Jahren auf der Fantribüne geschehen ist. Seit April 2023 gibt es mit den "KAI2000" (kurz für "Kampfastllln Inzersdorf") eine neue Führungsgruppe auf der Ost.

Sie lösten die "Fanatics", die sich über Jahre hinweg als führende Ultrà-Gruppierung etabliert hatten, ab. Die – je nach Lesart von den "Fanatics" geförderten bzw. unterstützten, zumindest aber nicht aktiv verhinderten und geduldeten - rechten Umtriebe in der Fanszene haben zu einer Entfremdung von großen Teilen des Stadions, mitunter auch der Kurve, mit dem harten Kern geführt.

Während die "Fanatics" es kaum mehr schafften, junge Mitglieder zu generieren, entwickelte sich auf einer Seite der Fantribüne mit der von den "KAI2000" unterstützten Initiative "Block 116" eine sehr bunte, sehr aktive Szene.

Als Rapid-Fans dann der Jugend-Sektion der "Fanatics" eine Jubiläums-Choreo entwendeten, war das ein massiver Beschleuniger einer sich schon andeutenden Entwicklung – die "Fanatics" lösten sich auf, die "KAI2000" übernahmen die Führung in der Kurve.

Die KAI sind eine sehr positive Gruppe. Dass es keine rassistischen und homophoben Gesänge gibt, trägt zur Entwicklung bei.

Finanz-Vorstand Harald Zagiczek

Und sie taten das in einer Art und Weise, die dem alten Hasen "Felly" großen Respekt abringt: "Die KAI haben von Anfang an versucht, alle ins Boot zu holen – alte Fanclubs und junge sowieso. Da findet ein ständiger Austausch statt, jeder hat das Gefühl, dazuzugehören und sich einbringen zu können. Natürlich gibt es immer wieder Meinungsunterschiede, aber alle ordnen sich dem großen Ganzen unter. Das ist eine immense Leistung der KAI. Vor ein paar Jahren wäre das undenkbar gewesen."

Die neue Führungsgruppe positionierte sich dezidiert unpolitisch, die von den "Fanatics" eingeführte Fanfreundschaft zu den mitunter rechtsextremen Anhängern von Slovan Bratislava wurde kurz darauf gekappt.

"Die KAI sind eine sehr positive Gruppe. Dass es keine rassistischen und homophoben Gesänge gibt, trägt zur Entwicklung bei", sagt Zagiczek. Schlagenhaufen erkennt: "Wir haben jetzt nicht nur eine geeinte Fantribüne, sondern auch ein geeintes Stadion. Jeder kann sich mit dem, was auf der Ost passiert, identifizieren."

Spärlich gefüllt - die Ost im November 2019
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Spärlich gefüllt - die Ost im November 2019
Prall gefüllt - die Ost im Frühjahr 2025
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Prall gefüllt - die Ost im Frühjahr 2025

Es passt gerade richtig gut. Abgesehen von den Problemen beim Derby im Herbst wird die violette Fanszene sehr positiv wahrgenommen.

Doch es liegt eigentlich nicht in der Natur einer Ultrà-Gruppe, "everybody's darling" sein zu wollen. In der Regel sind die nachfolgenden Generationen auch innerhalb Fanclubs radikaler als ihre Vorgänger, müssen sich erst die Hörner abstoßen.

Die Zerbrechlichkeit einer privilegierten Situation

Dessen ist man sich bei der Austria bewusst. Schlagenhaufen sagt: "Wir schätzen jeden Tag, an dem es so ist, wie jetzt. Wir wissen, dass das zerbrechlich ist, dass das Ganze immer an einem seidenen Faden hängt."

"Wir heften uns da auch gar nichts auf die eigenen Fahnen, es ist die glückliche Situation, dass sehr viele Leute mit einem guten Gespür für die Menschen beim Verein und auf der Fantribüne sind. Wir wissen und respektieren die Werte der Ultrà-Bewegung; die Ultrà-Bewegung kennt die Notwendigkeiten des Vereins und respektiert diese auf ihre Art und Weise auch. Der Dialog erfolgt sehr häufig und stets auf Augenhöhe. Das ist eine privilegierte Situation, mit der wir sehr feinfühlig umgehen", sagt der Klubservice-Leiter.

Fan-Oldie Kerschbaum, der in Online-Foren als "tifoso vero" aktiv ist, meint: "Seit die Fanatics weg sind, gibt es nur noch positive Stimmung. Die KAI machen das toll. Ich fahre immer mit dem Zug zu den Spielen. Seit ein paar Jahren fällt mir auf, dass da immer mehr junge Fans zu den Matches fahren."

Die junge Generation kennt diesen Zauberfußball von früher ja gar nicht mehr.

Felly

All diese positiven Entwicklungen sind unabhängig vom sportlichen Erfolg passiert. "Es ist für eine Marke sehr erbauend, wenn du zwar kurzzeitig eine Entwicklung von Platz 3 auf 5 auf 8 hast, aber die Zuschauerzahlen steigen. Wir haben eine sehr krisenresistente Fanszene", freut sich Schlagenhaufen.

Das schöne Spiel im Hintergrund

Dabei waren just die Austria-Fans stets dafür bekannt, großen Wert auf attraktives Spiel zu legen. Wer zur den Veilchen ging, war mit einfachen Siegen nicht zufriedenzustellen, es sollte schon auch noch der eine oder andere Schnörkel sein. A Tupferl, a Gaberl, a Scheiberl, a Goi.

Inzwischen werden erfolgreiche Tacklings im Stadion frenetisch bejubelt. "Die Einstellung diesbezüglich hat sich in den letzten Jahren sicher gewandelt. Die junge Generation kennt diesen Zauberfußball von früher ja gar nicht mehr, als die Austria in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren alles an die Wand gespielt hat. Natürlich sieht man heute noch gerne technisch guten Fußball, das steht aber bei weitem nicht mehr so im Vordergrund", sagt "Felly".

Er ist sich sicher: "Mittlerweile hat das alles eine Dynamik erreicht, wo es keine gravierenden Folgen mehr nach sich ziehen würde, wenn man nicht mehr an der Tabellenspitze mitspielt."

Harald Zagiczek (l.) und Kurt Gollowitzer (r.) freut die Entwicklung
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Harald Zagiczek (l.) und Kurt Gollowitzer (r.) freut die Entwicklung

Das freut nicht zuletzt jenen Mann, der für die Finanzen zuständig ist. Zagiczek sagt: "Sponsoren wollen volle Stadien, sie wollen ihre Marken nicht vor halbleeren Rängen präsentieren. Außerdem wird im Stadion mehr konsumiert, wenn mehr Menschen kommen. In der gesamten Umweg-Rentabilität ist der Public-Gast genauso wichtig wie der VIP-Gast, weil er für Sponsoren einen großen Hebel hat. Die Sponsoren haben das positive Image zur Kenntnis genommen."

Die Austria bleibt günstig

Angesichts des Zulaufs würde es ja fast auf der Hand liegen, die Preise für die neue Saison ordentlich anzuheben, um Profit daraus zu schlagen.

Das tut die Austria aber nicht. "Wir bleiben auf unserer Linie drauf, weil wir auch wirtschaftlich laufen Steigerungen sehen. Natürlich könnten wir sagen, wir haben die Masse an Leute da, lasst uns die Zahlen massiv nach oben schrauben, die meisten werden schon verlängern. Trotzdem gehen wir hier mit Bedacht vor", sagt Schlagenhaufen.

Das Kinder-Abo kostet auch zur neuen Saison wieder 19,11 Euro für Mitglieder. Während vor der massiven Vergünstigung im Sommer 2021 nur 64 Kinder-Abos verkauft waren, ist der aktuelle Stand bei 1.144.

Die Preise für die Fantribüne werden leicht angehoben. Bisher bezahlten Mitglieder 129 Euro, in der neuen Saison werden es 169 sein. Damit wird die Austria unter den Top-Klubs aller Voraussicht nach weiterhin jener Verein mit dem günstigsten Fan-Abo sein - teilweise mit großem Abstand.

Eine beständige Blüte

Die Saat, die vor vier Jahren gesät wurde, ist inzwischen zu einer beständigen Blüte gewachsen. Die Veilchen sind da. Und das wird sich so schnell wohl nicht ändern.

"Felly" spricht aus, was sich unisono so ziemlich alle erwarten: "Ich denke, der Schnitt wird nicht mehr unter die magische Grenze der 10.000 fallen."

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