Foto: © GEPA

Amnesty: WM 2022 in Qatar richtet den Fokus auf die schlechte Menschenrechtslage

Wie Amnesty International im Zuge eines Hintergrundgesprächs erklärt, hätte es die Menschenrechtsänderungen in Qatar ohne WM 2022 wohl nicht gegeben.

+ + 90minuten.at Exklusiv - Von Georg Sander + +

 

Im Rahmen eines Hintergrundgesprächs am Donnerstagvormittag berichteten May Romanos, Researcherin, und Ella Knight, Campaignerin, aus dem Internationalen Sekretariat von Amnesty International in London, zwar bekannte, aber dennoch fast unglaubliche Vorgänge. Neben asiatischen Arbeitern kämen nun auch vermehrt welche aus Afrika, etwa Uganda und Kenia. Um in Qatar zu arbeiten, brauche es Geld und einen Bürgen. Der Bürge sei oftmals der Arbeitgeber vor Ort, den Kredit müsse man sich organisieren.

 

"Im Grunde stirbt am Ende jeder an Atem- oder Herzversagen, und die Formulierungen sind ohne eine Erklärung des Grundes dafür bedeutungslos." - Amnesty über Todesfälle auf Baustellen

Vor Ort gibt es dann oftmals weniger Lohn und mehr Arbeitsstunden, ausreisen könnten die Arbeiter aber nicht, aus zwei Gründen. Einerseits, weil sie den Kredit abarbeiten müssten und ihre Familien in den Herkunftsländern finanziell unterstützen wollen, andererseits, weil es die Erlaubnis des Arbeitgebers brauche, um das Land überhaupt zu verlassen. Diese Informationen hat Amnesty International, weil man als eine von sehr wenigen NGOs überhaupt Zutritt bekommt. Die Folgen dieser „Arbeitsverhältnisse“ sind starke Abhängigkeiten, der 'Guardian' berichtete zudem, dass die unmenschlichen Arbeitsbedingungen schon zu tausenden Todesfällen rund um die Errichtung der Infrastruktur im kleinen Land am Golf gab. Amnesty selbst untersuchte ebenfalls einige Totenscheine und kam zum traurigen Schluss: „Im Grunde stirbt am Ende jeder an Atem- oder Herzversagen, und die Formulierungen sind ohne eine Erklärung des Grundes dafür bedeutungslos.“

 

Keine WM, keine Berichte

Amnesty International dokumentiert, trifft aber keine (sport-)politischen Aussagen. Klar scheint für die Expertinnen, dass es ohne dem starken Fokus der Weltöffentlichkeit wohl nicht einmal die derzeit eher auf dem Papier befindlichen Zugeständnisse der qatarischen Machthaber hinsichtlich Menschen- und Arbeitsrecht gebe. Protestaktionen, wie etwa vom ÖFB-Herrennationalteam, aber auch von anderen Fußballverbänden, begrüßt Amnesty ausdrücklich. Es gibt in dieser Hinsicht eine gute Gesprächsbasis mit allen einigen Verbänden, man befindet sich im Austausch.

Kurz gesagt: Ohne WM wäre der Weltöffentlichkeit nicht in diesem Ausmaße bewusst, wie Qatar mit den Arbeitern umgeht. Nur müssten die Regierenden aber auch beweisen, dass die Zugeständnisse bzw. Anpassungen an modernes Arbeitsrecht tatsächlich stattfinden und dass diese nachhaltig garantiert werden können und nicht mit dem Abschluss der Weltmeisterschaft im Winter 2022 der Fokus und die Medienberichte wieder verschwinden, weil kein medialer Druck mehr vorhanden sei.

Amnesty-Video über Qatar

Folge oder schreibe 90minuten.at-Chefredakteur Georg Sander:

Twitter: @sander_georg

E-Mail: g.sander@90minuten.at

90minuten.at-exklusiv

90minuten.at-TV: Das neue Everton Stadion

Schon gelesen?