WM-Spieltag 21: Welcher Geheimfavorit steigt ins Halbfinale auf?

Heute wird es ernst für England (gegen das schwedische Überraschungsteam) und Kroatien (gegen den Gastgeber Russland).

Schweden vs England, 16:00

Spiel Nummer 1 am heutigen Tag ist das Viertelfinale zwischen Schweden und England, das um 16 Uhr in Samara startet. Das Tor des Tages im schwedischen Achtelfinale gegen die Schweiz erzielte Emil Forsberg, der damit zugleich das 50. WM-Spiel der Schweden siegreich gestaltet hat. Abgesehen vom 3:0-Sieg über Mexiko zum Abschluss der Vorrunde sind die Nordeuropäer in Russland eher minimalistisch unterwegs: Jeweils ein Tor erzielten sie gegen Südkorea (1:0), Deutschland (1:2) und die Schweiz (1:0). Die sechs Treffer schossen vier verschiedene Schützen, einzig Kapitän Andreas Granqvist netzte doppelt (jeweils per Elfmeter gegen Südkorea und Mexiko). Mit dem Aufstieg ins Viertelfinale haben die Schweden bereits ihr bestes WM-Ergebnis seit 1994 erreicht, als sie sogar den dritten Platz beim Turnier schafften. Übrigens stehen drei Spieler aus dem schwedischen WM-Kader bei Clubs aus der Premier League unter Vertrag, nämlich Victor Lindelöf bei Manchester United sowie Martin Olsson und Ersatzkeeper Kristoffer Nordfeldt bei Swansea City. Dazu kommen Pontus Jansson und Sebastian Larsson, deren Vereine Leeds United und Hull City in der zweitklassischen Football League Championship spielen. Das macht die fünf Schweden zu Insidern, die eventuell nützliche Tipps zu den englischen Kickern haben, die allesamt im eigenen Land ihr Geld verdienen. Auf Mikael Lustig muss das Team gegen England verzichten, weil er eine Gelbsperre absitzen muss.

Geradezu eine Sensation war der Einzug der Engländer ins Viertelfinale – zumindest wenn man die Art und Weise betrachtet. Der Sieg über Kolumbien im Achtelfinale war nämlich der erste englische WM-Sieg im Elfmeterschießen überhaupt. Zuvor musste sich das „Mutterland des Fußballs“ 1990 im Halbfinale gegen Deutschland, 1998 im Achtelfinale gegen Argentinien und 2006 im Viertelfinale gegen Portugal geschlagen geben. Und noch etwas Historisches: Harry Kane ist der erste Spieler seit 79 Jahren, der bei sechs Einsätzen für die englische Mannschaft hintereinander jeweils mindestens ein Tor erzielt hat. Seine sechs WM-Treffer machen ihn außerdem zum Topfavoriten auf den Titel des Torschützenkönigs in Russland. Das letzte Mal, das England ein WM-Viertelfinale siegreich gestaltete, war 1990 – da war dann bekanntlich im Elfmeterschießen gegen Deutschland Schluss.

Eine lange Liste an Begegnungen mit ausgeglichener Bilanz verbindet die Teams aus Schweden und England. Von den bisherigen 23 Partien gewannen beide jeweils sieben. In den beiden WM-Partien der Mannschaften gegeneinander gab es keinen Sieger: In der Vorrunde der Weltmeisterschaft 2002 kam es zu einem 1:1 (mit dem heutigen englischen Trainer Gareth Southgate auf der Ersatzbank), vier Jahre später ging das Match 2:2 aus. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte die letzte Begegnung beider Länder im November 2012, weil das 4:2 vom inzwischen aus der schwedischen Mannschaft zurückgetretenen Zlatan Ibrahimović per Fallrückzieher aus knapp 30 Metern erzielt wurde.

Wer das Spiel gewinnt, trifft im Halbfinale auf den Sieger zwischen Russland und Kroatien.

Russland vs Kroatien, 20:00

Die Viertelfinals schließen heute Abend die Teams aus Russland und Kroatien ab, ihr Match wird um 20 Uhr in Sotschi angepfiffen. Beide Mannschaften bahnten sich per Elfmeterschießen ihren Weg in die Runde der letzten Acht. Die Russen besiegten mit Spanien einen der Turnierfavoriten, wobei ihr Torwart Igor Akinfejew mit gehaltenen Elfern gegen Koke und Iago Aspas zum Helden (und zum Man of the Match) wurde. Gegen die Kroaten spielt Russland nun um die Fortsetzung des Traums und können im eigenen Land ins Halbfinale einziehen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1992 kam die russische Nationalmannschaft bei ihren drei WM-Teilnahmen nicht über die Vorrunde hinaus. Ihr Vorgänger, das Team der UdSSR, zog dagegen zwischen 1958 und 1970 vier Mal in Folge ins Viertelfinale ein. Einmal stieg sie anschließend auch ins Halbfinale auf – bei der WM 1966 in England, als die UdSSR letztlich den vierten Platz belegte. Gegen Kroatien muss Trainer Stanislaw Tschertschessow wahrscheinlich auf den verletzten Außenverteidiger Juri Schirkow verzichten.

Die Kroaten hatten mit Dänemark im Achtelfinale ihre Schwierigkeiten, in ihrem Torwart Danijel Subašić aber eine Lebensversicherung. Gleich drei Penaltys hielt der Schlussmann vom AS Monaco gegen die Nordeuropäer und war damit maßgeblich am Aufstieg seines Teams ins Viertelfinale beteiligt. Die Partie gegen Dänemark war ein kleiner Rückschlag für die Kroaten, die in der Vorrunde sieben Tore in drei Spielen erzielt hatten. Gegen die Dänen glich Mario Mandžukić zwar schon nach vier Minuten den frühen Rückstand aus, danach fiel der kroatischen Mannschaft aber nicht mehr viel ein. Zu allem Überfluss vergab ihr Kapitän Luka Modrić in der Verlängerung einen Strafstoß. Letztlich regelten es die Kroaten dann aber per Elfmeterschießen und stehen seit 1998 wieder im WM-Viertelfinale. Dort gilt es, mit einem negativen Lauf zu brechen: Bei ihrer sechsten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft trifft die kroatische Mannschaft zum dritten Mal auf den Gastgeber. Im Jahr 1998 sind sie im Halbfinale an Frankreich gescheitert, 2014 verloren sie das Eröffnungsspiel gegen Brasilien.

Die Bilanz zwischen der russischen und der kroatischen Mannschaft hat bislang drei Duelle aufzuweisen, in denen lediglich vier Tore gefallen sind. Den Anfang machten zwei Partien im Rahmen der Qualifikation für die EM 2008, die beide 0:0 ausgingen. Erst im dritten und bisher letzten Messen beider Nationen, einem Freundschaftsspiel im November 2015, fielen Tore, nämlich drei für Kroatien und eins für Russland. In Rostow am Don schoss damals Fedor Smolow seine Mannschaft in Front, bis die Kroaten Nikola Kalinić, Marcelo Brozović und Mario Mandžukić das Match noch drehten. Alle vier wurden von ihren jeweiligen Nationaltrainern für die heurige WM nominiert. Allerdings wurde Kalinić nach Hause geschickt, weil er sich im Vorrundenmatch gegen Nigeria weigerte, eingewechselt zu werden.