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Schwierige Mission für Robert Zulj unter Coach Nagelsmann

Viele Gerüchte drehten sich im vergangenen Sommer um den ehemaligen Salzburger Robert Zulj. Als sich schon alle Medien sicher waren, dass Zulj nach einem tollen Jahr bei der SpVgg Greuther Fürth zum Bundesliga-Absteiger FC Ingolstadt wechseln wird, machte Europacup-Starter TSG Hoffenheim die Verpflichtung des heute 26-Jährigen öffentlich. Die erste Saison im deutschen Oberhaus verlief jedoch nicht optimal.

Von Michael Graswald

 

Mit der Empfehlung von 20 Treffern und 17 Assists in 97 Zweitliga-Partien verabschiedete sich Robert Zulj vergangenen Sommer aus Fürth. Schon während der Rückrunde verkündete der Mittelfeldspieler, dass er die Franken zu Saisonende verlassen wird. Die Interessenten standen Schlange. Am Ende wechselte Zulj ablösefrei zur TSG Hoffenheim und wagte somit den großen Schritt vom Zweitligisten zum Europacup-Starter. „Wie zu erwarten war, ist die Qualität in der Bundesliga natürlich noch einmal ein Stück größer als eine Klasse darunter. Unser Kader sicherlich breiter aufgestellt, verfügt aber vor allem über unheimlich viel Qualität“, so Zulj im Gespräch mit 90minuten.at. Doch nicht nur die Konkurrenz beim aktuellen Tabellensechsten der Bundesliga hinderte den gebürtigen Welser am Durchbruch, auch eine langwierige Scharmbeinentzündung bremste den Offensivmann lange aus.

 

Herbst zum Vergessen

Gerade einmal vier Bundesliga-Einsätze stehen für Zulj aktuell zu Buche. Keinen einzigen davon absolvierte er im Herbst. „Der Schritt von der zweiten in die erste Liga ist schon ein großer. Neues System, anspruchsvollere Trainingseinheiten – da braucht man schon eine gewisse Eingewöhnungszeit. Dann kam noch meine Verletzung hinzu“, gibt Zulj zu. Zwar wäre der Oberösterreicher ab Mitte November matchfit gewesen, in den Kader hat er es aber damals, zumindest in der Bundesliga, nicht geschafft. Nur im letzten, schon unbedeutenden Match in der Europa-League-Gruppenphase gegen Ludogorets Rasgrad durfte Zulj vor der Winterpause sein Können im Hoffenheimer Dress unter Beweis stellen.

„Ich habe mit Salzburg auch schon International gespielt, deshalb war es jetzt kein absolut neues Gefühl für mich“, sagt Zulj, „ein ganz besonders schöner Moment war allerdings, dass ich nach so langer Verletzungszeit endlich wieder schmerzfrei auf dem Platz stehen konnte.“ 69 Minuten darf er beim 1:1-Untentschieden mitwirken. Zudem bestreitet er eine Partie für TSG Hoffenheim II in der Regionalliga Südwest, in der er prompt einen Treffer erzielt. Wäre Zulj, der mit Red Bull Salzburg 2013/14 das Double gewann, schon früher fit gewesen, hätte wohl auch er von den vielen Spielen der Hoffenheimer im Herbst profitiert und mehr Einsatzzeit bekommen.

Davon ist Zulj auch selbst überzeugt: „Es ist schon eine Umstellung, wenn du plötzlich alle drei Tage spielst und nicht eine Woche Zeit hast dich auf das nächste Match vorzubereiten. Da brauchst du einen breiten Kader und jeden einzelnen Spieler.“ Trotz des unbefriedigenden Verlaufs des Herbsts für ihn persönlich lässt sich Zulj nicht hängen und arbeitet hart daran es endlich in der Bundesliga zu seinem Debüt zu schaffen. Und tatsächlich, bereits am ersten Spieltag nach der Winterpause, Mitte Jänner, scheint sein Name in der Kaderliste der TSG auf. Zwar kommt Zulj beim 1:1 gegen Werder Bremen nicht zum Einsatz, doch endlich hat er das Gefühl, dass er, wenn er fit ist, durchaus in der Bundesliga bestehen kann. Auch bei den beiden darauffolgenden, klaren Niederlagen gegen Leverkusen (1:4) und in München (2:5), steht Zulj im Kader. Dann endlich, am 03. Februar darf er für 20 Minuten beim Spiel in Berlin bei der Hertha mitwirken – die lange Leidenszeit hat ein Ende.

 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Doch so richtig will der Durchbruch aber auch im Frühjahr nicht gelingen. Neun Bundesligaspieltage wurden seit dem Zulj-Debüt gespielt. Drei Mal stand der 26-jährige Oberösterreicher noch auf dem Platz, einmal davon von Beginn an, drei Mal war er zwar im Kader, kam aber nicht zum Einsatz und bei drei Spielen verzichtete Coach Julian Nagelsmann komplett auf den Offensivallrounder. Trotz der schwierigen persönlichen Situation findet der Neuzugang nur lobende Worte für seinen Trainer, der lange von den beiden Top-Klubs aus München und Dortmund gejagt wurde.

„Er ist ein super Trainer und hat für sein junges Alter schon sehr viel Fachwissen. Sein Alter spielt dabei für uns keine Rolle.“ Denn auch von jungen Trainern können Spieler allem Anschein nach viel lernen. So zeigt sich auch Zulj selbstkritisch. Auf die Frage, in welchem Bereich er sich seit seinem Wechsel besonders verbessert hat, muss er nicht lange überlegen. „In der Defensivarbeit“, antwortet er blitzschnell im Gespräch mit 90minuten.at. Es sei schon neu und schon eine Umstellung gewesen, vermehrt gegen den Ball zu arbeiten, gibt der Rechtsfuß zu.

 

Über Hoffenheim zum ÖFB

Während er selbst in Hoffenheim um den Durchbruch in der deutschen Eliteklasse kämpft, glänzt sein jüngerer Bruder Peter Zulj beim SK Sturm mit Top-Leistungen und zählt zu den Erfolgsgaranten der Steirer. Das brachte dem jüngeren Zulj zuletzt sogar eine Einladung zum Nationalteam. Daran verschwendet Deutschland-Legionär Robert momentan keinen Gedanken. „Ich stelle keine zu hohen Erwartungen, sondern fokussiere mich erst einmal auf meine Leistungen und mehr Einsatzzeiten in Hoffenheim. Wenn ich hier den Durchbruch schaffe, wird auch die Chance im Nationalteam kommen“, ist er sich sicher.

Kontakt mit Neo-Teamchef Franco Foda habe es noch keinen gegeben, sagt Zulj. Doch bevor sich die Nationalteam-Frage stellt, gibt es noch Nahziele die sich der ehrgeizige 26-Jährige gesteckt hat. „Wir wollen als Team unsere Ziele erreichen und alles dafür tun, auch in der nächsten Saison wieder international zu spielen. Ich für mich möchte natürlich zu mehr Einsatzzeiten kommen und dann irgendwann vielleicht auch mein erstes Tor erzielen.“ Noch bis 2020 läuft der Vertrag von Zulj bei der TSG Hoffenheim. Trotz dieser durchwachsenen Saison gibt sich der ehemalige Spieler der SV Ried und Red Bull Salzburg kämpferisch. Robert Zulj will den Durchbruch in Hoffenheim schaffen und traut ihn sich selbst definitiv zu.

 

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