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Ex-Rapidler Sammy Ipoua startet eigenes Scouting-Projekt

Jahrelang versuchte der ehemalige Rapid-Angreifer und 15-fache Teamspieler Kameruns als Scout für die Hütteldorfer tätig zu werden – geklappt hat es nie. Jetzt startet der 45-Jährige eigenständig ein ganz besonderes Scouting-Projekt und kommt damit auch nach Österreich.

Von Michael Graswald

 

Football Horizons“ heißt das Projekt, bei dem Samuel Ipoua jungen Kickern aus Frankreich die Chance auf eine Profikarriere bieten möchte. Hilfe erhält Ipoua, der zwischen Jänner 1997 und Juli 1998 sechs Tore in 26 Partien für Rapid erzielte, vom ehemaligen Scout von Manchester United, Francesco Vielo, und Claude Anelka – dem Bruder des Ex-Real- und Chelsea-Stars Nicolas Anelka. „Im Prinzip ist das System des Projekts ganz einfach“, erklärt Andreas Fleischmann, Koordinator von „Football Horizons“ in Österreich. „Jedes Jahr gibt es in den Akademien 26 Spieler in den Kadern. Von denen schaffen lediglich ein, zwei den Sprung in die Kampfmannschaft. Sammy will auch jenen, die bei ihrem Stammverein keine Chance auf die Profikarriere bekommen, helfen.“

 

Vorspielen wie in einer Castingshow

Für den Start des Projekts wurden alle Erst- und Zweitligisten Frankreichs kontaktiert. Den Spielern steht es völlig frei an dem Angebot teilzunehmen. Kosten sind damit nicht verbunden. Im Juni wird in Paris ein Sichtungstraining stattfinden. „Es werden Spieler für zwei Teams gescoutet“, so Fleischmann, „eines U16-U18 und eines U18-U25.“ Pro Mannschaft werden 16 Spieler aufgenommen. Diese bekommen dann, bei verschiedenen Testspielen, die Möglichkeit ihr Talent unter Beweis zu stellen. „Ich habe erst vor kurzem mit Sammy noch einmal über französische Nachwuchskicker gesprochen und er hat mir versichert, dass in den französischen Akademien ausgezeichnete Arbeit geleistet wird. Unsere Testspielgegner und somit die eventuellen neuen Klubs können sich wirklich auf unsere Jungs freuen besonders auf den Speed, den die Jungs mitbringen“, sagt Andreas Fleischmann. Hier hilft Ipoua auch seine Erfahrung und sein Netzwerk, die er sich als Nachwuchstrainer beim französischen Spitzenklub Paris Saint-Germain erarbeitet hat. 

"Wenn wir einen Spieler zu Rapid oder der Austria vermitteln, verdienen wir daran nichts. Wird der Spieler dann aber weiterverkauft, dann sind wir prozentuell beteiligt." - Wie Football Horizons funktioniert

Trotzdem wird Andreas Fleischmann nicht müde zu betonen, dass es schon auch an den Jungs selbst liegen würde. Der Vertrag, den die jungen Spieler abschließen, zählt nur für die Testspiele. Ein geordnetes Training bzw. eine Auffangstation soll das Projekt nicht werden. „Nein, wir werden sicher nichts vergleichbares wie die Teams der ‚Vertragslosen Spieler‘ machen“, sagt Fleischmann. Doch logischerweise drängt sich die Frage auf, wie „Football Horizons“ von den Vermittlungen profitiert. Laut Andreas Fleischmann zunächst gar nicht. „Am besten lässt sich das mit einem Beispiel erklären: Wenn wir einen Spieler zu Rapid oder der Austria vermitteln, verdienen wir daran nichts. Wird der Spieler dann aber weiterverkauft, dann sind wir prozentuell beteiligt. Wie hoch unser Anteil dann ist, hat auch mit dem Verkaufswert zu tun.“ Ipoua selbst geht für das Projekt in Vorleistung. Schließlich sei es ja nicht billig diese Testspielreise nach Österreich zu finanzieren, sagt Koordinator Fleischmann. „Samy ist aber von der Qualität der Jungs absolut überzeugt.“

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Österreich-Tour

Zwar spielte Ipoua nur kurz in der österreichischen Bundesliga, trotzdem hat es ihm der heimische Fußball angetan. Darum kommen die beiden vorgescouteten „Ipoua-Teams“ für sieben Testspiele nach Österreich (Termine unten). „Sammy verfolgt die österreichische Liga ganz genau, er kennt jedes Ergebnis und alles was man sonst noch wissen muss“, erzählt Fleischmann. Aber auch aus einem anderen Grund bietet Österreich den idealen Platz um seine Talente vorspielen zu lassen. „Nimmt man Red Bull Salzburg einmal aus, sieht es mit den Scouting-Aktivitäten der Bundesligisten eher düster aus“, so Fleischmann. Darüber hinaus wäre das ganze Projekt eine Win-Win-Situation. Die jungen Kicker könnten über den Schritt nach Österreich doch noch den Sprung zum Profi schaffen und, da die Spieler allesamt vertragslos sind, müssen die ohnehin klammen Vereine der Bundesliga keine Ablösesummenzahlen. Die Resonanz sei deshalb auch fantastisch gewesen, wie man von „Football Horizons“-Koordinator Fleischmann erfährt. Egal ob Alfred Hörtnagl in Innsbruck, Fränky Schiemer in Ried oder Bundesligisten wie der LASK, alle sind hochinteressiert an den französischen Wunderkickern. „Auch in Frankreich hat man registriert, wie gut in Österreich im Nachwuchsbereich gearbeitet wird und wie viele aus der Bundesliga den Sprung nach Deutschland oder England geschafft haben“, erklärt Fleischmann. Viele der Spieler werden bereits einen eigenen Agenten haben. Für einen eventuellen Transfer im Rahmen des Projekts wird jedoch „Football Horizons“ als Vermittler fungieren. „Sammy wird die Spieler aber nicht längerfristig betreuen. Nur für diesen einen Vertrag“, sagt Andreas Fleischmann.

Ipoua und Rapid

Eines aber schmerzt Ipoua, der auch für 1860 München und den FC Toulouse spielte. Seit mehreren Jahren bot er sich als Scout seinem „Herzensverein“ Rapid an. Angenommen wurde seine Hilfe bisher aber nicht. Auch bei seinem jetzigen Projekt wäre der ehemalige Teamspieler Kameruns dazu bereit gewesen eine exklusive Zusammenarbeit mit Rapid zu gestalten – auch daran bestand kein Interesse. Zumindest zu einem Testspiel ließen sich die Verantwortlichen überzeugen. „Seitdem Fredy Bickel bei Rapid in der Verantwortung steht hat sich das Verhältnis gebessert. Aber vorher wurde Samy jahrelang ignoriert“, erzählt auch Fleischmann. Besonders die Tatsache, dass er den Spielern auch bei der Integration helfen hätte können (Ipoua spricht fünf Sprachen fließend), sieht der ehemalige Stürmer als großen Vorteil. „Samy ist bei PSG für die U15- und U16-Mannschaft zuständig und betreut zudem die Nachwuchsstürmer des Klubs, er kennt sich also durchaus aus. Und wir alle wissen, wo es bei Rapid derzeit besonders krankt“, ergreift Fleischmann für den A-Lizenzinhaber Ipoua Partei. Eines aber vermisst Ipoua, der immer noch Fanliebling in Hütteldorf ist, in der heutigen Rapid-Elf besonders: Echte Typen. „Solche werden wir in unseren beiden Mannschaften mit Sicherheit dabei haben“, garantiert Fleischmann, „vielleicht nimmt man Samy dann auch endlich bei Rapid einmal ernst.“

 

Termine der „Football Horizons“-Österreich-Tour:

03.07.2018 in Baden: U18-25 Auswahl gegen Austria Amateure

04.07.2018 U16-18 Auswahl gegen SV Ried Amateure; U18-25 Auswahl gegen SV Ried

06.07.2018 in Pasching: U18-25 Auswahl gegen den LASK

07.07.2018 Trainingsgelände im Prater: U18-25 Auswahl gegen SK Rapid Amateure

08.07.2018 in Baden: U16-18 Auswahl gegen Badener AC (19 Uhr)

(Restliche Uhrzeiten noch offen)

 

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