Ein halbes Jahrhundert ‚Sturmecho‘
Österreichs älteste Bundesliga-Vereinszeitung feiert Geburtstag. Seit mittlerweile 50 Jahren gibt es das ‚Sturmecho‘ nun schon unter diesem Namen. Die Grazer feiern ihre Publikation mit einer Jubiläumsausgabe.
Von Jürgen Pucher
In Baden-Württemberg gibt es den SSV Reutlingen. Das wäre eigentlich ansonsten schon die ganze Geschichte. Dass dieser Verein aber auch noch etwas mit dem SK Sturm zu tun haben könnte, darauf käme wahrscheinlich fast niemand. Aber es trug sich zu, dass eben dieser SSV Reutlingen Anfang der 1960er-Jahre zu einem Freundschaftsspiel zu Gast in der Gruabn war. Der geschäftsführende Obmann der Grazer in diesen Tagen war Herwig Brandstetter und dem zeigten die Gäste ihre Stadionzeitung, die sie bei jedem Spiel auflegten. Brandstetter war angetan und beschloss auch in Graz ein Programm mit Informationen, Aufstellungen und einem kleinen redaktionellen Teil bei Sturm-Heimspielen aufzulegen.
Aus ‚Sportprogramm‘ wird ‚Sturmecho‘
Ab dem Sommer 1962 gab es dann zu jeder Partie das neue ‚Sportprogramm‘ mit Regelkunde und vor allem Appellen an den ‚Sturmgeist‘, der gerade so dringend nötig sei. Von Spitzenplätzen in der Meisterschaft war man damals eher weit entfernt. Es hieß noch anders, aber trotzdem war das die eigentliche Geburtsstunde des ‚Sturmecho‘. Im März 1968, nach 78 Ausgaben ‚Sportprogramm‘, bekam die Publikation dann den bis heute verwendeten Namen. Das ‚Echo‘ feiert also heuer sein 50-jähriges Bestehen und der SK Sturm und sein Magazin feiern sich mit einer Jubiläumsausgabe selbst. Die älteste Vereinszeitung Österreichs liegt zum 352. Mal auf und geht mit einer Auflage von 10.000 Stück an den Start. Bis auf eine unrühmliche Ausnahme zur Kartnig-Zeit, als aus dem Echo ’News‘ wurden, wird beim SK Sturm und seiner Zeitung auf Kontinuität gesetzt: Schriftzug und Logo sind unverändert. Zwar gab es nach der mäßig ansprechenden ‚Sturm-News‘-Zeit 2007 einen Relaunch, der Wiedererkennungswert blieb aber erhalten.
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Das vorliegende Jubiläumsheft hat, neben den üblichen Bestandteilen, natürlich einen Schwerpunkt zu den letzten fünf Jahrzehnten zu bieten. Eine Sammlung aller bisherigen Covers inklusive. Schon am Anfang setzte die Berichterstattung auf Breite. Damals um einen Schilling zu erwerben, hieß das Motto ‚Berichte aus unserem Verein sowie aus dem Fußballgeschehen in Österreich und der ganzen Welt‘. Auch Interviews und Gastkommentare, wie zum Beispiel vom Teamchef Leopold Stastny, waren im frühen ‚Sturmecho‘ zu lesen und man nahm damit in Graz eine Vorreiterrolle ein. Eine der bis heute legendärsten Ausgaben gab es bald nach dem Beginn. Der umjubelte 1:0-Heimsieg über den Arsenal FC aus London prangte auf der Titelseite. ‚Ein großer internationaler Erfolg‘ hieß es nüchtern auf Seite eins. Man war ja schließlich ein seriöses Blatt und kein Krawallmedium.
Merkwürdige Experimente sind schnell wieder verschwunden
Das ‚Sturmecho‘ war meist mehr als ein reines Verlautbarungsorgan der Schwarz-Weißen. Obwohl es zwischendurch den einen oder anderen Verantwortlichen gab, der die Zeitung ein wenig mehr für Marketingzwecke vereinnahmen wollte, kann Sturm mit dem ‚Echo‘ bis heute für sich die inhaltlich anspruchsvollste Vereinspublikation in Österreich sein Eigen nennen. Die Gerhard Goldbrich-Idee, mit dem ‚Sturmecho aktuell‘ zusätzlich eine Spieltagsausgabe zu machen, wurde nach seinem Abgang bald wieder verworfen. Ein weiser Entschluss, war das Heft doch nicht viel mehr als ein publizistische Litfasssäule. Mit Einbeziehung der Fangruppen sowie der Funktionäre bastelt ein Team aus engagierten, großteils ehrenamtlichen, Mitarbeitern monatlich sehr Lesenswertes. Mit Gerhard Roth, Paul Pizzera, Gernot Kulis, Günter Brus oder Dirk Stermann waren auch immer wieder namhafte Gastautoren aktiv. Das Team rund um die inhaltlichen und grafischen Masterminds Manfred Behr, Christian Wiedner und Herbert Troger ist alles andere als amtsmüde. Die Fans der Grazer müssen also auch in Zukunft nicht auf das ‚Sturmecho‘ verzichten. Zumindest solange nicht wieder ein ‚Marketingexperte‘ eine Idee hat.