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Als die SV Ried das letzte Mal abstieg...

...da sah Fußballösterreich ganz anders aus. Mehr als die halbe Liga gibt es in der Form nicht mehr. Eine Zeitreise in eine eher dunkle Fußballvergangenheit. Von Georg Sander

Exakt null Runden waren die Wikinger in der Saison 2002/03 auf dem letzten Platz - bis zur allerletzten Runde. Die Situation ist in dieser Saison diametral anders. Die Rieder kämpfen seit Wochen und Monaten gegen den Abstieg und wäre dieser in wenigen Wochen Realität, müsste man sagen, dass er sich über die letzten Jahre, zumindest aber über die letzten Monate hinweg angekündigt hat. Und es ist kein großer Beinbruch. Durch die Ligareform ab 2018/19 ist eine Rückkehr ins Oberhaus nach nur einer Saison nicht sehr unwahrscheinlich. Das gilt freilich auch für die anderen Klubs. Nun aber zur Vergangenheit. Die sah am Ende der Saison 2002/03 so aus:

 

  1. Austria Wien

  2. GAK

  3. Austria Salzburg

  4. Rapid Wien

  5. Pasching

  6. Sturm Graz

  7. Admira Wacker

  8. FC Kärnten

  9. Schwarz-Weiß Bregenz

  10. SV Ried

 

GAK, Austria Salzburg und vier andre sind Geschichte

Den Vizmeister GAK hat es mit multiplen finanziellen Schiffbrüchen zerlegt. Nicht ohne 2004 noch das Double zu holen. Aus dem Viertplatzierten Austria Salzburg, der offiziell eigentlich SV Wüstenrot Salzburg hieß, wurde RBS bzw. ein neuer Verein namens Austria. Der erlitt auch finanziellem Schiffbruch und überhaupt führt die Diskussion um die Red Bull-Übernahme an dieser Stelle zu weit. Pasching jedenfalls übersiedelte nach Kärnten, die Lizenz dieser Admira spielt mehr oder weniger jetzt als Juniors Ostliga und eigentlich ist Flyeralarm Admira der ASK Schwadorf. Den FC Kärnten hat es zerrissen, Schwarz-Weiß Bregenz ging in Konkurs. Zum Drüberstreuen gibt es noch die Begriffe Stronach-Austira und Zampano-Kartnig und man sieht, was das für eine Zeit war.

"Ried war bekanntlich so erfolgreich, dass pistolenschussartig alle anderen „Fußballdörfer“ zwischen Boden- und Neusiedlersee, zwischen Böhmischer Masse und Karawanken eigentlich so sein woll(t)en wie die SV Ried."

Bemerkenswerte Rieder

Umso interessanter ist, dass der wahrscheinliche Absteiger aus dem Innviertel sie alle überdauert hat. Denn diese sechs sind ja nicht nur abgestiegen und fristen ein Dasein in der Zweit- oder Drittklassigkeit. Es gibt sie größtenteils nicht mehr. Und Ried? Verbrachte zwei Jahre in Liga zwei, baute ein Stadion, eine Akademie und so weiter. Und diese sechs Klubs sind bei weitem nicht die einzigen, die es nicht mehr gibt. Ried steht finanziell trotz einiger Rückschläge auf der Trainerbank recht solide da, konnte einige Spieler entwickeln, wurde gar 2006/07 Vizemeister und wieder 2010/11 zum zweiten Mal nach 1997/98 Cupsieger; machte sich schlussendlich auch in Europa einen kleinen Namen. Ja, Ried war bekanntlich so erfolgreich, dass pistolenschussartig alle anderen „Fußballdörfer“ zwischen Boden- und Neusiedlersee, zwischen Böhmischer Masse und Karawanken eigentlich so sein woll(t)en wie die SV Ried.

Viel hat sich geändert. Gianluigi Buffon stand aber 2003 für Juventus im Kasten

Das Rad der Zeit dreht sich weiter

Um das alles noch besser einzuordnen, lohnt ein Blick auf den internationalen Fußball. Österreich verlor am 7. Juni 2003 auswärts gegen Moldawien unter Hans Krankl mit 0:1. Die Startaufstellung: Mandl, Stranzl, Ehmann, Dospel, Aufhauser, Scharner, Wagner, Kirchler, Flögel, Schopp, Haas. Das Champions League-Finale bestritten AC Milan und Juventus Turin, Milan gewann; im UEFA-Cup-Finale duellierten sich der FC Porto und Celtic Glasgow, Porto gewann. Im Tor bei Juventus stand übrigens bereits Gianluigi Buffon. Zumindest das hat sich nicht geändert, aber Celtic im Europa League-Finale? Oder auch der AC Mailand?

 

14 Jahre sind eine lange Zeit

Es ist schon bemerkenswert, wie sich der Fußball verändert. Schaut man sich heute Spiele an, dann denkt man, die spielen eine andere Sportart. Dass ein Klub wie die SV Ried all die Jahre Teil des Profifußballs sein kann, verdient Anerkennung. Auch wenn das zweite Kapitel der Bundesligageschichte der Wikinger bald geschlossen sein könnte.

 

>>> Weiterlesen: Admira und Oliver Lederer einigen sich auf Vertragsauflösung

 

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