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Ecken im Fußball: Die Frage nach der Sinnhaftigkeit

Machen sich Eckbälle im Fußball überhaupt bezahlt? Und wie häufig wird in Europas Top-Ligen wirklich nach Eckbällen getroffen? Ein russischer Fußballfan hat über 10.000 Spiele analysiert. Von Stefan Berndl.

Der ruhende Ball ist im Fußball oft eine Wissenschaft für sich. Freistöße, Eckbälle. Je höher die Anzahl, umso gefährlicher scheint ein Team in der Offensive zu sein. Doch machen sich Eckbälle wirklich bezahlt? Dieser Frage ging ein russischer Reddit-User mit dem Namen "hesussavas". Dieser wollte herausfinden, wie wahrscheinlich es wirklich ist, aus einem Corner auch direkt zu einem Torerfolg zu kommen.

Um dies zu überprüfen sammelte der User eine Vielzahl an Daten aus zahlreichen Ligen. Insgesamt überprüfte er über 11.000 Spiele. Die Bilanz: Mehr als 115.000 Ecken, knapp 31.000 geschossene Tore. Doch wie viele davon resultierten aus einem Eckball? Im Folgenden sollen die deutsche Bundesliga, sowie die Premier League im Fokus stehen. 

Ein Blick auf die Deutsche Bundesliga zeigt, dass Bayern München im Schnitt die meisten Ecken pro Spiel verzeichnete. 7,18 um genau zu sein. Generell lässt sich anhand der Daten feststellen, dass Teams, die in der Tabelle weiter oben zu finden sind, auch mehr Eckbälle herausholen. Doch Corner zu haben ist das eine, daraus auch zu treffen das andere.

Denn prozentual gesehen nützen jene sieben Ecken, die die Bayern pro Spiel vorfinden, nur relativ wenig. Nur 0,82 Prozent der Ecken bringen bei den Münchnern auch einen Torerfolg ein. In der deutschen Bundesliga wird, so analysierte der Reddit-User, im Schnitt gerade einmal alle 17 Spiele aus einem Eckball auch direkt ein Treffer erzielt. 

Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Premier League in England. Auch hier finden die Top-Teams der Liga meist die Vielzahl an Eckbällen vor. Die Resultate fallen aber auch hier eher ernüchternd aus. Hier sind es 1,29 Prozent der Ecken, die direkt in einem Treffer münden. Den einzigen Ausreißer nach oben stellt dabei West Bromwich Albion dar. So stellt auch "hesussavas" klar: "Direkte Ecken sind meist sinnlos. Und manchmal sogar gefährlich. Außer du bist West Bromwich." Denn das Team findet zwar wenige Ecken vor, verwertet aber 6,29 Prozent der Corner. Fast ein Viertel ihrer Tore machte West Bromwich nach Eckbällen. 

Von West Bromwich abgesehen zeigt sich aber eines deutlich: Nur die wenigsten Mannschaften schaffen es, ihre zahlreichen Eckbälle auch in zählbare Chancen und Tore umzumünzen. Die länderübegreifende Zahl: Bloß 1,27 Prozent aller ausgeführten Eckbälle führen zu einem Tor. Ein Blick in die heimische, österreichische Bundesliga bestätigt das: So waren es in der letzten Saison der SKN St. Pölten sowie die Wiener Austria, die nach Eckbällen am effektivsten waren. Sie beide jubelten im Schnitt nach jedem 22. Eckball. Eine Quote, die die Gefährlichkeit von Eckbällen ebenfalls in Frage stellt. 

 

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