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Fredy Bickel: "Die neue zweite Liga wird ein riesiges Problem geben"

Auf Einladung der Spielergewerkschaft VdF diskutierten u.a. Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel, Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits, ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer über die Ligareform und die zu erwartenden Auswirkungen.

 

Die Highlights der Diskussion

Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel: „Ich habe noch den Blick von der Schweiz und versuche zu vergleichen, auch wenn es viele verschiedene Aspekte gibt. Ich kenne die Diskussion in der Schweiz, die aktuell neu aufgekommen ist. Diese Diskussionen gab es immer wieder. Ein PlayOff kann natürlich immer für Spannung sorgen, aber man muss einige Punkte beachten, die als Vereinsverantwortlicher nicht immer Freude machen. Vorweg: Es kann dem einzelnen Verein nur gut gehen, wenn es dem gesamten Fußball gut geht. Da muss man die Vereinsbrille auch einmal ablegen. Die neue zweite Liga wird ein riesiges Problem geben. Ich habe es in der Schweiz gesehen, das ist sich finanziell nicht ausgegangen. In der Schweiz ist man daher in der zweiten Liga wieder auf zehn Klubs zurückgegangen, das war ein guter Schritt. Wir wollen jedenfalls mit Rapid (Anm. mit den Rapid Amateuren) in diese zweite Liga aufsteigen. Das hat auch damit zu tun, dass die erhöhte Spannung in der obersten Liga dazu führen wird, dass man in der Kampfmannschaft weniger junge Spieler einsetzen wird. Was wir auch beobachtet haben in der Schweiz: Die Klubs im oberen Playoff haben deutlich mehr Zuschauer bekommen, jene Klubs im unteren PlayOff aber deutlich weniger. Diese Klubs haben dann finanzielle Probleme bekommen. Es gab außerdem deutlich mehr Trainerentlassungen, weil man unbedingt in diese Finalrunde kommen will. Das kostet unter dem Strich dann auch noch Geld. Dennoch ist es für die beschlossene Zwölferliga die beste Form, die es gibt. Ich freue mich sehr darauf, aber jedes Produkt hat positive wie negative Seiten. Mit der Punkteteilung habe ich kein Problem, das bringt zusätzliche Spannung. Mir ist bewusst, dass ich einige Sachen kritisiere, aber ich habe auch keine bessere Lösung.“

 

"Jetzt müssen wir einmal sehen, wie die erste Saison 2018/19 funktionieren wird. Es gibt auch bereits entsprechende Arbeitsgruppen, um darauf zu reagieren." - Thomas Hollerer

Michael Gspurning: „Das neue Bundesliga-System, wie es ab 2018/19 gespielt wird, ist eine gute Mischung aus künstlicher Spannung und sportlichem Wert. Ich kann auch mit der Punkteteilung leben, es beeinflusst nicht die ganze Saison, wie etwa die PlayOffs in den USA, wo du eine ganze Saison gut spielst und dann reichen dir 15 schlechte Minuten und du bist weg. Die Ligareform ist auch das Eingestehen, dass es nicht genug Platz für 20 Vereine gibt. Man hat auch in der zweithöchsten Liga den jungen Fußballern lange vorgegaukelt, dass es Profifußball ist. Da verbaut man den jungen Spielern eine Karriere bzw. eine alternative Karriere.“

 

Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits: „Es wird aktuell sehr viel über die neue zweite Liga gesprochen. Man hat sich sehr viel um die zweite Liga gekümmert, aber das Premium Produkt ist die oberste Liga. Den Zielkonflikt zwischen sportlicher Fairness und Spannung haben wir meiner Meinung nach gut gelöst. Jetzt konzentrieren wir uns einmal auf den Start 2018/19.“

 

ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer: „Wir sind auch gespannt, wie die dritte Leistungsstufe ab 2018/19 aussehen wird. Es ist für uns alle Neuland. Wir freuen uns, dass die Amateurmannschaften der Profiklubs in die zweithöchste Leistungsstufe aufsteigen können. Für die Entwicklung der jungen Spieler ist das sicherlich gut. Wir versuchen jetzt ein Premiumprodukt ganz oben zu kreieren und durch das neue System erhalten wir die Spannung, haben dazu auch das Cup-Finale nach vorne verschoben. Am Ende des Tages wird es sowohl für die Profiligen als auch für die Regionalligen die Frage geben: Wie viel Profifußball verträgt Österreich, wie viel Regionalligen verträgt Österreich? Alle diese Dinge wird man sich ansehen müssen, doch jetzt müssen wir einmal die Voraussetzungen dafür schaffen. Wir werden nur dann Erfolg haben, wenn alle an einem Strang ziehen, da gehören auch die Landesverbände dazu. Jetzt müssen wir einmal sehen, wie die erste Saison 2018/19 funktionieren wird. Es gibt auch bereits entsprechende Arbeitsgruppen, um darauf zu reagieren.“

 

Anwalt Wolfgang Rebernig: „Was kommt zuerst: Der sportliche Erfolg oder die Wirtschaft? Wir sind alle draufgekommen, dass die Wirtschaft die Basis ist, um eine sportliche Zukunft zu haben. Das sind am besten am Beispiel Altach. Die haben sich Step-by-Step entwickelt und sind jetzt offenbar gut angekommen. Ähnlich hat man es bei Ried gesehen. Die Herausforderung ist, nachhaltig arbeiten zu können. Die zweite Liga hat aber weiterhin das Sandwich-Problem, da die Regionalligen noch immer nicht so aufgestellt sind, wie sie es sein könnten. Wir müssen da noch ein bisschen Geduld haben, biss sich aus der neuen zweiten Liga fünf, sechs Vereine nach oben orientiert haben und diese dann nach oben streben. Schade ist, dass die zweite Liga noch immer unter dem Dach der Bundesliga agiert und dass man nicht den Mut gehabt hat, dies anders zu strukturieren.

Vor der Diskussion gab es noch eine Keynote der niederländischen Agentur Hypercube, die den Reformprozess der Bundesliga begleitete. 

Vortrag Hypercube und VdF-Diskussion in voller Länge

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