Wiener Neustadt Vorstand Spritzendorfer: 'Auch 2014/15 erwarten wir kein ausgeglichenes Ergebnis'
Kaum Fans, Tabellenletzter, knapp eine halbe Million Euro minus im Geschäftsjahr 2013/14 – der SC Wiener Neustadt hatte es schon einmal leichter. 90minuten.at hat nachgehakt und Vorstandsmitglied Ralph Spritzendorfer erklärt das Minus im Jahresergebnis.
Den Begriff Eigenkapital kennt der geneigte Fußball zum Beispiel in Zusammenhang mit „negativ“ und dem SK Rapid Wien. Doch es gibt auch positives Eigenkapital. Das ist im Fall von Wiener Neustadt so etwas wie das Sparbuch, das einem die liebe Tante einmal zugesteckt hat, auf das man zugreifen kann, wenn das Geld fehlt. Frank Stronach, der Onkel aus Amerika ist die liebe Tante in Wiener Neustadt gewesen. Davon zehrt das Tabellen-Schlusslicht. 2011/12 betrug das positive Eigenkapital laut KSV 1870 noch 2,6 Millionen Euro, bei einem positiven Jahresergebnis von 253.000 Euro.
2012/13 schrumpfte das Eigenkapital auf rund 1,5 Millionen Euro, dazu passend bilanzierte der Sportclub mit rund einer Million Euro Minus. Wer die Zahlen des Finanzchecks noch im Kopf hat weiß, dass Wiener Neustadt 2013/14 mit nicht ganz einer halben Million Euro Minus bilanzierte – dazu passend beträgt das Eigenkapital nun noch etwas mehr als eine Million Euro. Wie lange aber noch wird das gut gehen? Wie lang kann der SCWN noch mehr ausgeben, als er einnimmt?
„Das kommt drauf an, wie hoch der Fehlbetrag ist“, führt Ralph Spritzendorfer aus, „aber wir gehen davon aus, dass wir auch in der Saison 2014/15 kein ausgeglichenes Ergebnis haben werden. Noch.“ Das Vorstandsmitglied meint aber, dass es Wiener Neustadt sogar besser geht, als erwartet. Nach dem Millionenminus 2012/13 ging man im Süden Niederösterreichs von rund 800.000 Euro minus im Folgejahr aus. Geworden sind es "nur" 500.000. Als Grund dafür führt Spritzendorfer ungeplante, positive Einmaleffekte an, also etwa Transfereinnahmen.
„Das verlängert die Dauer, in der wir nicht ausgeglichen bilanzieren können“, meint er. Die Rechnung der Wiener Neustädter ist durchaus einfach: Je länger der SCWN weiterhin zwar negativ, aber besser als erwartet bilanziert, desto länger kann am Eigenkapital geknabbert werden. Dass es diesen Polster gibt, liegt auch daran, dass schon im letzten Jahr der Stronach-Regentschaft „versucht wurde, so schnell und so viel wie möglich einzusparen.“ Burgstaller, Simkovic, Grünwald und Co. sind also mitverantwortlich, dass es noch geht.
Minus jährlich halbieren
Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass drei Jahre negativ bilanziert werden kann. In einer Milchmädchenrechnung wären bei einer Million Rücklagen noch zwei weitere Jahre mit einem Minus von 500.000 Euro drinnen: „Wir sind darauf aber bedacht, das bestmöglich, auf so viele Jahre wie möglich aufzuteilen. Wir wollen jährlich einen Schritt Richtung ausgeglichenes Ergebnis machen.“ Es mag nun vielleicht überpositiv klingen, aber schon ein guter Spielertransfer kann das Minus fast vernichten. „Wir wollen es aber immer halbieren“, sieht der Plan der Neustädter vor.
Die Bundesliga verlangt von allen das Gleiche,“ sagt Spritzendorfer, „Wir müssen plausible und schlüssige Budgetpläne einreichen, das prüft die Bundesliga. Wir sind ein Verein, der sehr vorsichtig budgetiert und nehmen da keine unrealistischen Summen, etwa aus Transfers, mit rein. Wir sind zuletzt immer besser gelegen, als budgetiert.“ Noch dazu ist eine Million Euro ein Riesenbatzen Geld für den kleinen Klub, wäre rund ein Viertel des Gesamtbudgets.
Offene Fragen
Blieben noch ein paar Fragen offen. Zunächst einmal die Infrastruktur. Da fallen für die kommende Saison kleinere Adaptierungen, finanziell weit unter den Kosten des Flutlichts, das für diese Spielzeit adaptiert werden musste, an. Für ein neues Stadion gibt es einen Bürgerentscheid, aber da gilt es abzuwarten, vor allem, weil der Bürgermeister bekanntlich zurücktreten musste: „Wenn sich der Gemeinderat im Februar konstituiert, wird man sehen, wie schnell sich da etwas tut.
Die Pläne sind ja sehr konkret.“ Da ein möglicher Neubau dauert, wäre es wohl wieder ein Fall für Übergangsregelungen, wenn es den Neubau parallel gebe – denn ab 2016 müsste die Rasenheizung da sein. „Die Rasenheizung aus eigenen Stücken zu machen, wäre schwierig. Im alten Stadion müsste wohl das Spielfeld verlegt werden, der komplette Platz müsste aufgemacht werden. Das hat wiederum Auswirkungen auf's Flutlicht“, merkt der Vorstandsmitglied an. Man könnte also, es wäre aber letztlich nicht sinnvoll, hier tätig zu werden, bevor nicht klar ist, wie es mit dem Thema Stadion in Wiener Neustadt weiter geht, aber „theoretisch ist alles möglich.“
Plan B im Fall des Abstiegs
Und da wäre noch die Sache mit dem letzten Platz – schon jetzt hat Wiener Neustadt wenig Fans, in der zweiten Liga werden es nicht mehr werden und die Fernseh- und Sponsoringgelder sind auch geringer. Selbst wenn in Neustadt das Wort Abstieg ein Tabu ist, muss der Mann für die Zahlen daran denken, wenn es im Frühjahr die Lizenz eingereicht werden wird: „Wir müssen logischerweise aufgrund der Tabellensituation an einem Plan B arbeiten. Das tun wir.“ Eine kleine Anmerkung gibt es noch von Spritzendorfer: „Es ist ok, dass die Zahlen öffentlich gemacht werden. Wir haben damit kein Problem. Man muss aber aufpassen, da sind auch die Medien gefordert, nicht aus ein paar Kennzahlen falsche Schlüsse zu ziehen. Inwieweit es sinnvoll ist, das aufzubauschen, ist fraglich.“
Alle wichtigen Finanzzahlen der tipico-Bundesliga-Vereine im Überblick
Umsatz | Personalkosten | Gewinn/Verlust | Eigenkapital | |
RB Salzburg | 63.333.855,77 | 41.366.905,88 | 1.000.000,00 | -4.042.915,29 |
Austria | 37.382.524,30 | 17.956.271,76 | 4.019.774,27 | 2.012.792,05 |
Rapid | 23.188.915,70 | 13.390.251,49 | 180.717,09 | -1.282.784,63 |
Sturm Graz | 12.181.713,00 | 6.809.772,00 | -392.530,00 | 6.190.140,00 |
Ried | 7.279.733,43 | 4.213.881,45 | 545.985,14 | 522.284,96 |
WAC | 6.670.300,08 | 4.090.015,09 | 134.424,56 | 461.337,07 |
Admira | 5.943.808,69 | 3.748.147,68 | 25.193,49 | -547.800,75 |
Grödig | 4.094.001,29 | 2.551.827,74 | 169.536,48 | 189.002,99 |
Wr. Neustadt | 4.024.425,34 | 2.907.634,67 | -476.963,39 | 1.064.538,50 |
Altach** | 3.717.840,22 | 2.215.035,80 | 3.352,79 | 36.139,54 |
167.817.117,82 | 99.374.690,56 | 5.209.490,43 | 4.602.734,44 |
Wichtiger Hinweis: Die vom KSV 1870 veröffentlichten Zahlen basieren auf den Angaben der jeweiligen Klubs. Die Personalkosten von Sturm Graz wurden im Laufe des Tages korrigiert, da der Klub laut eigenen Angaben eine falsche Zahl übermittelt hat.
** Altach war in der Saison 2013/14 noch in der zweithöchsten Leistungsstufe, der damaligen HfMEL.