News-Archiv / 2015

Stellt die Regionalliga Mitte dem Westen einen Freibrief aus? (2)

Auch in der Regionalliga Mitte machen sich Vereine wie Hartberg oder BW Linz Gedanken über den Aufstieg in die Sky-Go-Erste-Liga. Eine generelle Euphorie kommt beim Thema Profifußball derzeit aber nicht auf. Nutznießer könnte die Regionalliga West sein. N

 

Was der Bundesliga früher die Admira war, war in der Ersten Liga zwischen 2009/10 und 2014/15 der TSV Hartberg – einfach unabsteigbar. Die Steier waren die graue Maus der Liga, immer am Rande zum Abstieg und selten um Skandalöses verlegen. Letztes Jahr reichte es dann doch nicht mehr, der Abstieg war Realität. Mit dem nunmehrigen WAC-Co-Trainer Christian Ilzer holte man einen Fachmann, der die Absteiger nach 18 Runden an die Tabellenspitze brachte. Wer nachfolgen wird, ist unklar. Immerhin wäre Bruno Friesenbichler gegenwärtig verfügbar, er stand - auf drei Etappen aufgeteilt - schon insgesamt 208 Bewerbsspiele an der Seitenlinie. Alles in allem also ein herber Dämpfer für die Steirer, egal wer den Trainerstuhl übernimmt. Obmann ist derzeit Jürgen Rindler. Der hütete bis Ende der Saison 2013/2014 sieben Jahre lang das Tor, löste dann Franz Grandits nach zehn Jahren an der Spitze des Klubs ab.

 

„Da suche ich lieber nicht an"
„Die erste Stufe Richtung Lizenz haben wir erledigt", gibt Jürgen Rindler Auskunft, „bis März gehören aber noch sehr viele Punkte abgeklärt." Ein großer Punkt ist die Infrastruktur, ein weiterer die Zusammenarbeit mit der Gemeinde. „Das gehört geklärt, ich will nicht das gleiche Schicksal wie Austria Salzburg erleiden", stellt er klar. Bevor das passiert, wolle man „lieber nicht ansuchen." Dabei stellt der Ex-Goalie aber die Sinnfrage nicht nur seinem Verein, sondern allgemein, wenn es einen kleinen Verein betrifft. „Die Lizenzkriterien werden immer härter. Das ist einerseits verständlich von Seiten der Bundesliga, andererseits ist das für die Vereine schlecht", führt er aus. Rindler fragt sich somit nicht als einziger, ob man mit diesen Kriterien überhaupt so viele Vereine zusammen bringt, die tatsächlich in der SkyGo-Ersten-Liga spielen wollen bzw. können.

 

„Es ist alles einfacher"
Angesprochen auf Vienna-Sportchef Kurt Garger und dessen gegenüber 90minuten.at geäußerte Aussage, die zweite Leistungsstufe sei eine „Geldverbrennungsmaschine" gibt sich Rindler salomonisch: „Sportlich ist es immer reizvoller, weiter oben zu spielen. Es war für unsere Region schon wichtig, dass wir so lange oben dabei geblieben sind. Prinzipiell hat Garger recht. In der Regionalliga ist alles einfacher. In der Bundesliga brauchst du viel mehr Geld fürs Rundherum, du brauchst mehr Leute im Büro, ins Stadion muss ständig investiert werden, es braucht ein Minimum an Profis, die sehr viel Geld kosten." Die Erkenntnis ist bei vielen Vereinen gleich: Profifußball ist in Österreich längst kein Selbstläufer mehr. Wenn Hartberg also ansucht, dann muss es Garantien auf ein paar Jahre geben, vor allem von der Gemeinde. „Es muss sich jeder Klub sehr, sehr gut überlegen, ob man sich drauf einlässt."

 

>>> Seie 2 - Blau-Weiß plant mit Minimini-Budget


Blau Weiß plant mit Minimini-Budget
Das hievt Blau Weiß Linz in eine angenehme Situation, sollte Hartberg nicht ansuchen. Dann reicht der gegenwärtige zweite Platz für die Teilnahme an der Relegation. Die Stahlstädter wollen um die Lizenz ansuchen und aufsteigen. Doch Präsident Hermann Schellmann macht gleich klar: „Es ist derzeit nicht so, dass uns die Gelder zufliegen. Wir müssen das Beste aus unseren Möglichkeiten machen." Im Gegensatz zum wahrscheinlichen Relegationsgegner Wattens, die sich beim Budget nach der Decke strecken wollen, bäckt man in Linz kleinere Brötchen – auch im Vergleich zu den Profisaisonen 2011/12 und 2012/13. „Als wir damals aufgestiegen sind, hatten wir 1,8 Millionen Euro Budget. Das war kein hohes Budget. Ich kann mir vorstellen, dass wir uns zurzeit bei 1,6 oder 1,7 Millionen Euro einpendeln werden." Dieses Geld wäre auch auf mehrere Jahre gesichert.

 

Stadionträume in Linz
Einer Sorge ist Blau Weiß auf jeden Fall enthoben: Der der Infrastruktur. Man kann ja zur Gugl stehen, wie man will, Genick-brechende Investitionen bleiben den Linzern wohl erspart. „Dort müssten wir spielen", so Schellmann, „es gibt aber Pläne und Träume, am jetzigen Standort im Donaupark ein kleines, feines Stadion mit 3.000 Fans zu errichten. Das wäre für die zweite Liga mehr als ausreichend. Einen Teil der bisherigen Anlage könnten wir weiter verwenden, mit drei Millionen könnten wir auskommen."

 

"Auch die Regionalliga ist eine Todliga"
In Linz träumt man also von der eigenen Anlage. Die zweite Liga wäre zwar auch schon teuer genug, aber für Schellmann ist schon die Regionalliga eine „Todliga". Er erachtet sie aber als immens wichtig, wenn man in den Profisport will, als Bindeglied zwischen Amateur- und Profisport. Wenn man in der zweiten Liga sei, wäre dann auch die Bundesliga etwas, was man auf lange Sicht andenken sollte. „Aber das sind Träume", sagt Schellmann, „wir haben aber nicht vor, wie unsere Linzer Stadtkollegen, ein hohes Budget aufzustellen und sofort zu versuchen durchzumarschieren. Auf sowas lassen wir uns nicht ein."

 

Für die Zehnerliga, meint Schellmann, sei er nur dann, wenn es vier Mal gegen den LASK geht. Ansonsten lehnt er sie ab, fordert 16 Vereine, die nicht hoch professionell arbeiten müssten. Denn auch der Linz-Präsident sagt es wieder: „Wir können uns in Österreich keine 20 Profivereine leisten." Alles in allem gute Nachrichten für Wattens – denn die scheinen finanziell potenter zu sein als die möglichen Gegner aus der Regionalliga Mitte, wäre da nicht die ewige Diskussion, ob Geld jetzt Tore schießt oder doch nicht ...

Schon gelesen?