Kapfenbergs doch nicht so rote Zahlen?
477.00 Euro minus im Jahr 2012/13, satte 651.000 Euro in der Spielzeit 2013/14 – der Kapfenberger SV schreibt nach dem Abstieg 2012 weiterhin tiefrote Zahlen. Und das, obwohl mit Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs einer der Bundesliga-Vizepräsidenten die Ge
„Das ist ja keine Neuigkeit“, meint Erwin Fuchs. Alles also gar nicht so schlimm, wenn ausgerechnet der Klub des Bundesliga-Vizes rote Zahlen schreibt? Nein, als „absolut nicht lustig“ bezeichnet Erwin Fuchs diese Umstände. Doch die Falken haben investiert. Nicht nur in einen sofortigen Wiederaufstieg, der die meisten Klubs teuer zu stehen kommt. Sondern auch in den Nachwuchs – eine sechsstellige Summe – und in zwei neue Grundstücke. Zudem wäre der Fußball mit anderen Geschäftszweigen nicht zu vergleichen. So können gewisse Dinge nicht „aktiviert“ werden. Das heißt, dass beispielsweise der finanzielle Wert der Amateure nicht in die Bilanz mit hinein genommen werden kann. Wäre das möglich, wäre das Minus zu zwei Drittel abgedeckt. Das geht sich schon aus, da der „Wert“ der Amateure zwischen ein paar hundert Euro und fünfstelligen Summen liegt. „Vielleicht 170.000 Euro minus“, meint Fuchs, würden übrig bleiben.
Gang in die Regionalliga wäre finanziell möglich
Zudem verweist der Präsident darauf, dass der Kapfenberger SV trotz Abstieges weiter investiert hat, nicht zurück gesteckt hat. Auch ein Gang in die Regionalliga würde den KSV nicht in den Abgrund reißen. Das liegt laut Fuchs auch daran, dass der Profibetrieb einiges kostet – und zwar bei weitem nicht nur die tatsächlichen Profispieler. „Ein Abstieg hätte mit dem Minus nichts zu tun“, führt Fuchs aus, „wir hätten rund 350.000 Euro weniger Aufwand. Das wiegt ungefähr das Fernsehgeld auf. Das sind die ganzen Auflagen, der Wirtschaftsprüfer und so weiter.“ Denn auch ein Aufstieg von der Regionalliga in die Erste Liga kostet einiges an Geld. Für den Präsidenten kalkulierbare Kosten. Darum sagt er auch: „Durch einen Abstieg erspare ich mir auch einen gewissen Aufwand. Es ist gut so, was alles getan werden muss, aber es kostet.“
Laut Fuchs muss man sich also keine Sorgen machen. „Wir kommunizieren das der Bundesliga, das ist uns ja auch auferlegt worden. Wenn's dir schlecht geht, wirst du da noch mehr bestraft, weil auch ein Wirtschaftsprüfer kostet Geld.“ Alles in allem Vorgänge, die in der „normalen“ Wirtschaft undenkbar sind. Aber die Bundesliga habe sich das so auferlegt. Hinzu kommen auch noch nicht budgetierte und nicht immer budgetierbare Spielertransfers, wie etwa jüngst jener von Ronivaldo zu Austria Wien. Das bringt dann auch wieder viel Geld. Doch die Transfers haben auch Schattenseiten. Der KSV wartet noch auf einiges an Geld aus zurückliegenden Transfers. Ein Beispiel ist Naim Sharifi, der 2012 zu Amkar Perm nach Russland wechselte. „Wir werden da von der FIFA schlecht vertreten“, ärgert sich Erwin Fuchs.
Fuchs ärgert sich über Russland
Die ausstehende Summe beziffert er mit 400.000 Euro, die aber logischerweise nicht budgetiert werden dürfen, weil das Geld noch nicht überwiesen wurde. „Mich wundert, dass Amkar Perm ganz normal weiter spielt“, so Fuchs, „In Österreich wäre das nicht der Fall. In Österreich geht das nicht, in Russland und anderen Ländern sehr wohl. Ich bin froh, dass das hier so ist – nicht falsch verstehen! Aber die einzigen Länder, die sich an solche Vorgaben halten, sind Österreich, Deutschland und vielleicht die Schweiz. Leider.“ Es wäre aus Fuchs' Sicht undenkbar, dass der KSV die heimische Lizenz bekäme, wenn er 400.000 Euro Schulden bei einem russischen Klub hätte. „Die FIFA bringt da nichts weiter. Und wir werden bestraft, mit einem Wirtschaftsprüfer und einem, der den noch einmal überprüft.“
Gedanklich auf null
Gedanklich ist der Kapfenberger SV also auf null. Schließlich sind Grundstücksankäufe Einmalausgaben. Dass dem aber nicht so ist, ist für Fuchs „aber auch richtig so.“ Da hilft es auch nichts, wenn ein Unternehmen einen Eingang in der Höhe bilanzieren könnte. Aber ungeachtet der Tatsache, dass das alles in anderen Ländern geht, steht da das Minus in der Bilanz. Für eine gedankliche Null gibt es auf Dauer auch keine Lizenz. Erwin Fuchs ist sich bewusst, dass dem so ist, selbst wenn die Ausstände und Spielertransfers das Minus wett machen werden. Letztlich wird sich dann erst zur Lizenzierung im Frühjahr zeigen, ob die zuständigen Gremien der Bundesliga dem Finanzplan der Falken vertrauen oder nicht.