Austria Klagenfurt: Zu optimistisch gerechnet?
Die Tabelle der Regionalliga Mitte führt Austria Klagenfurt souverän an. Die für den Aufstieg notwendige Lizenz hat der Klub in erster Instanz jedoch nicht bekommen. War es zunächst eine „nicht nachvollziehbare Entscheidung", zeigt der Klub jetzt Einsicht
"Gleich vorweg muss gesagt werden, dass die Entscheidung der Bundesliga für uns in keiner Weise nachvollziehbar ist", polterte Austria-Präsident Peter Svetits am 30. April, als die Bundesliga den Kärntner die Lizenz in erster Instanz nicht geben wollte und ergänzte: "Schließlich haben wir bereits alle Voraussetzungen in Sachen Personal, Infrastruktur und Wirtschaftlichkeit erfüllt."
Ein Grund, warum der Senat 5 den Klagenfurter die Lizenz verweigerte, war laut Auskunft von Svetits eine fehlende Bankgarantie des Hauptsponsors. Dass jeder Klub diese im Rahmen der Lizenzeinreichung mit abgeben muss, ist seit Jahren Standard in Österreich. Für Svetis aber anscheinend nicht: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass man bei einem Hauptsponsor, der bereits eineinhalb Jahre lang pünktlich seine Beiträge bezahlt, dessen Bonität anzweifelt, und eine Bankgarantie verlangt", so Svetits.
„Hat seine Berechtigung"
Einige Tage später ist die Aufregung verflogen. Der Klub dürfte erkannt haben, dass auch für die Austria die gleichen Regeln gelten wie für alle anderen Klubs. „Man muss sich vorstellen, dass das ein Hindernis bei der Sponsorensuche bedeutet. Wenn ich zu einem Sponsor gehe und dann gleich nach einer Bankgarantie frage, wird das nicht unbedingt gut sein. Eine Bonitätserklärung ist ja da, aber eben keine Bankgarantie und die kostet uns 8.500 Euro, die wir gerne anders verwendet hätten. Aber die Menschen aus der Bundesliga werden schon Gründe haben, denn natürlich geht es um die Liquiditätsfrage. Die beziehen sich ja auf nur auf Erfahrungswerte und das hat schon so seine Berechtigung", sagt Austria-Klagenfurt-Finanzchefin Natalie Biermann im Gespräch mit 90minuten.at einsichtig.
Zu optimistisch berechnet?
Der zweite Grund, warum die Austria aus Klagenfurt - laut eigenen Aussagen - in erster Instanz keine Lizenz bekommen hat, lag an der Berechnung des Zuschauerschnitts für die kommende Saison. „Wir haben bei den Besucherzahlen ja nicht nur eines, sondern drei Szenarien angenommen: Einmal mit 1.000 Besuchern, einmal mit 1.500 und einmal mit 2.500 Besuchern – je nach sportlicher Entwicklung. Bei allen drei Szenarien können wir positiv bilanzieren. Bei ihrer Bewertung hat die Bundesliga aber nur das Szenario mit 2.500 Besuchern herangenommen und das für nicht plausibel erklärt", meinte Svetits am Donnerstag.
Biermann dazu einige Tage später: „Es war nicht ganz einfach die Zuschauerzahlen zu prognostizieren. Der Durchschnittswert für die Erste Liga liegt bei 1.100 Zuschauern und bei uns ist es unrealistisch, dass es nur 1.000 werden. Es werden sicher mehr. Die Bundesliga hat das allerdings für einen Aufsteiger aus der Regionalliga als nicht plausibel erklärt."
Dass die Bundesliga an einem Zuschauerschnitt von klar über 1.000 Zuschauer Zweifel hat, ist durchaus berechtigt. Im Schnitt begrüßten die Klagenfurter im Herbst 2014 681 Zuschauer. Die Berechnung eines realistischen Zuschauerschnittes ist aber wichtig, um das Budget für die kommende Saison auch realistisch darstellen zu können. Wie hoch das geplante Budget der Austria für die kommende Saison ist, wollte Biermann im Gespräch mit 90minuten.at nicht bekanntgeben. Die Bundesliga darf sich laut den Bestimmungen der Lizenzierung dazu auch nicht äußern.
Fazit
Die Bankgarantie des Hauptsponsors für Austria Klagenfurt sollte wohl kein Problem darstellen. Schon schwieriger könnte die Situation bei der Berechnung der Zuschauer sein. Hier muss es den Klagenfurtern bis 11. Mai gelingen, dem Protest-Senat ein Szenario vorzuliegen, das überzeugt. Denn im Endeffekt geht es bei der Vergabe der Lizenz immer um das gleiche Spiel: Es muss glaubhaft vermittelt werden, dass die kommende Saison ausfinanziert ist.