(Fast) unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Neue Tribünen wurden errichtet, eine Rasenheizung eingebaut, aus sportlicher Sicht Geschichte geschrieben. Doch Grödig kickt weiterhin nahezu unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht. Von Michael Fiala

 

15. März 2013: Exakt 444 Fans kommen zum SV Grödig, zu dieser Zeit Tabellenführer der zweithöchsten Liga in Österreich zum Match gegen den TSV Hartberg. Klub-Chef Christian Haas zeigt sich enttäuscht, blickt aber bereits in die Zukunft: "Für die Bundesliga wollen wir mit Zusatztribünen auf 5.000 Sitzplätze aufrüsten." Mit den Partien gegen die Austria, Rapid, Sturm, Salzburg und Co sollte laut Haas ein Zuschauerschnitt von 3.000 realistisch sein.

 

August, 2015: Knapp über tausend Zuschauer kommen zum ersten Heimspiel des SV Grödig gegen Altach. Zum Vergleich: Im ersten Heimspiel in der Vorsaison fanden sich gegen Admira Wacker immerhin noch 1.480 Zuschauer ein, durchschnittlich 1.683 Zuschauer kamen schlussendlich pro Spiel in jener Saison, in der Grödig sich sogar in der Qualifikation zur Europa League versuchen durfte. In der ersten Bundesliga-Saison der Salzburger 2013/14 erreichten die Grödiger sogar noch einen Schnitt von 1.972 Zuschauern. Kurz gesagt: Während der Klub zum sportlichen Höhenflug ansetzte und erstmals sogar die Qualifikation zur Europa League erreichte, gingen die Zuschauerzahlen zurück.

 



 

„Es wird schwierig"
Ganz so negativ sieht Clubmanager Christian Haas die Situation im Gespräch mit 90minuten.at jedoch nicht: „Einen Negativtrend in diesem Jahr würde ich noch nicht sehen, da wir die großen Vereine noch nicht zu Gast gehabt haben. Es wird aber schwierig, dass wir den 2.000er Schnitt knacken. Vor 12 Jahren hatten wir 60 Zuschauer, es sind immer mehr geworden." Von einem 3.000er-Schnitt in Grödig ist keine Rede mehr. Gegen die Austria waren 1.667 Fans im Stadion - um zwei mehr als in der vergangenen Saison. Gegen Mattersburg kamen gar nur 1.142 Fans in "Das.Goldberg"-Stadion.

 


Zu viele Profivereine in Salzburg?
Die Ausgangslage für Profiklubs in Salzburg könnte schwieriger nicht sein: Mit Red Bull Salzburg, FC Liefering, SV Austria Salzburg und eben dem SV Grödig tummeln sich gleich vier Profiklubs innerhalb von wenigen Luftlinienkilometern in den obersten zwei Ligen. So eine Dichte hat nicht einmal Wien in den vergangenen Jahren verkraftet. Das Ergebnis: Der Sportklub und die Vienna kicken derzeit nur in der Regionalliga, der FAC ist am besten Weg dorthin.

 

„Ich glaube nicht, dass es zu viele Profi-Vereine in Salzburg gibt. Red Bull Salzburg hat sein eigenes Klientel, so wie auch Austria Salzburg", meint Haas. Und welche Zielgruppe bleibt für Grödig über? Haas: „Wir wollen künftig Familien noch stärker ansprechen. Wir haben einen Familiensektor, planen dazu auch gezielte Aktionen, um auf Familien zuzugehen." Hoffnung auf eine Trendwende verknüpft Haas auch mit der Generalversammlung im Oktober. „Im Oktober wählen wir ein neues Präsidium. Davon erhoffen wir uns auch neue Ideen und Impulse, um gute Ideen entwickeln zu können. Ich führe hier bereits einige Gespräche und hoffe, hier gute Leute aus der Wirtschaft überzeugen zu können."

 

Zuschauer sind kein wichtiger Budgetposten
Die Einnahmen aus dem Zuschauerbereich machen in Grödig nur zehn Prozent des Gesamtbudgets aus. Wenig im Vergleich zu anderen Vereinen in Österreich, wo zum Teil bis zu 25% der Gesamterlöse durch Ticketing erzielt wird. Für Haas jedoch kein Problem, um den Verein langfristig in der Bundesliga halten zu können: „Wir haben immer unsere Gehälter bezahlen können. Grödig geht einen anderen Weg: Wir holen junge talentierte Spieler, die wir dann weiterverkaufen. Das ist uns in der Vergangenheit gelungen und wird uns auch in der Zukunft so hoffe ich gut gelingen."

 



 

Grödig ist in der Bundesliga sportlich längst angekommen, die Zuschauer würdigen diesen Umstand jedoch nicht. Allen Durchhalteparolen zum Trotz scheint man sich in Grödig auch damit abgefunden zu haben, dass es im Zuschauer-Spannungsfeld zwischen Red Bull Salzburg und Austria Salzburg wenig zu holen gibt. Dieser Umstand scheint für Christian Haas verkraftbar zu sein. Er sieht seine Grödig auch langfristig in der Bundesliga.

 

Der Weg, den Verein über Transfers zu finanzieren, ist bisher gutgegangen und auch wohl der einzige Strohhalm, um die Zukunft in der tipico-Bundesliga zu sichern. Und die Liga, die bis 2020 einen Gesamt-Schnitt von 10.000 Fans anstrebt, muss umso mehr auf die anderen Vereine hoffen, auch wenn es derzeit hier relativ wenig Bewegung gibt (siehe dazu: Mattersburg rettet der Liga eine positive Zuschauerbilanz).