‚Wir wollen Sturm sehen' - Sturm-Manager Goldbrich: ‚Nehme Initiative überaus ernst'

Die Fans des SK Sturm Graz haben genug: In einem Statement wird die Vereinsführung rund um Gerhard Goldbrich scharf kritisiert. Der will‚"einiger dieser Themen in aller Deutlichkeit bereits angesprochen haben." Nachgefragt hat Michael Fiala

 

Neun Punkte nach acht Runden, Platz sieben in der Tabelle. Vom Abstiegsplatz ist Sturm Graz derzeit weniger weit entfernt als von einem Startplatz für Europa. Die Stimmung unter den Sturm-Fans ist dementsprechend schlecht. Jetzt haben sich einige Fangruppen in einem äußerst konstruktiven Statement zu Wort gemeldet und dabei scharfe Kritik an der Vereinsführung rund um General-Manager Gerhard Goldbrich geeübt.

 

In dem Statement, das auf kollektiv1909.at im Namen von Brigata Graz, Grazer Sturmflut, Jewels Sturm und Generation Chaos erschienen ist, heißt es unter anderem: „Zu sehr offenbart die aktuelle Situation des SK Sturm all jene Problemzonen, die die Anhänger seit Jahren quälen. (...)Auslöser zahlreicher Fehlentwicklungen waren unserer Ansicht nach immer wieder wichtige Personalentscheidungen, die sich später oft als Missgriff herausstellten. Für diese „verschossenen Elfmeter" muss vor allem der Vorstand in die Kritik genommen werden. Weitaus schwerwiegender als einzelne Fehlbesetzungen wiegt jedoch die Tatsache, dass man aus ebendiesen nichts gelernt hat und sich weiterhin in planlosem Aktionismus übt, sobald eine wichtige Position frei wird. Zwar werden öffentlichkeitswirksam Anforderungsprofile erstellt, die oft aber nur am Papier existieren und zu Gunsten von populären Lösungen oder Schnellschüssen geopfert werden."

 

"Professionelle Strukturen werden nach und nach abgebaut"

Laut der Initiative sei es zudem zermürbend, dass die unter dem Schlagwort „Sturm neu" eingeführten professionellen Strukturen nach und nach wieder abgebaut würden. „Neben kleineren Planstellen wie zB einem Fanmanager, die oft nur am Papier existieren oder ungeachtet der Eignung besetzt werden, ist die Geschäftsführung in Messendorf wieder zu einer „One-Man-Show" verkommen, in der sowohl wirtschaftliche als auch sportliche Belange in einer einzigen Person vereint sind", steht es im Statement der Initiative kollektiv1909.at.

 

Hierarchien über dem Trainer würden nicht existieren und der Schönfärberei des Trainers Franco Foda würde kein Einhalt geboten, wie man es von professionell agierenden Vereinen kenne. Das vorherrschende Vakuum im sportlichen Bereich wurde – „wie befürchtet" – vom Trainer ausgefüllt, „was alle Strukturen endgültig ad absurdum führen würde." Die Folgen: Die ausgezeichnete Jugendarbeit der Grazer spiegelt sich in der Kampfmannschaft nicht wider. „Obwohl von Vereinsseite eine goldene Generation nach der anderen angekündigt wird, stehen aktuell alle Jugendkicker von Sturm vor der Gewissheit, dass eine Berücksichtigung für die Kampfmannschaft in weiter Ferne liegt. (...)Karriereplattform ist Sturm somit maximal für eine Vielzahl von Durchschnittskickern und Kaderfüllmaterial, aber mit Sicherheit nicht für Talente aus der eigenen Jugend."

 


Sportliche Performance von Foda 

Scharf kritisiert wird zudem die sportliche Performance unter Foda. Der Punkteschnitt des deutschen Trainers liegt seit Mai 2015 mit 1,06 nur unwesentlich höher als der Gesamtpunkteschnitt in der Ära Goldbrich mit 1,29. „Es zeigt sich also, dass Sturm momentan keine kurzfristige Talsohle durchläuft, sondern sich spätestens seit Mai in einer sportlichen Rezession befindet und strukturelle Probleme sogar noch langfristiger bestehen. Doch anstatt erforderliche Korrekturen vorzunehmen, übt man sich weiterhin in Schönfärberei und notfalls werden eigene Ankündigungen („Wir sind in der Lage, uns gegen jede Mannschaft der Welt – außer gegen Bayern, Barcelona, Real Madrid und Chelsea – in zwei Spielen durchzusetzen" – Franco Foda Juli 2015) durch Understatement („Wir wurden vor der Saison überbewertet" – Franco Foda September 2015) ersetzt."

 

Die Initiative hat daher beschlossen, beim Spiel gegen Austria Wien in den ersten 19:09 Minuten (Anspielung auf das Gründungsjahr 1909) auf den Support zu verzichten, um ein Zeichen zu setzen: „Diese stille Nachdenkpause sollte allen Verantwortlichen, Funktionären und Spielern des SK Sturm Graz aufzeigen, wie heikel sich die Situation rund um unseren Verein darstellt und wie knapp wir davor sind, auf lange Zeit im Mittelmaß und in der Perspektivenlosigkeit zu versinken!"

 

Gerhard Goldbrich schickte uns auf Anfrage von 90minuten.at dazu folgendes schriftliches Statement: „Einige dieser Themen haben wir auch intern schon mit aller Deutlichkeit angesprochen. Aus diesem Grund nehmen wir das Statement des Kollektiv 1909 überaus ernst."