‚Unabsteigbar!' Der logische Absteiger heißt Admira Wacker

In der Zeit vor dem Bosman-Urteil lebte die Admir gut von ihrer Nachwuchsarbeit. Das tut sie noch immer. Aber irgendwann reicht es einfach nicht mehr. Und das wird wohl die Saison 2015/16 sein. Der Klub selbst gibt sich nach außen aber als ‚unabsteigbar'.

 

Nach dem sensationellen dritten Platz 2011/12 war Admira Wacker drei Mal in Folge Neunter. 2012/13 punktegleich mit Absteiger Mattersburg, im Jahr darauf komfortable acht Punkte vor Wacker Innsbruck, letztes Jahr fünf vor Wiener Neustadt. Admira Wacker ist Abstiegskampf. Bemerkenswert ist auch die Liste der abgegebenen Spieler in den vergangenen Jahren: Philipp Hosiner (heute Köln), Marcel Sabitzer (Leipzig), Christopher Dibon (Rapid), Thorsten Schick (Sturm), Stefan Schwab (Rapid), Richard Windbichler (FAK), Stefan Auer (Rapid) und Konstantin Kerschbaumer (Brentford). Die Ent- und Weiterentwickler in sind in der Südstadt nach wie vor brav zu Werke, auch wenn sich damit nicht mehr zur Gänze ein Europacupplatz wie noch vor mehr als 20 Jahren finanzieren lässt. Quasi-Trainer Oliver Lederer ist von seinem Kader überzeugt. Gegenüber 90minuten.at sagt er: „Ich bin davon überzeugt, dass wir Topspieler in den Reihen haben. Wir haben in den letzten drei, vier Jahren eine richtig gute Mannschaft verkauft. Das sollte uns stolz machen."

 

Die neuen Hosiners
Es ist aber wohl kaum verkehrt, den Kader für die Saison 2015/16 als No-Name-Truppe zu bezeichnen. Rund um Spieler, die es bei anderen Vereinen nicht schafften, soll aber trotzdem ein ums andere Mal Platz neun angepeilt werden. Das Grundgerüst besteht aus Ex-vielleicht-und-dann-doch-nicht-FAK-Goalie Jörg Siebenhandl, der ehemalige Rapid-Nachwuchsspieler Christoph Schößwendter ist Kapitän und Abwehrchef. Der noch vor 1,2 Jahren hochgelobte Alaba-Buddy Christoph Knasmüllner wird im Mittelfeld gemeinsam mit Ex-Rapidler Lukas Grozurek auf der Außenbahn die Fäden ziehen, vorne sollen es die Routiniers Issiaka Ouédraogo und René Schicker richten, unterstützt durch Ex-Jugendlegionär Toni Vastic.

 

Es ist auch ein bisschen eine Truppe der bislang Gescheiterten. Die neuen Hosiners und Sabitzers lassen nämlich auf sich warten: „Wenn Philipp Malicsek, der bei U19-WM dabei war, nicht irgendwann bei einem großen Klub oder im Ausland spielt, dann kenne ich mich nicht mehr aus. Er ist ein Riesentalent. Auch Florian Fischerauer fasst langsam Fuß im Kader, er ist ein 99er-Jahrgang, der bei uns mittrainiert. Er wird Dimensionen erreichen, die wir uns nicht vorstellen können. Malicsek hat erst ein paar Bundesligaspiele absolviert, er wird aber in die Rolle des Konstantin Kerschbaumer auf der Acht reinwachsen." Das dauert aber noch. Ein weiterer kleiner Punkt: Windbichler und Auer gingen gratis. Nicht gut, für einen Verein, der sich die Entwicklung von Spielern inklusive Ablösesumme auf die Fahnen heftet.

 


"Wollen bissig und furchtlos sein"
Wie ein typischer Abstiegskandidat soll die Truppe von Oliver Lederer jedoch nicht auftreten. „Der Kader lebt von seiner Jugend und Dynamik. Es ist eine spannende Truppe, die ohne groß nachzudenken nach vorne geht", führt er aus. Doch Umschaltspiel alleine soll es nicht sein, sondern eine – je nach Gegner – gelagerte Mischung mit Ballbesitzfußball. „Wir wollen bissig und furchtlos unser Heil in der Offensive suchen. Wir wollen nach vorne verteidigen und noch aggressiver werden", gibt Lederer die Marschroute vor, „Wenn wir es schaffen, trotz Abgängen und Prognosen mit breiter Brust zu agieren, bin ich überzeugt, dass die Mannschaft für positive Schlagzeilen sorgen kann." Also quasi frei nach dem Motto: „Wir haben keine Chance und die wollen wir nützen."

 

 


  

„Ganz so krass sehe ich es nicht. Wir sehen uns mit einigen anderen auf Augenhöhe. Da werden andere Dinge, wie Tagesform, taktische Ausrichtung oder der jeweilige körperliche Zustand den Ausschlag geben. Wir haben Chancen, ganz so schlimm ist es nicht", meint Lederer. Wer im Kampf um den Abstieg sonst noch „mitmachen" wird, stellt sich Lederer vor, verrät es aber nicht. „Ich werde keine Namen nennen. Ich möchte niemanden extra motivieren. Wir werden dazu gehören, das ist normal. Wir können damit umgehen, vielleicht besser als die eine oder andere Mannschaft. Ein, zwei, drei andere Teams werden ebenfalls nicht um den Meistertitel mitspielen und uns die Möglichkeit geben, sie hinter uns zu lassen."

 

„Unabsteigbar"
In der Südstadt gibt es also eine breite Brust. Auch wenn es ein bisschen nach Selbstmotivation und letztem Strohhalm klingt: „Der jugendliche Leichtsinn und unsere forsche Art werden zum Erfolg führen." Oder lachend und weniger ernst gemeint: „Wir sind unabsteigbar, das sagen ja unsere Fans immer."

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