Wiener Neustadt-Vize Spritzendorfer: ‚Aufgabe der öffentlichen Hand, Infrastruktur zur Verfügung zu stellen‘
Seit dem Stronach-Ausstieg 2011 lebt der oftmals totgesagte SC Wiener Neustadt ein Dasein in der unteren Tabellenhälfte der Bundesliga. Aus einem Stronach-Oval wurde nichts, im Februar 2013 berichteten lokale Medien von einem Stadionneubau. Ralph Spritzen
„Es war jetzt im fünften Jahr in der höchsten Liga die erste Spielabsage aufgrund des nicht bespielbaren Platzes“, stellt Ralph Spritzendorfer klar. Dass das gegenwärtige Stadion den Anforderungen eines modernen Fußballstadions nicht entspricht, weiß er aber dennoch. Doch wie die sportliche Situation, die gegenwärtig mit sechs Punkten Vorsprung auf die letztplatzierte Admira aufweist, ist auch die Stadionsituation ungewiss.
Dennoch ist sich Spritzendorfer sicher: „Aufgrund der sportlichen Situation gehen wir davon aus, dass wir nicht absteigen und auch die nächsten Jahre im österreichischen Profifußball mitspielen dürfen.“ Und genau dieser weitere Verbleib im Profifußball ist wichtig für ein Stadionprojekt in Wiener Neustadt.
„Mit 5.000 Plätzen würden wir gut auskommen“
Die Niederösterreichischen Nachrichten berichteten beispielsweise im Februar 2013 davon, dass der Sportclub bei der Stadt vorstellig wurde, damals aber der finanzielle Fortbestand des Vereins noch offen war. Des Weiteren war von Investitionen von 1,5 Millionen Euro in Rasenheizung, HD-taugliches Flutlicht und eine größere Anzahl von Sitzplätzen die Rede. Die Kosten für ein 5.000 Fans fassendes Stadion an einem anderen Standort bezifferte Präsident Manfred Rottensteiner mit acht bis zehn Millionen Euro.
Zum Vergleich: Die NV-Arena in St. Pölten kostete 26 Millionen Euro, hat 8.000 Plätze, die Keine-Sorgen-Arena in Ried kostete etwas mehr als 10 Millionen Euro, bietet 7.300 Zuschauern Platz. Spritzendorfer: „Mit einer Größenordnung von plusminus 5.000 Plätzen würden wir ganz gut auskommen. Und wir sehen es als Aufgabe der öffentlichen Hand, den Vereinen eine entsprechende Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.“
Sportliche Erfolge, Stadion ab 2017
Es gibt konkrete Pläne, in Wiener Neustadt eine multifunktionale Sportanlage zu bauen. Das heißt aber nicht, dass wieder eine Leichtathletikanlage rund um das Spielfeld kommt: „Der Hauptzweck soll Fußball, es sollen aber auch andere Sportarten mit eingebunden sein. Das heißt meines Wissens nach nicht, ob es eine Laufbahn geben könnte oder eine auf einem Nebenplatz – ich weiß es nicht.“
Stand Winterpause 2014 ist der SCWN noch zumindest eineinhalb Jahre im Profifußball unterwegs, ein guter Frühjahrsauftakt mit Abstand zu den hinteren Plätzen würde das ausweiten. Die Stadt denkt nach, wie vorzugehen ist: „Es gibt eine grobe Zeitschiene der Stadt, aber ob es bis 2016 oder 2017 realistisch ist? An den Errichtungskosten können wir uns mit unserem Budget nicht beteiligen. Das ist klar.“
Keine Rasenheizung
Bislang gab es zwei Spielabsagen in Wiener Neustadt: Einmal wegen Nebels und einmal wegen zu viel Schnee über Nacht. Das sind zwei Umwelteinflüsse, die auch eine Rasenheizung nicht beheben würde: „Wir hatten auch schon viele andere Partien, bei denen niemand dran glaubte, dass man bei uns spielen kann. Wir haben das immer wieder hingebracht, durch Unterstützung aus dem Verein und dem Umfeld.“ Die Kosten für die Installierung einer Rasenheizung bewegen sich zwischen einer halben und einer Million, die laufenden Kosten auf Beträge im niedrigen sechststelligen Bereich – viel Geld für einen kleinen Klub. Und die gesamten infrastrukturellen Probleme der bestehenden Anlage wären durch diese Investition nicht behoben.
Ein bisschen versucht die Liga ohnehin zu helfen: „Es wird im Rahmenterminplan versucht zu berücksichtigen. Wir haben die ersten beiden Frühjahrsrunden am 8. und 15. Februar auswärts, das erste Heimspiel erst am 22. Februar. Das wurde durch die Verschiebung des Salzburg-Spiels auf den zweiten Februar über den Haufen geworfen. Aber da wird versucht, darauf Rücksicht zu nehmen. Aber es hat sich immer gezeigt, dass die Dezember-Spiele weniger dramatisch sind als die Hochwinterspiele im Februar, mit tieferen Temperaturen und gefrorenem Boden.“
Der richtige Weg?
Es scheint mehr oder weniger belegt, dass eine moderne Stadioninfrastruktur finanziell und in weiterer Folge sportlich Nachhaltigkeit produziert. Warum also warten in Wiener Neustadt? Liegt es an der gegenwärtigen wirtschaftlichen Flaute? Und überhaupt, ist so eine Investition für den Fußball gerechtfertigt? Für Spritzendorfer verhält es sich dabei wie mit der Kultur, die auch auf staatliche Hilfe angewiesen ist: „Meine Meinung ist es politisch sehr wohl vertretbar, weil Fußball der Sport Nummer eins in Österreich ist.“