Ralf Rangnick: ‚Stellen uns Fußball wie unter Roger Schmidt vor'
Adi Hütter ist angetreten, um den Weg von Roger Schmidt fortzusetzen. Gegenüber 90minuten.at erklärte Red-Bull-Sportdirektor Ralf Rangnick, ob und wie dieses Vorhaben gelungen ist. Die Benchmark, die unter Roger Schmidt gesetzt wurde, soll jedenfalls wied
„Die Frage ist, wo attackieren wir bzw. attackieren wir überhaupt", meint Ralf Rangnick auf die Frage von 90minuten.at, ob Adi Hütter vom Weg, den Roger Schmidt vorige Saison zur Perfektion gebracht hat, abgekommen ist. Rangnick: „Dieses Jahr haben wir ‚erfolgreichst' begonnen. Dann kann dieses einschneidende Erlebnis Malmö – das war auch schwer zu verdauen. Dass das ein bisschen gedauert hat, war klar, dann kamen auch die vielen Verletzten hinzu, mehr als man normal hat. Dann zu sagen, wenn man nicht mehr beliebig rotieren kann, wir greifen nicht alle drei Tage bei jedem Spiel ganz, ganz vorne an, sondern ziehen das Ganze dann um 20 Meter zurück, ist für mich völlig nachvollziehbar und war für mich in den Gesprächen mit Adi Hütter auch kein Thema", führte der Bullen-Sportdirektor aus.
„Dürfen die Ansprüche aber nicht zu sehr runterschrauben" Mittlerweile sieht er die Salzburger wieder auf einem guten Weg: „Ich finde, dass sich das jetzt aber auch wieder in den letzten Wochen wieder gebessert hat, wir haben eine bisschen andere Grundordnung 4-3-1-2, was die logische Folge vom Abgang von Mane ist, als wir ein 4-2-2-2 gespielt haben. Wir hatten aber keinen zweiten Mane, der diese Rolle übernehmen konnte. Daher hat Adi Hütter zu Recht umgestellt auf ein 4-3-1-2, wo jeder Spieler auf seiner optimalen Position zum Einsatz kommt. So war auch Platz für einen Massimo Bruno. Schmidt-Benchmark als Ziel Die Ziele von Salzburg sollen unabhängig von der Entwicklung in Leipzig weiterhin hoch gehalten werden, auch die Champions League ist weiterhin ein wichtiges Thema für die Salzburger. Rangnick: "Wir wollen österreichischer Meister werden und natürlich ist auch die Champions League weiterhin ein Thema in Salzburg. Ich glaube, wir werden das Ziel Champions League dann das erste Mal schaffen, wenn die Öffentlichkeit nicht so damit rechnet. Es ist ja nicht getan, wenn wir sagen, dass wir es unbedingt schaffen wollen", meinte der Bullen-Sportdirektor. Für Rangnick kamen dieses Jahr viele Dinge zusammen, "der Fall Mane, viele verletzte Spieler. Einer der Gründe war aber sicherlich auch psychologisch, dass wir dieses entscheidende Spiel nur verlieren konnten. Spieler wie Kampl oder Gulacsi hatten sich nach diesen Spielen gegen Malmö extreme Vorwürfe gemacht, nicht zuletzt deswegen, weil alle der Meinung waren: „Wenn dieses Jahr nicht, wann dann?". Es ist immer leichter aus einer gewissen Underdog-Rolle zu kommen. Wir werden auch in Salzburg für die kommende Saison eine Mannschaft zusammenstellen, die in Österreich weiterhin Meister werden kann. Sabitzer-Transfer: "Da haben wir uns angreifbar gemacht" Die Synergieeffekte mit Leipzig sollen - wie auch schon in der Vergangenheit - keine Einbahn darstellen. "Da gab es schon einige Fälle wie zum Beispiel die Brasilianer Pires und Venuto, wo es noch nicht gereicht hat, in der zweiten deutschen Bundesliga zu spielen, die jetzt bei Liefering spielen und man sehen kann, wie gute diese Spieler sind. Da wird sich dann in der kommenden Saison hoffentlich auch der nächste Schritt ergeben, dass diese Spieler in die Kampfmannschaft von Salzburg raufgezogen werden, speziell Pires. Andere Beispiele sind Quaschner oder Prevljak bzw. Bredlow." Den Vorteil des Konstrukts Red Bull beschreibt Rangnick so: "Wir haben verschiedene Levels für verschiedene Spieler in verschiedenen Altersklassen, die wir anbieten können. Aber wir verschieben die Spieler nicht wie Schachfiguren, sondern versuchen, im Sinne der Karriere des Spielers sinnvolle, vernünftige Schritte zu machen." Dennoch räumt Rangnick ein, dass er Transfers wie jenen von Marcel Sabitzer nicht mehr in dieser Form durchführen würde: "Uns wird manchmal dieses Hin-und-Herschieben von Spielern vorgeworfen: Es gab bei den Fällen Sabitzer und Bruno triftige Gründe, warum die Transfers so abgelaufen sind. Doch rückblickend haben wir gelernt, dass wir es nicht mehr so machen würden. Wenn wir einen Spieler verpflichten kommt er auch dorthin, wo er spielt. Da haben wir uns angreifbar gemacht, das müssen wir auch einräumen."
Dennoch gab es für Rangnick eine Phase, „wo wir 20 Meter weiter hinten standen und trotzdem nicht attackiert haben. Da muss man dann unterscheiden. Es gibt Angriffspressing, Mittelfeldpressing und theoretisch auch – siehe Chelsea an guten Tagen – Defensivpressing. Wir hatten dann eine Phase, wo wir gar kein Pressing mehr gespielt haben. Das habe ich dann zum Ausdruck gebracht, dass die Ansprüche nicht zu weit runtergeschraubt werden dürfen", so Rangnick.
Die Latte für Hütter liegt weiterhin hoch. „Mit dem Fußball, den wir unter Roger Schmidt von Sommer 2013 bis März 2014 gezeigt haben, haben wir eine Benchmark gesetzt. Und diesen Fußball stellen wir uns vor", so Rangnick, dem aber bewusst ist, dass sich solche Leistungen jedoch nicht beliebig reproduzieren lassen. „Das hat natürlich viel mit Laufleistung zu tun, viele Spieler sind 5-6 Kilometer mehr gelaufen als die anderen, wie zum Beispiel gegen Ajax. Das geht nicht von der Stange. Das konnten wir auch nicht unter Roger Schmidt jedes Mal so spielen, speziell nachdem die Meisterschaft fixiert war, konnten wir das nicht mehr leisten."