Ralf Rangnick: ‚Salzburg ist kein Ausbildungsverein für Leipzig'
Vor dem Schlager gegen den SV Grödig sprach Salzburgs Sportchef Ralf Rangnick mit 90minuten.at über die Chancen gegen Ajax Amsterdam in der Euro-League, warum Düdelingen nicht mehr passieren kann und er sich mehr Traditionsvereine in der Bundesliga wünsch
Am Samstag beginnt der Rückrundenstart der Bundesliga mit einem Salzburger Highlight. Tabellenführer Red Bull Salzburg trifft auf den Sensationsaufsteiger aus Grödig (Ticket-Aktion: Für drei Einser im Zeugnis gibt es eine Freikarte). Obwohl die Bullen Favorit sind, warnt deren Sportdirektor Ralf Rangnick im Gespräch mit 90minuten.at vor Überheblichkeit: „Es ist wie ein Spiel David gegen Goliath. Wir sind voll gefordert, denn Grödig spielt einen ähnlichen offensiven Stil wie wir. Sie sind fußballerisch auf einem hohen Niveau."
„Eine Blamage wie gegen Düdelingen würde uns nicht mehr passieren"
Unter der Führung des Deutschen entwickelten sich die Mozartstädter zu einer Spitzenmannschaft. Es gab zahlreiche Baustellen auf dem Weg dorthin. „Im Vergleich zu früher sind wir jetzt viel selbstbewusster und haben einen klaren Plan, wie wir das Spiel gestalten wollen. Ich habe nicht mehr die Angst, dass wir die Kontrolle verlieren und jederzeit ein Gegentor kassieren könnten. Eine Blamage wie damals gegen Düdelingen würde uns heute nicht mehr passieren. Davon bin ich überzeugt", so Rangnick.
In der Winter-Transferzeit hielt man sich zurück, holte aber mit Robert Zulj einen hoffnungsvollen Spieler von der SV Ried, der als Ersatz für den zu Braunschweig abgewanderten Håvard Nielsen zu regelmäßigen Einsätzen kommen soll. „Robert hat nicht nur einen Torriecher sondern auch eine exzellente Technik. Ich denke, dass er gut mit unseren beiden anderen beiden Stürmern zusammenspielen wird", sagt Rangnick.
Ajax der Favorit
Neben der Bundesliga ist auch die Euro-League ein großes Thema. In den beiden Partien gegen Ajax Amsterdam könnte man ins Viertelfinale aufsteigen. Gegen den früheren Europacup-Sieger sieht Rangnick seine Mannschaft in der Außenseiterolle. „Ajax hat unter anderem verdient gegen Barcelona gewonnen. Sie agieren sehr aggressiv und sind der Favorit. Wir müssen ähnlich spielen wie gegen Fenerbahce, aber im Gegensatz dazu unsere Chancen nützen. Bei Ajax gab es auch eine Trendwende, weg von überteuerten Legionären und wieder hin zu eigenen Nachwuchsspielern."
Salzburg hat im Herbst nur 31 Minuten pro Tor gebraucht (Klick auf die Grafik für Details)
Die Zuschauerzahlen haben sich in dieser Saison im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent gesteigert. Und: Erstmals in der Ära Red Bull ist das Stadion zum dritten Mal in einer Saison ausverkauft (Fenerbahce, Bayern, Ajax). Rangnick sieht noch weiteres Potenzial und blickt dabei gleichzeitig kritisch auf das Ligaformat: „Wir können nur unseren Teil beitragen und einen attraktiven Fußball bieten. Man muss sich halt fragen, ob nicht mehr Mannschaften der Liga gut tun würden. So spielt man vier Mal im Jahr gegen denselben Gegner. Ich weiß nicht, ob das so gut ist. In Linz steht ein Stadion, aber der Verein kann sich nicht mal die Miete leisten. Das ist sehr schade. Ich bin mir sicher, wenn wir gegen Austria Klagenfurt oder den GAK spielen würden, kämen dort um die 15 bis 20.000 Zuschauer."
Leipzig ohne unmittelbare Auswirkung auf Salzburg
Abschließend stellte Rangnick fest, dass der Aufstieg von Leipzig in die Bundesliga keine wesentliche Auswirkung auf Salzburg haben würde. „Salzburg ist kein Ausbildungsverein von Leipzig. Wobei aber natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass hin und wieder ein Spieler zwischen den Vereinen wechseln wird. Wir scouten Spieler und entscheiden dann, zu welchem Klub er schlussendlich am besten passt", so der 55-Jährige.
Mit Aussagen in Richtung Grödig sorgte Rangnick einen Tag später bei der Pressekonferenz vor dem Grödig-Match für Aufsehen. Rangnick kann es sich durchaus vorstellen, öfter Jungspieler an Grödig abzugeben. Auf die Frage, ob der Lokalrivale möglicherweise zu einem kleinen Ausbildungsklub der Bullen werden könnte, antwortete der Deutsche auf sportnet.at: "Es spricht nichts dagegen. Grödig ist direkt vor der Haustüre und spielt auf Bundesliganiveau mit guter Trainingsarbeit. Aber das hängt von den einzelnen Fällen ab." Wird Grödig zur nächsten Filiale der Salzburger? Die Bundesliga wird derartige Tendenzen sicherlich kritisch beäugen.