‚Geht's noch???????? ': TV-Produkt Bundesliga wieder einmal zurückgereiht

Das Entsetzen unter den Fußball-Fans war groß: Mitten ins 308. Wiener Derby platzte die Goldmedaillen-Zeremonie von Mathias Mayer. Der ORF hat wieder einmal Prioritäten gesetzt und Bundesliga hintenan gereiht. Der ORF-Konsument kann weiterhin nicht davon

 

Einschub zu Beginn: Es geht hier nicht darum, abzuwägen, was wichtiger ist: Eine Goldmedaillenzeremonie oder das Derby. Es geht einfach darum aufzuzeigen, dass das Produkt Bundesliga durch derartige Aktionen nachhaltig beschädigt wird und die echten Fußball-Fans vergrault werden.

 

Das Verständnis der Fußball-Fans auf Twitter, die das spannende Derby auf ORF eins verfolgten, hielt sich – vornehm ausgedrückt – in Grenzen. Zum wiederholten Male hat der ORF ein Live-Spiel der tipp3-Bundesliga wegen eines anderen Ereignisses nicht zur Gänze zu übertragen. Zu dem Zeitpunkt verfolgten laut ORF-Mediaforschung 528.000 das Derby. 528.000 Zuschauer, die ORF eins bewusst gesehen haben, um das Derby zu sehen.

 

„Entscheidung richtig"
Der ORF meint auf Anfrage von 90minuten.at dazu: „Der ORF hat kurzfristig redaktionell entschieden, das Wiener Derby für die Live-Siegerehrung des ersten Österreichischen Abfahrts-Olympiasiegers seit 12 Jahren zu unterbrechen – für die Dauer von sieben Minuten. Leider hat sich die Medaillen-Zeremonie verzögert und ist damit auf den Sendeplatz der zweiten Derby-Hälfte gerutscht. Dass die Entscheidung, das Fußballmatch kurz zu unterbrechen richtig war, zeigt die Tatsache, dass bei der angesprochenen Siegerehrung die ORF-eins-Reichweite mit einem Schlag um mehr als 120.000 Zuschauer angestiegen ist. Mit einem technisch möglichen Splitscreen wären bei zwei derart unterschiedlichen Events weder die Fußball-Fans noch die Ski-Fans zufrieden gewesen." Die Zeremonie auf ORF Sport+ zu zeigen, war für den Sender keine Option: "Nein, weil man die Siegerehrung auch all jenen ermöglichen wollte, die OS+ (noch) nicht empfangen können. Dazu kommt weiters, dass es sich dabei höchstwahrscheinlich um Premium Content handelt, der ohnehin in OS+ nicht gezeigt werden darf."

 

Eine ORF-Milchmädchenrechnung, da diese Quote ja die zwangsbeglückten Derby-Zuseher enthält und der ORF anscheinend einfach davon ausgeht, dass diese 589.000 "nur darauf gewartet haben", dass das spannende Derby beim Stand von 1:1 einfach durch die Goldmedaillenzeremonie unterbrochen wird. Und: ORF-Konsumenten haben also weiterhin keine Sicherheit, ein Bundesliga-Match in voller Länge zu sehen. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren vor, dass ein Match der tipp3-Bundesliga aufgrund anderer Sportevents wie etwa Formel 1 oder Skispringen nicht in voller Länge gezeigt wurde. Zuletzt wurden sogar die Ankickzeiten in der vergangenen Saison um 30 Minuten nach hinten verlegt, um potenzielle Überschneidungen zu vermeiden.

 

Bundesliga lässt sich Produktbeschädigung seit Jahren gefallen
Die andere Seite ist, warum sich die Bundesliga diese Produktbeschädigung noch immer gefallen lässt, wie auch User Johannes S. Dusch auf Twitter bemerkt:

 

Die Bundesliga ist bei der nächsten Vertragsverhandlung gefordert, entsprechende Klauseln in den TV-Vertrag zu schreiben. Jeder Sender hat durch den Erwerb der TV-Rechte nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Eine dieser Pflichten sollte es sein, dass es nicht erlaubt ist, ein Spiel einfach wegen eines anderen Sportereignisses zu unterbrechen. Bei all den Problemen, die derzeit zu meistern sind, sollte die Bundesliga ein entsprechend selbstbewusstes Auftreten an den Tag legen. Erst dann werden Tweets wie dieser hier nicht mehr passieren:

 

Hier ein kleines Best-Of der Twitter-Meldungen zum gestrigen ORF-Spiel:





 




 

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