News-Archiv / 2013

Kein Weihnachstfrieden in der Bundesliga: ‚Wir sind in einer Sackgasse'

Weihnachtsfrieden in der Bundesliga? Abgesagt! Dass Bundesliga-Vorstand Georg Pangl via Sportwoche den Klubverantwortlichen ausrichten lässt, dass „der professionelle Zugang fehlt", stößt auf wenig Verständnis. Die lang gelebte Solidarität der Liga gerät

 

Ganz Österreich freut sich auf Weihnachten, so auch die österreichische Bundesliga. Ganz besonders wohl Bundesliga-Vorstand Georg Pangl, an dem die vergangenen Wochen nicht spurlos vorübergegangen sind. Im Interview mit der Sportwoche hat Pangl ausgeteilt und das Interview als Druckkochtopf-Ventil genützt. Ein Druckverlust, der Spuren hinterlassen und die Liga-Solidarität auf eine harte Probe stellt.

 

„Der Belastung sollte man standhalten"
Bundesliga-Präsident Hans Rinner hat bereits mit Bundesliga-Vorstand Georg Pangl deswegen telefoniert. Erfreut war über das Interview nicht. Im Gegenteil: „Es ist sicher nicht einfach in Zeiten wie diesen für Georg Pangl - das muss man fairerweise dazu sagen. Aber der Belastung sollte man standhalten. Es ist sicher nicht die richtige Plattform, das über Medien zu tun. So etwas sollte nicht passieren", so Rinner im Gespräch mit 90minuten.at. Jetzt gäbe es eine Weihnachtspause für die Geschäftsstelle, im Jänner soll das Thema dann im Rahmen der Aufsichtsratsklausur besprechen werden.

 

„Es bringt uns nicht weiter"
Die Aufsichtsratsklausur hat auch Bundesliga-Vizepräsident und Austria-Vorstand Markus Kraetschmer im Visier: „Im Jänner findet unsere Aufsichtsratsklausur statt, da werden wir über viele Dinge reden, auch über dieses Interview." Kraetschmer war überrascht, als er das Interview gelesen hat und zeigt nur zum Teil Verständnis: „Es spricht sicherlich Frust heraus, den ich ehrlich gestanden teilweise verstehe aber teilweise auch nicht. Es bringt uns nicht weiter, so etwas über die Medien auszurichten. Das sollte auch in Zukunft nicht passieren. Wir müssen gemeinsam geschlossen vorgehen", fordert der Austria-Vorstand im 90minuten.at-Interview.

 

Kraetschmer denkt, dass Pangl vielleicht die eine oder andere Aussage mittlerweile Leid tut. „Aber auf der andere Seite sind bei dem Interview Themen angesprochen worden, wo ich sage: Da gibt es Aufsichtsgremien, da Bedarf es Beschlüsse, das gilt auch für mich bei der Wiener Austria. Das sind Themen, die sich jeder Vorstand zu stellen hat." Auch Kraetschmer habe im Herbst gemerkt, wie schnell der Druck zunehme, wenn er an den eigenen Verein denkt und meint in Richtung Weihnachtsfrieden: „Man muss jedem Menschen zugestehen, wenn er einen Fehler macht und dieser nachher meint, dass es ein Fehler war. Aber über einige Aussagen war auch ich nicht glücklich."

 

„Eine Schuldfrage muss man immer bei sich selbst suchen"
Auch Ried-Manager Stefan Reiter ist das Interview nicht verborgen geblieben. „Ich habe es als Frustrationsinterview empfunden. So eine Aussage kann ich auch nicht goutieren. Eine Schuldfrage muss man immer bei sich selbst suchen. Das sollte zumindest so sein, aber das ist nicht einfach", sagt er im Gespräch mit 90minuten.at. Reiter ist davon überzeugt, dass Pangl der Meinung ist, dass viele seiner Ideen nicht gut geheißen werden. „Das heißt auch nicht, dass alle Ideen gut sind. Es könnte aber auch so sein, dass gute Ideen dabei sind, die nicht angenommen wurden. Vielleicht wird es nicht ordentlich erklärt oder auch von der anderen Seite nicht verstanden", tappt der Ried-Manager auch ein bisschen im Dunkeln über die Hintergründe von gewissen Entscheidungsprozessen in der Liga.

 

Reiter sieht alle Seiten gefordert, nicht nur den Bundesliga-Vorstand. „Eines ist unbestritten: Wir sind in einer Sackgasse. Alle miteinander. Da müssen wir uns alle an der Nase nehmen. Liga, Aufsichtsrat, Klubs, einfach alle." Der langjährige Ried-Manager sieht auch die vielen Kompromisse von Pangl als mögliches Verbesserungspotenzial: „Mein persönlicher Arbeitsstil ist so, dass ich mich gegen Mehrheiten durchsetze. Ich will niemanden Kompetenzen absprechen, aber wenn ich im sportlichen Bereich Entscheidungen treffe, setze ich die auch durch. Das ist eine Kraftsache. Es braucht eine langfristige Perspektive, das muss man durchsetzen, auch wenn es schmerzhaft ist. Man kann nicht immer nur Kompromisse eingehen."

 

Eine Möglichkeit sieht Reiter daher, dass der Bundesliga-Vorstand mit mehr Entscheiungs-Kompetenzen ausgestattet wird. Kompetenzen, die man aber in Folge auch bereit ist, anzuwenden. „Ich bin ab Jänner auch im Bundesliga-Aufsichtsrat dabei. Ich muss mir das erst alles einmal genau ansehen, ich denke aber schon, dass gewisse Änderungen vorgenommen werden müssen."

 

„Rasenheizung kein Muss, also haben wir auch keine"
Und was sagt eigentlich WAC-Boss Dietmar Riegler, der im Interview von Pangl direkt angegriffen wurde? Er kann die öffentliche Kritik jener Person, die eigentlich den Klubs vorstehen sollte, nicht nachvollziehen: „Wenn Pangl uns öffentlich kritisiert und uns mangelnde Professionalität vorwirft kann ich nur sagen, dass dieses Vorgehen selbst äußerst unprofessionell ist." Der WAC-Klubchef versteht auch die Kritik an sich nicht: „Es hat mehrere Treffen mit der Bundesliga gegeben. Derzeit ist die Rasenheizung kein Muss, kein A-Kriterium. Wenn die Rasenheizung vorgeschrieben wäre, hätten wir auch eine. So weichen wir ins Klagenfurter Stadion aus", so Riegler.

 

Krise als Chance auf Neubeginn?
Die immer stolz präsentierte Ligasolidarität ist durch die Aussagen von Pangl ins Wanken geraten. Die aktuelle Krise ist jedoch auch eine Chance. Solidarität ist zwar wichtig. Aber nur dann, wenn sie nicht dazu führt, dass man unangenehmen Entscheidungen aus dem Weg geht. Einer unangenehmen Entscheidung muss sich die Liga jedoch in den kommenden Monaten stellen: Will man so weitermachen wie in den vergangenen Jahren oder will man etwas ändern, Solidarität hin oder her. Dann klappt es vielleicht auch wieder einmal mit dem Weihnachtsfrieden!

>>> Zum Thema: Das Schnitzel-Problem der Bundesliga

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